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0740 - Das Blutgespenst

0740 - Das Blutgespenst

Titel: 0740 - Das Blutgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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vorher noch gut besuchte Lokal verließen.
    Jetzt war Ted gespannt, ob er jenem seltsamen Blutgespenst begegnete oder nicht…
    ***
    Gino di Cittavecchio wusste, wohin sich der alte Battaglia über kurz oder lang wenden würde. Als er zwischendurch mal zur Toilette musste, hatte er auf dem Rückweg kurz an der Theke gestoppt, einen Grappa getrunken und mit einem 20-Euro-Schein bezahlt. Für das nette Trinkgeld hatte der Wirt ihm Battaglias Adresse genannt.
    Dort versuchte Gino es zuerst. Tatsächlich brannte in dem kleinen Haus noch Licht, die Klappläden der Fenster waren noch offen, und im erleuchteten Zimmer sah Gino den alten Mann.
    Er hatte sich an einem Tisch niedergelassen, der eine schwarze Tischdecke besaß. Fünf Kerzen brannten, und auf der schwarzen Decke zeigten sich weiße Linien, die seltsam geschwungen wirkten.
    Plötzlich sah der Alte auf.
    Auch wenn es draußen dunkel und drinnen hell war, konnte er Gino sehen, der direkt am Fenster stand.
    Battaglia erhob sich. Er machte eine Geste, die Gino in Richtung Haustür wies.
    Gino zögerte einen Moment. Dann aber kam er der Aufforderung nach. Battaglia öffnete und bat ihn herein. Im Innern des kleinen Hauses roch es muffig, überall lag Staub und hingen Spinnweben. Hier war wohl schon seit Monaten nicht mehr richtig aufgeräumt und geputzt worden.
    »Sie müssen die Unordnung schon entschuldigen, Signor di Cittavecchio«, sagte der Alte. »Aber seit meine Frau gestorben ist, lebe ich hier allein. Und ich habe keine Lust, andauernd den Staubfeudel zu schwingen.«
    Gino nickte. Das konnte er ganz gut verstehen.
    »Nehmen Sie Platz«, lud Battaglia ein.
    Gino verzichtete darauf. »Warum haben Sie mich hereingebeten?«, wollte er wissen.
    »Sie sind ein neugieriger Mensch«, sagte der Alte. »Vorhin, in der Osteria, haben Sie aufmerksam die Ohren gespitzt, auch wenn Sie nur wenig gesagt haben. Sie glauben nicht so richtig an das, was ich erzählt habe, nicht wahr? Nun, ich sah, wie Sie durchs Fenster hereinspähten, und werde Ihre Neugierde noch ein wenig mehr stillen, und danach werden Sie daran glauben.«
    Gino wurde misstrauisch. Hatte der Alte diesen Satz wirklich so doppelsinnig gemeint, wie er klang, oder war es Zufall?
    »Es ist ungewöhnlich, dass jemand eine schwarze Tischdecke auf dem Wohnzimmertisch hat«, sagte er langsam. »Wenn jetzt noch eine schwarze Katze herumliefe oder ein Totenschädel auf dem Tuch läge, müsste ich glauben, Sie versuchten eine Teufelsbeschwörung oder so etwas Ähnliches.«
    Er wusste, dass sein Mentor Teodore Eternale schon mit solchen Dingen zu tun gehabt haben wollte, und das Auftauchen des französischen Parapsychologen deutete auch ein wenig in diese Richtung. Dennoch suchte Gino nach einer anderen Erklärung für die Phänomene.
    »Sie haben recht«, sagte Battaglia. »Es ist so etwas Ähnliches.«
    Er hob die Hand und sagte etwas, das Gino nicht verstand. Etwas floss aus der Hand des Alten hervor, ein grünlicher Nebel, der sich auf Gino zubewegte.
    Der sprang ein paar Schritte zurück. Seine Hände flogen nach hinten. Er löste den Klettbügel des Gürtelholsters, das er am Rücken unter der Jacke trug, und riss die Beretta hervor. Er lud durch und schoss ohne Warnung.
    Er verfeuerte das halbe Magazin. Er sah, wie die Kugeln in die Brust des Alten schlugen. Aber der Mann fiel nicht um. Er wurde nicht einmal von der Wucht der aus nächster Nähe abgeschossenen Projektile zurückgeworfen. Er stand wie ein großer, fest verwurzelter Baum. Und der Nebel hatte Gino fast erreicht.
    Der junge Reporter sprang zur Wohnzimmertür hinaus, schlug sie hinter sich zu und verließ das Haus durch die Tür.
    Der Alte öffnete das Fenster einen Spalt weit, und der grünliche Nebel glitt hinaus und folgte Gino, der zu rennen begann.
    ***
    Unterdessen hatten Zamorra und seine Gefährtin das Krankenhaus in Terni wieder erreicht. Ein Polizeifahrzeug und ein ziviler Kombi, der seinem Kennzeichen zufolge aber ebenfalls zum Polizeifuhrpark gehörte, parkten in der Zufahrt.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte Zamorra düster.
    Im Eingangsbereich wurden sie gestoppt. Besucher zu nachmitternächtlicher Stunde waren ungern gesehen.
    »Ich muss dringend mit Doktor Maligore sprechen«, sagte Zamorra. »Ich arbeite mit ihm zusammen an einem Patientenvorfall. Man sagte mir, der Dottore sei im Haus.«
    »Wie war noch gleich Ihr Name?«
    »Professor Zamorra.«
    »Moment, ich frage nach.« Der Wachmann telefonierte. Dann nickte er schließlich.

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