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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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halte Sie für ein menschliches Schwein, dem es nichts ausmacht, andere zu quälen.«
    »Ja«, gab er zu. »Sie haben im Prinzip schon recht. Jeder sieht mich eben anders.«
    »Es macht Ihnen nichts aus?«
    »Was sind schon Menschen?« Er lachte sie an. »Menschen sind unfertige Geschöpfe.«
    »Zu denen Sie auch gehören!« stellte Franca fest.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wieso? Sind Sie kein Mensch?«
    »Darüber würde ich gern mit Ihnen reden, aber ich habe nicht die Zeit dazu. Ich muß etwas von Ihnen erfahren, und Sie werden reden, glauben Sie mir.«
    Franca dachte da anders. Sie hatte den Eindruck, durch Zufall etwas herausgefunden zu haben, was mit dem Begriff Menschsein zusammenhing, und sie wollte mehr darüber wissen. Wie konnte ein Mensch kein Mensch sein, wenn er trotzdem so aussah?
    Der Mann merkte, daß Franca einiges durch den Kopf ging. Er fragte danach. »Was ist mit Ihnen? Worüber denken Sie nach?«
    »Über Ihr Menschsein oder über das Gegenteil davon. Verstehen Sie mich, Signore?«
    »Ja, sehr gut sogar. In Ihrem Kopf muß es nach solchen Antworten durcheinandergehen. Das ist gut zu verstehen. Ihr Denken ist blockiert. Sie können nicht begreifen, daß es außer dem Menschsein noch ganz andere Prioritäten gibt.«
    »Ich weiß es.«
    »Aber nur global.«
    »Das gebe ich zu.« Es war für Franca Simonis erschreckend, mit welch einer schon wissenschaftlich anmutenden Kälte diese Person über Dinge sprach, die eigentlich zum höchsten Gut auf dieser Welt zählten. So wie er redete, setzte er sich gewissermaßen über die Menschen hinweg, er verachtete sie, es würde ihm Spaß bereiten, sie niederzumachen, obwohl er zu dieser Spezies gehörte.
    Oder etwa doch nicht?
    Ihr kam der Gedanke an den Urgegner, den Teufel. Hatte auch er es nicht verstanden, sich zu tarnen? Gehörte er nicht auch zu den Wesen, die geschickt genug waren, ihr wahres Bild zu verbergen?
    Daß hinter seinem Äußeren ein ganz anderer steckte?
    Es war alles möglich, denn die Feinde trieben ein verheerendes Spiel, das bisher noch nicht gestoppt werden konnte.
    Der Mann stützte sich mit dem Ellbogen auf dem Rand der Wanne ab. »Ich habe noch immer den Eindruck, daß Sie mir nicht so recht glauben wollen. Sie halten noch vieles für einen Bluff.«
    »Kann sein.«
    »Brauchen Sie Beweise?«
    »Es wäre nett.«
    Er freute sich darüber. »Ja, ich will Ihnen den Gefallen sogar tun. Bevor wir zu den eigentlichen Dingen kommen, sollen Sie sehen, mit wem Sie es tatsächlich zu tun haben. Ich denke da für Sie mit. Sie werden den Erfolg Ihrer Bemühung erkennen können, obwohl Sie damit nichts mehr anfangen können, aber ich möchte Ihnen beweisen, daß Sie nicht falsch gelegen haben.«
    »Dann bitte.«
    Er stand auf.
    Seine Bewegungen waren fließend, nicht steif. Sie erinnerten Franca an die eines geschmeidigen Tieres. Er blieb vor der Wanne stehen und senkte den Kopf, damit es der Frau gelang, ihm ohne viel Mühe, ins Gesicht zu schauen.
    Eine Mauer des Schweigens wuchs zwischen ihnen auf.
    Noch tat sich nichts.
    Dann lächelte er.
    Und mit seinem Lächeln begann die Veränderung. Seine Gesichtshaut blieb, sie fiel nicht ab, obwohl Franca den Eindruck hatte, als würde dies geschehen, denn was sich bisher in seinem Innern verborgen gehalten hatte, drang nun nach vorn.
    Es war sein wahres Gesicht!
    Eine Fratze, ein Maul mit breiter Öffnung und langen Zähnen, zwischen denen Schleim hing. So hätte auch die Schnauze einer Echse aussehen können. Sie sah Schuppen und dicke Pusteln, und plötzlich war Franca, als hätte jemand unzählige Eisstücke in die Wanne hineingekippt, die ihren Körper mit einem gewaltigen Panzer bedeckten.
    Was sich hinter dem normalen Gesicht zeigte, war einfach unbeschreiblich.
    Es war grausam, aber es war eine Tatsache. Und sie wußte auch, daß sie und ihre Organisation die richtige Spur aufgenommen hatten.
    Vor ihr stand eine Kreatur der Finsternis!
    ***
    Franca Simonis konnte nicht sprechen. Ihr Hals war verstopft, als hätte jemand alte Lappen in ihre Kehle gewürgt. Sie atmete auch nicht, sie spürte nur dieses unendliche Grauen, das wie kleine Flammen über ihren Körper hinwegstrich, so daß sich die Kälte und die Hitze miteinander mischen konnten.
    Es war einfach grauenhaft…
    Franca konnte es nicht begreifen. Sie hielt es für einen bösen, grausamen Scherz. Das Wissen um diesen Anblick durchdrang sie wie die Schneide eines Messers.
    Furchtbar…
    So also sahen sie aus. Zumindest eine von ihnen.

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