0743 - Finsternis
wiederum das Eis in seinen verfluchten Augen.
Allmählich überkam sie eine furchtbare Ahnung…
Er hielt den Duschkopf in der rechten Hand und spielte mit ihm, denn er schlug ihn einige Male auf seine linke Handfläche, als wollte er Stärke demonstrieren.
»Damit kann man einiges anfangen«, flüsterte er.
Franca Simonis schwieg.
»Man kann sich reinigen. Dafür ist es auch vorgesehen. Aber es kommt immer auf die Dosis an. In gewisser Menge eingenommen, kann sogar der Alkohol zu einer Medizin werden. Aber wehe, es wird übertrieben, die Folgen sind kaum zu fassen.«
»Hören Sie auf!«
»Nein, ich fange erst an!«
Das demonstrierte er noch in derselben Sekunde, denn er griff an Franca vorbei, wobei seine Hand nach der Armatur zielte, die mit einem roten Punkt bedeckt war. Sie bestand aus einem Kreuzgriff.
Wenn er ihn aufdrehte, würde heißes Wasser aus dem Hahn strömen…
»Nein, nicht!« Mit der freien Hand griff Franca zu und umklammerte sein Gelenk.
Er wurde ganz ruhig. »Lassen Sie es!« flüsterte er.
»Nie!«
Er schlug ihr auf den Kopf.
Franca schrie auf und sackte zusammen. Sie rutschte dabei ein Stück vor, wurde aber von der Handschelle gehalten und lag nun trotzdem mehr, als sie saß.
Der Mann stand über ihr. Er hielt die Handdusche in der Linken, mit der rechten Hand stellte er den Hebel um, damit heißes Wasser aus der Düse zischte, an der er noch drehte und dafür sorgte, daß der Strahl nicht zu stark auseinanderfächerte.
»Sie werden mir etwas sagen«, flüsterte er. »Sie werden mir alles sagen, oder ich koche Sie wie einen Krebs, ebenso rot werden Sie aussehen. Haben Sie schon einmal einen Krebs gesehen oder die durch Wasser verbrannte Haut eines Menschen? Es gibt da nicht viele Unterschiede, kann ich Ihnen versichern.«
Franca hielt den Mund offen, ohne schreien zu können. Als sie es endlich schaffte, hörte sie ein Zischen, das ihren Schrei leicht übertönte.
Der Mann hatte den Griff nach links gedreht!
Aus der Öffnung der Handdusche schoß ein kochendheißer Wasserstrahl.
Franca zog in einem Reflex die Beine an, damit sie nicht an den Knöcheln erwischt wurden.
Der Folterknecht lachte. Noch hielt er den Strahl so, daß er gegen den Abfluß zischte.
Dampf wölkte auf. Das Wasser war sehr heiß geworden. Die Schwaden verteilten sich schnell im Raum, und ebenso schnell war die glatte Fläche des Spiegels über dem Waschbecken beschlagen.
Franca Simonis kam sich vor wie in einem von unheimlichen Nebelschwaden erfüllten Folterkeller, in deren Mittelpunkt sie stand. Das Zischen des Wassers war die schaurige Musik und hörte sich an, als hätte der Teufel seinen Spaß an dieser Folter.
Der Mann stand leicht gebückt neben der Wanne. Noch drehte er nur seinen Kopf, nicht die Dusche.
»Wie heißt der Mann, oder wie heißt die Frau, die dich hier im Hotel unterstützt?«
»Es gibt sie nicht!«
»Dann war alles Bluff?«
»Ja!«
»Hm.« Er überlegte, hob die Schultern und sagte: »Tut mir leid, aber ich kann dir nicht glauben!«
»Bitte, ich…« Ihre Augen weiteten sich, als er die Dusche bewegte und die Richtung des Strahls veränderte, so daß sich das heiße Wasser ihren Füßen näherte.
»Jetzt sind sie an der Reihe. Dann werde ich immer höher und weiter gehen, verstanden?«
»So hören Sie doch!«
»Nein, ich höre nicht mehr.«
Danach gellte ein schriller Frauenschrei durch das kleine Badezimmer…
***
Zunächst wunderte ich mich darüber, daß die Tür zu Francas Zimmer nicht abgeschlossen war. Das nahm ich noch hin. Sekunden später, als ich das Zimmer betreten hatte, stieg mein Mißtrauen noch weiter an, denn die durch den Raum wehende Feuchtigkeit legte sich wie ein nasser Schwamm auf mein Gesicht.
War sie im Bad?
Ich schloß die Tür. Das mußte einfach so sein, sonst wären mir nicht die Schwaden entgegengeweht.
Ich hatte zwar mit ihr reden wollen, hätte allerdings nicht gedacht, daß ich Franca bei einem derartig intimen Vorgang stören würde.
Hinter dem Flur mußte ich mich dann nach links wenden, um das Bad zu erreichen. Mein Blick fiel auf ein Bett, das ziemlich zerwühlt aussah. Ich sah sogar eine Nachttischleuchte auf dem Boden liegen.
Da schrillten die Alarmglocken.
Ich ging schneller.
Jetzt hörte ich das Rauschen des Wassers, schaute nach links und sah, daß die Tür zum Bad offenstand. Wolken drängten hervor.
Da waren auch Stimmen zu hören.
Und der gräßliche Schrei.
Ich war mit einem Sprung an der Tür und riß sie
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