0744 - Die Verwandlung
gesehen hatte und über ihn erstaunt gewesen war.
Auch über Dagmar?
Eigentlich hätte sie diese Person richtig einschätzen müssen. Sie wußte ja, daß sie auf der anderen Seite stand. Deshalb war dieser erstaunte Ausdruck in den Augen auf den zweiten Blick nicht mehr so erklärbar für mich. Was war hier tatsächlich vorgefallen?
Ich suchte im Zimmer nach weiteren Spuren oder Hinweisen, ohne jedoch welche finden zu können.
Der Killer war ein Könner gewesen. Er hatte nichts Verdächtiges hinterlassen.
Schließlich setzte ich mich auf das Bett, den Kopf nach vorn gesenkt. Hin und wieder schüttelte ich ihn, da ich das Grauen einfach nicht fassen konnte.
Dieser Mord kam mir so sinnlos vor. Andererseits - war nicht jeder Mord sinnlos?
Ich rauchte eine Zigarette und dachte daran, daß Franca Besuch von einer Kreatur der Finsternis bekommen hatte. Im letzten Moment war es mir gelungen, ihr Leben zu retten, aber nur, um ihr einen Aufschub zu geben. Nun war sie tot.
Ich stand wieder auf.
Der nächste Weg führte mich zum Fenster.
Ein wunderbarer Himmel stand über dem Land. Die Sterne funkelten in einer kaum beschreiblichen Pracht. Sie alle kamen mir so nah vor, und der Himmel hatte sein bestes Kleid angezogen, um den Triumph über das Böse zu verkünden.
Nein und abermals nein. Noch war der Triumph nicht perfekt. Franca Simonis war ein Opfer des Schreckens geworden, und ich mußte ihren Mörder finden.
Befand er sich unter den Menschen auf der Eisbahn? Daran glaubte ich nicht mehr, denn sie zählten nicht direkt zu den Kreaturen der Finsternis, sie hatten sich nur einfangen lassen. Sollte der Mörder noch leben, so engte sich der Kreis der Personen stark ein, und ich kam eigentlich nur auf die Zahl zwei.
Dagmar und der Junge!
Als ich an Elohim dachte, rann über meinen Rücken ein kalter Schauer. Daß er mit dieser Tat etwas zu tun haben konnte, machte es nicht gerade einfacher für mich. Oder war es Angelo gewesen? Ihm hätte ich diese Bluttat noch am ehesten zugetraut.
Ich hoffte es nicht, denn ich wollte dem Täter Auge in Auge gegenüberstehen, um ihm meine Anklagen ins Gesicht schleudern zu können.
Ich spürte einen Druck, der mein Herz umklammerte und mir das Atmen erschwerte. Meine Glieder waren schwer geworden, aber es half keinem weiter, wenn ich hier am Fenster stehenblieb und trauerte. Ich mußte etwas unternehmen.
Hinter dem Hotel hatte sich einiges verändert. Die Gäste waren wieder in das Haus gegangen. Allerdings verhielten sie sich so leise, daß ich sie nicht hören konnte. Nicht einmal das Schlagen einer Zimmertür war zu vernehmen. Auch Elohim sah ich nicht. Ich hoffte, daß er Jessica auffiel und sie sich um ihn kümmerte.
Natürlich mußte ich auch die Schweizer Polizei informieren. Zum Glück kannte ich dort einige Männer, die etwas zu sagen hatten und höhere Positionen bekleideten.
Ich wollte das Zimmer verlassen. Den Anblick der Toten noch länger zu ertragen, brachte ich einfach nicht fertig. Allerdings bückte ich mich und schloß ihr die Augen, sprach auch ein kurzes Gebet, das war alles, was ich für sie tun konnte.
Ich schob den Körper anschließend etwas zur Seite, um die Tür weiter öffnen zu können. Alle Bewegungen verrieten einen gewissen Automatismus, so daß es aussah, als hätte mir ein Fremder befohlen, was ich zu tun hatte.
Ich drückte die Tür so weit auf, daß ich bequem auf den Flur gehen konnte und hatte ihn kaum erreicht, als ich Schritte hörte. Sie warfen ein seltsames Echo. Mir kam es vor, als würde die Person mit einem Fuß auf dem Teppich und mit dem anderen auf dem mit Marmor ausgelegten Gang gehen.
Sehr seltsam…
Kehrte der Täter an den Ort seiner Tat zurück? Würde sich hier ein altes Sprichwort bewahrheiten?
Wie dem auch sei, ich war auf der Hut, trat zurück und preßte mich neben der Tür gegen die Wand, den Kopf dabei so gedreht, daß ich dorthin schaute, wo sich auch die Haupttreppe befand.
Von da mußte die Person kommen.
Sie kam auch. Sehr bald schon würde sie in das leichte Streulicht einer Lampe geraten, da konnte ich sie dann erkennen.
Bisher sah ich nur einen Schatten, der allerdings deutlichere Ausmaße annahm.
Da kam eine Frau.
Sekunden nach dieser Erkenntnis hatte sie das Licht erreicht und blieb dort stehen, als wüßte sie genau, daß ich auf sie wartete.
Mein Magen krampfte sich zusammen.
Die Person war Dagmar!
***
Dagmar, die Mörderin? Diejenige, die sogar das Herz aus dem Leib eines Menschen geschnitten
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