0746 - Merlins Zauberbrunnen
er sie fest im Arm und strich ihr über den Rücken.
Teri löste sich von ihm, setzte sich auf und blickte sich ungläubig um.
Immer noch kämpften die Brüder gegeneinander, ohne dass einer einen Vorteil erlangen konnte.
»So lange können wir nicht fortgewesen sein«, flüsterte sie. »Dabei kam es mir wie Hunderte von Jahren vor.«
Sie nahm Fenrir wahr. Ein Lächeln überzog ihr Gesicht. Ihre Hand tastete nach dem Wolf und kraulte ihm das Nackenfell, die beliebte Stelle hinter den Ohren. Der Wolf genoss die so lange entbehrte Zuwendung.
Wer ist G'Kearr?, fragte Fenrir nach.
Teri zögerte mit der Antwort. Sie wusste nicht, ob die Erlebnisse am See nur geträumt waren oder ob sie sich kurzfristig in einer anderen Welt befunden hatte. Deshalb erzählte sie ihren Gefährten davon.
»Sie sagte, sie sei mein Lebensbaum«, schloss sie ihren Bericht.
Eine steile Falte erschien an Gryfs Nasenwurzel.
»Du besitzt keinen Lebensbaum«, erinnerte er Teri.
»Das weiß ich«, sagte sie nachdenklich.
Und die Panzerhornschrexe findet keinen Einlass in Broceliande, gab Fenrir zu bedenken.
Teri kratzte sich am Hinterkopf. Auch das, was der Wolf ansprach, war ihr bekannt. Sie war noch sehr verwirrt und konnte die Vision, wie sie es bei sich nannte, nicht einordnen.
»Sie befand sich im Spiegelbild von G'Kearr. Entweder kann sie sich dort manifestieren, oder aber es war alles nur eine Halluzination.« Sie presste die Lippen zusammen. »Dabei war ich mir sicher, dass sie G'Kearr und mich tötete…«
Sie zeigte auf Sid und Merlin. »Wir müssen versuchen, beide voneinander fernzuhalten.«
»Schon wieder? Das hat doch gerade eben nicht geklappt.« Gryf war skeptisch. »Schau mich nicht so an, ich erledige das. Kannst du Zamorra und Nicole holen?«
Teri nickte. Sie konzentrierte sich auf die beiden Dämonenjäger.
»Ja, ich habe sie telepathisch gefunden«, antwortete sie nach wenigen Sekunden. »Sie begegneten gerade einigen sehr seltsamen Bewohnern von Broceliande.«
»Gibt’s da auch andere? Einigermaßen normale?« Gryf grinste. »Der olle Merlin hat doch hier alles versammelt, was einen Schuss weg hat.«
Ich komme mit, um Frieden zu stiften, sagte Fenrir in Gedanken zu Gryf.
»Du? Hast du überhaupt die Kraft, dorthin zu gelangen?« Der Silbermond-Druide schüttelte den Kopf.
Notfalls trägst du mich, verlangte der Wolf, was den Druiden ein Lächeln entlockte. Nur muss alles, was wir jetzt unternehmen, schnell gehen, damit nicht noch mehr Schlimmes geschieht. Sieben Tote sind mehr als genug. Nämlich sieben zu viel!
Dem blieb nichts mehr hinzuzufügen. Teri verschwand mit einem zeitlosen Sprung, um Nicole und Zamorra zu holen.
Währenddessen kümmerten sich Gryf und Fenrir darum, dass der Streit der ungleichen Brüder ein Ende finden sollte.
Es wurde auch Zeit.
Asmodis hatte sich entmaterialisiert. Merlins magische Energien fuhren noch ohne Widerstand in den Wald, da tauchte sein dunkler Bruder hinter ihm bereits wieder auf -und schlug zu!
***
Merlin war dermaßen überrascht vom Plan seines Bruders, dass ihn der erste Hieb gegen die Schulter wie ein Vorschlaghammer traf.
Den zweiten Schlag blockte er ab, und Sid wurde zur Seite geschleudert.
Wieder auf den Beinen zog er anerkennend die Augenbrauen hoch. So viel Kraft und Behändigkeit hätte er seinem Bruder nicht zugetraut.
Trotzdem, er musste ihn töten! Koste es, was es wolle.
Merlins Vorgehen gegen die Tonkan zeigte erbarmungslos dessen gegenwärtigen Geisteszustand auf.
So war er eine Gefahr für alle Lebewesen in seiner Umgebung. Und das nicht nur in Broceliande.
Amos stand schwer atmend da, als habe ihn der Angriff viel Kraft gekostet. Was konnte er gegen seinen Bruder unternehmen? Mit Magie kam er kaum gegen ihn an. In dieser Hinsicht waren sie gleichwertig.
Also blieb nur rohe, körperliche Gewalt!
Er musste Merlin erschlagen, wenn er über ihn triumphieren wollte.
Das hässliche Wort »Brudermord« schreckte ihn nicht ab. Nicht mehr nach dem, was in der letzten halben Stunde vorgefallen war.
Er vergaß, dass er nach Broceliande gekommen war, um den Zauberbrunnen zu aktivieren.
Er wusste nicht mehr, dass er die Anstrengungen der letzten Zeit für seinen Bruder unternommen hatte.
Ihn erfüllte nur noch der Wunsch, den anderen zu beseitigen.
Zu vernichten!
Asmodis stürzte sich auf seinen Lichtbruder.
Merlin rannte einige Schritte auf den Brunnen zu. Es sah aus, als wolle er bei Gryf und Fenrir Hilfe holen. In Wirklichkeit sah er
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