0746 - Merlins Zauberbrunnen
die beiden nicht. Er bemerkte auch nicht, dass Teri verschwunden war und An'dean einen Zauber wob.
Auch die Präsenz der kleinen Tonkanhorde drang nicht in sein Bewusstsein vor.
Er sah und spürte nur eines, seinen Bruder und dessen Angriffe.
Genau wie Amos war auch er sich klar darüber, dass es nur noch einen von ihnen geben durfte.
Er wehrte sich verzweifelt gegen dessen Hiebe und versuchte seinerseits, Treffer anzubringen, doch körperlich war sein Bruder der Stärkere und trieb ihn immer mehr dem Zauberbrunnen entgegen.
»Hört auf, ihr Narren!«, schrie Gryf ihnen entgegen. Auch Fenrir versuchte, telepathischen Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Aber die ungleichen Brüder waren so auf sich fixiert, dass sie unfähig schienen, äußere Einflüsse wahrzunehmen.
Merlin ergriff die Flucht.
Nur wenige Meter vom Brunnen entfernt stolperte er und fiel auf den Rücken.
Sid nutzte die günstige Gelegenheit aus und stürzte sich auf den auf dem Boden Liegenden.
Er rammte seine Knie in Merlins Rippen, dass Gryf und Fenrir die Knochen knacken hörten.
Der Zauberer schrie vor Schmerzen und vor Atemnot.
Asmodis legte seine Hände fest wie einen Schraubstock um Merlins Hals.
Jetzt musste er nur noch einmal zudrücken, dann war alles vorbei.
Merlins Hände umfassten Asmodis' Handgelenke, in der irrigen Hoffnung, das Verhängnis noch abwenden zu können.
Da drückte Asmodis mit aller Gewalt zu. Er legte seine ganze Kraft in diese Bewegung und brach Merlin das Genick!
***
Der zeitlose Sprung brachte Teri Rheken zu Nicole Duval und Zamorra. Sie betrachtete die beiden seltsamen Wesen, mit denen sich die beiden Franzosen unterhielten.
»Da kommt ja noch eine, die gefressen werden will«, krächzte die Phönix.
»Hast rcht«, keuchte das sprechende Obst.
Teri schüttelte den Kopf.
»Geht's denen zu gut?«, fragte sie und tippte sich mit dem Finger an die Stirn.
Zamorra winkte ab.
»Sie gehört zu uns«, erklärte er den Bewohnern von Broceliande.
»Stimmt, die kenne ich«, bestätigte die Phönix.
»Wie schadä«, zischte das Früchtchen.
»Woher kennst du mich?«, erkundigte sich Teri.
Die Phönix tänzelte näher. »Nun, ich bin bestimmt das einzige Lebewesen im Zaubergarten, dem die damalige Katastrophe so gut wie nichts ausmachte. Ich entsteige aus jeder Asche nach oben.«
»Unglaublich, was es hier alles für Lebensformen gibt«, staunte Nicole.
»Es gibt noch viel mehr, als ihr glaubt«, sagte Teri ernst. »Wir müssen uns beeilen.«
»Ist es so schlimm?« Zamorra interpretierte ihren Gesichtsausdruck richtig.
»Merlin und Asmodis kämpfen gegeneinander«, berichtete Teri. »Außerdem befinden sich An’dean und Fenrir beim Brunnen.«
»Fenrir?« Nicoles Gesicht strahlte. »Der ist doch schon ewig lange weg.«
»Und eine Tonkanhorde«, bereitete Teri ihre Freunde auf eine Überraschung vor.
»Tonkan?« Zamorra konnte nichts mit diesem Wort anfangen.
»Elfennachkömmlinge, die schmutzig aussehen«, erklärte Teri. »Aber das kann ich noch vor Ort erklären. Es eilt, wirklich.«
»Fenrir!« Zamorra grinste. Erfreute sich auf den alten Wolf.
Teri kümmerte sich nicht mehr um die beiden Bewohner Broceliandes. Sie reichte Nicole und Zamorra die Hand und zog sie mit in den zeitlosen Sprung.
***
An'dean:
Zwei von D'Halas Seelen-Tränen befinden sich noch in meiner Tasche.
Ich habe ein magisches Netz gewoben, damit ich die Zeremonie ohne Fehler zu Ende führen kann.
Irgendwo hinter mir nehme ich Geschrei wahr und höre es doch nicht. Es ist egal, was noch geschieht. Ich habe mich entschieden, und diesen Entschluss mache ich nicht mehr rückgängig.
Ich stehe am Brunnen, die anderen befinden sich hinter mir. Die Tasche aus Lakxaleder steht auf dem Brunnenrand. Ich öffne sie und wickle die zwei Seelen-Tränen aus ihren Stoffbahnen. Niemand von den anderen kann beobachten, was ich da mache.
Dann werfe ich sie in den Brunnen. Es gibt zwei klatschende Geräusche, als sie auf das Wasser auftreffen und untertauchen. Nach wenigen Augenblicken schwimmen sie wieder an der Oberfläche.
Kommt es mir nur so vor oder sieht es im Brunnenschacht nun heller aus? Ist das keine Einbildung von mir?
Ich greife nochmal in die Tasche, hole den Dhyarra heraus und wiege ihn nachdenklich in der Hand. Ich spüre, dass ich den Kristall hier nicht benutzen darf. Dann stelle die die Tasche auf den Boden, den Sternenstein lege ich obendrauf. Er ist eine Leihgabe von Amos. Er soll ihn zurückhaben. Ich brauche ihn nicht
Weitere Kostenlose Bücher