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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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beiden Gegenstände wogen viele Zentner und hätten selbst einen kräftigeren Mann, als es Joris Huysmans war, überfordert.
    Huysmans fluchte lästerlich und beschloss, die Aktion vorerst abzubrechen.
    Doch seine Entdeckung hatte ihn in eine geradezu euphorische Erregung versetzt. Er arbeitete fieberhaft bis spät in die Nacht und legte sich erst ins Bett, als er vor Müdigkeit kaum noch geradeaus schauen konnte. Todmüde wühlte er sich unter die Bettdecke und wartete mit bleischweren Lidern auf den Schlaf.
    Irgendetwas mit den Wasserleitungen im Schloss schien nicht zu stimmen. Jedenfalls war ihm bisher dieses penetrante Klopfen noch nie aufgefallen. Es war leise, setzte aber nie aus und erinnerte an fernen Trommelklang. Morgen würde er Antun darauf ansprechen.
    Mit diesem Gedanken gelang es Huysmans endlich einzuschlafen…
    Am nächsten Tag wartete er bis zum Mittag, dann ging er zurück in den Saal.
    Die Stille in dem Flügel des Schlosses war nun greifbar. Auch das Pochen in der Wasserleitung hatte aufgehört. Seine eigenen Schritte kamen Huysmans nun vor wie Paukenschläge.
    Er betrat den Saal, und ein muffiger Geruch von alter, verbrauchter Luft schlug ihm entgegen. Mühsam drückte er sich zwischen den Kunstgegenständen hindurch, legte sich dann auf den Boden und schob sich bäuchlings vorwärts. Staub kitzelte in seiner Nase. Er musste den Kopf auf das Parkett drücken, und so konnte er sich zwischen der Wand und dem Bug des Kriegskanus hindurchwinden. Die Aktion hatte etwas würdelos Kindisches an sich.
    Keuchend und schwitzend richtete sich Huysmans auf der anderen Seite des Bootes wieder auf. Jetzt hatte er zumindest genug Platz, um sich an der Wand entlangzubewegen und sie zu untersuchen.
    Der Saal war in einem überzogenen gotischen Stil ausgestattet, wie er der Mode des 19. Jahrhunderts entsprach. Die Wände waren mit dunklem Holz vertäfelt. Säulen zogen sich vom Boden über die Wände bis zur Decke und verzweigten sich dort in ein verwirrendes Geflecht voh. Zacken und Vorsprüngen. Geschnitzte Blätter, Blüten und Dornenzweige bedeckten die Wände zwischen den Säulen und erweckten den Eindruck einer Hecke, hinter der sich ein Märchenschloss verstecken mochte. An manchen Stellen waren noch Spuren der ursprünglichen Vergoldung zu erkennen.
    Zentimeter für Zentimeter arbeitete sich Huysmans vorwärts. Er tastete, befingerte, klopfte, horchte. Irgendwo zwischen diesen zahllosen Blättern, Ranken, Dornen konnte - nein, musste! - eine Geheimtür sein. Und dahinter war…
    Huysmans konnte nicht genau sagen, was, aber er wusste, dass es von überragender Wichtigkeit war. Diese Gewissheit wuchs plötzlich in seinem Bewusstsein, war fest wie ein Stein. Diese Empfindung war so stark, dass jede Sekunde, die er vergeblich suchte, in Huysmans den Hass wachsen ließ. Diese Wand, diese verfluchte Fläche war eine böswillige Sperre, die ihm den gerechten Lohn verweigerte.
    Zähneknirschend, mit immer größerer Hast und immer heftigeren Bewegungen tastete Joris Huysmans die Wand weiter ab. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, kletterte auf das Boot und untersuchte die Wand bis unter die Decke. Und immer stieß er nur auf den starrsinnigen Widerstand des Holzes. Seine Fingerspitzen waren zerschunden und begannen zu bluten.
    Bald war es nicht nur die Anstrengung, die ihn ins Schwitzen brachte, sondern die reine Wut. Längst schon war er nicht mehr Herr seiner Selbst. Er war zu einem Getriebenen geworden. Eine geheimnisvolle Kraft hatte ihn erfasst, bestimmte seine Handlungen und führte ihn in eine vorgegebene Richtung.
    Hätte Huysmans sich selbst gesehen, so hätte ihm der eigene Anblick Furcht eingejagt.
    Wenn er sich überhaupt erkannt hätte. Das Gesicht war schmutzig vom Staub, durch den Schweißbäche glänzende Rinnen zogen, die Haare wirr und schweißnass. Strähnen klebten in seiner Stirn, als würden Risse durch den Schädel laufen. Die Augen zeigten ein irres Funkeln. Dieser Mann war nicht mehr als eine Hülle, die Joris Huysmans ähnelte, ohne wirklich etwas mit ihm zu tun zu haben.
    Ohne Rücksicht hämmerte Huysmans nun mit der Faust gegen die Wand. Er schlug sich die Hände an den geschnitzten Dornen blutig und wurde durch den Schmerz noch wütender und hektischer.
    Ein leises Knirschen ließ ihn erstarren. Er drehte den Kopf, lauschte, tastete mit seinen wunden Fingerspitzen.
    Dann spürte er eine Lücke in der Wandtäfelung. Es war ein schmaler Spalt direkt neben einer der Säulen.

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