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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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schwachen Versuch, sich zu nähern, doch sein Zögern überzeugte Huysmans von der Kraft, die ihm gegeben worden war.
    Als hätte er erst dieser Bestätigung bedurft, spürte er jetzt die Energie in den Gegenständen, die er umklammerte. Sie stieg in seine Arme, pulsierte durch seinen Körper - und sie reinigte seinen Geist.
    Wie ein scharfer Schnitt befreite sie Huysmans von dem Gestrüpp, dem Unrat und dem Müll seines bisherigen Lebens. Jahre und Jahrzehnte des Scheiterns, der enttäuschten und betrogenen Hoffnungen beugten sich vor dieser Sense und vergingen im Nichts.
    Es wäre besser, Sie würden nicht näher kommen, dachte Huysmans, und der Graf stockte, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen.
    Nun begann Huysmans zu schweben. Es war ganz einfach. Der Wunsch dazu reichte aus, und er erhob sich in die Luft. Es war wie in einem Traum - und doch war es Wirklichkeit!
    Die Schwerkraft hatte einen Gefangenen verloren. Huysmans stieg noch etwas höher, bis sein Kopf fast die Decke berührte. Des Esseintes und Antun starrten ihn an, die Köpfe in den Nacken gelegt. Ihre Gesichter drückten Unverständnis, Staunen und auch Furcht aus.
    Der schwebende Mann wirkte mit seinen ausgebreiteten Armen wie die Parodie eines Segnenden. Sein schmutziges, verschwitztes Gesicht schimmerte vom Glanz der Ekstase. Seine Augen waren schwarz wie polierter Stein und funkelten, als würde eine verborgene Sonne Funken sprühen.
    Des Esseintes wollte den Mund öffnen, aber bevor er auch nur einen Ton über die Lippen brachte, packte ihn eine unsichtbare Faust und schleuderte ihn nach hinten, wo er gegen die Wand prallte und stöhnend liegen blieb.
    Ein höhnisches Gelächter drang aus Huysmans Kehle.
    Joris Huysmans hatte es geschafft. Er wusste, dass er einer der ihren war - einer aus der weltumspannenden, die Zeiten durchschreitenden Bruderschaft der Magier. Derjenigen, in deren Händen die wahre Macht liegt.
    Er achtete nicht auf den leichten Stich in seiner Schulter - er war unbesiegbar!
    Huysmans konzentrierte seine Aufmerksamkeit völlig auf den Grafen Florace des Esseintes, der sich mühsam auf die Seite wälzte und mit einer ebenso absurden wie beinahe rührenden Bewegung seinen Krawattenknoten richtete.
    So entgingen dem Magier zwei Dinge. Er bemerkte nicht, dass an seiner Schulter, wo ihn in der Vision das Schwert getroffen hatte, eine Wunde zu bluten begann. Ebenso wenig registrierte er die Veränderung der Augenfarbe des Gärtners. Was eben noch ein freundliches Braun gewesen war, wechselte jetzt zu einem raubtierartigen glühenden Gelb. Die Pupille darin wurde zu einem senkrechten Spalt.
    Kein Mensch konnte Joris Huysmans je wieder besiegen. Niemals!
    Aber Antun war kein Mensch. Er war mehr - oder vielleicht auch weniger - als ein normaler Sterblicher.
    Instinktiv hatte Antun die Schwäche des Magiers erkannt. Es wäre für Huysmans die Sache eines Gedankens gewesen, die Wunde an seiner Schulter zu schließen, doch er vergaß es einfach. Es war auch nicht so, dass ihn die Wunde in irgendeiner Weise schwächte. Doch ihr Anblick, das Blut, das nun Huysmans' Jacke färbte, erweckte in Antun die Illusion, der Magier habe eine schwache Stelle.
    Das war nichts als ein Irrtum, doch Antun griff an. Mit einem heiseren Fauchen warf er sich aus dem Stand vorwärts. Zwei Sprünge brauchte er, um die Distanz zwischen sich und dem schwebenden Huysmans zu überwinden.
    Um den Magier baute sich ein Energiefeld auf, die Luft um ihn begann zu kochen. Schlieren und Wirbel hüllten ihn ein und ließen die Umrisse seiner Gestalt verschwimmen.
    Mit aufgerissenen Augen beobachtete der Graf des Esseintes das Geschehen. Furcht, aber auch Faszination erfüllten ihn.
    Antun stieß sich ab und sprang hoch.
    Die kochende Luft verbrannte seine Haut, er gab einen wütenden Schmerzensschrei von sich.
    Ein greller Blitz blendete des Esseintes, und der Graf schlug die Hände vor die Augen wie ein erschrockenes Kind.
    Lärm kam auf. Er begann als Knistern und Wimmern, raste heran wie eine Lawine und tobte dann, alles erfüllend, alles zum Vibrieren bringend.
    Des Esseintes vernahm Kampfgeschrei, aber auch Stöhnen, Wimmern und Heulen. Alles, was auf der Welt jemals in Sieg oder Niederlage, Glück und Schmerz aus menschlichen Kehlen gedrungen war, toste nun in dem Saal.
    Begleitet wurde der Lärm von aufblitzenden Lichtern. Orange, rot und gelb flammte es auf, wurde dann überdeckt von weißen Blitzen, die alle Farben schluckten und in ihrer

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