0763 - Sarkanas Rache
Monitors.
»Danke, Raffael«, stieß sie hervor, beugte sich über ihn und wollte ihn umarmen.
Sie griff ins Leere und fiel beinahe in den Sessel.
Raffael war verschwunden.
Wie immer, wenn er seine Arbeit erledigt hatte - im Leben wie nach dem Tode…
***
»Sarkana«, flüsterte Zamorra.
Ted beugte sich über das Amulett, das Zamorra in der Hand vor sich hielt. Das Bild war selbstleuchend, deshalb konnte er auch in der Dunkelheit erkennen, was Zamorra sah.
Es stimmte. Der Vampir war Sarkana!
»Diese Flugratte«, murmelte Ted. »Diesmal kriegen wir ihn.«
Zamorra hörte seine Stimme wie durch Watte und brauchte Zeit, die Worte zu verarbeiten. Derweil steuerte er die Zeitschau weiter vorwärts. Sarkana entfernte sich vom Tatort. Tatsächlich zu Fuß, nicht durch die Luft!
Natürlich: Es war zu der Zeit noch zu hell für einen Flug gewesen! Wenn der Vampir seine Fluggestalt annahm, fiel seine Kleidung von ihm ab, und er war ungeschützt. Das musste auch einem Vampir, der Tageslicht ertrug, zu schaffen machen. Denn eine hundertprozentige Immunität gab es für ihn sicherlich nicht.
Das schafften nur die »echten« Tageslichtvampire, doch Sarkana war viel zu alt, um einer von ihnen zu sein. Er hatte sich seine Resistenz durch sein Alter erworben. Nicht umsonst pflegte er stets Kleidung zu tragen, die so viel wie möglich von seiner Haut bedeckte. Nur im äußersten Notfall würde er das Risiko eingehen, bei Tage zu fliegen. Dieser Notfall war für ihn hier aber nicht gegeben. Im Gegenteil, eine Verwandlung hätte jémandem auffallen können.
Er war also tatsächlich auf Schusters Rappen unterwegs!
»Wir kriegen ihn«, flüsterte auch Zamorra und setzte sich in Bewegung. Er schritt schneller aus als der Vampir selbst, verfiel in einen lockeren Trab, während er die Zeitschau in entsprechender Geschwindigkeit vorwärts steuerte.
Er lief so lange, bis sein Handy sich bemerkbar machte.
Ted stoppte ihn, fischte es ihm aus der Jackentasche und meldete sich. Auf dem kleinen Display erschien Nicoles Gesicht. Das TI-Alpha der Tendyke-Tochterfirma Satronics war kompatibel zur Bildtelefonanlage im Château.
Zamorra fror mit einem Gedankenbefehl das augenblickliche Zeitbild des Amuletts vorsichtshalber ein, sodass er jederzeit an diesen Ort und diesen Moment zurückkehren konnte, und löste sich mit dem anderen posthypnotisch verankerten Schaltwort wieder aus seiner Halbtrance.
»Gib her«, bat er und griff nach dem Mobiltelefon.
»Was ist, Nici?«
»Raffael hat den wirklichen Absender der ominösen Don-Jaime-Mails herausgefunden.«
»Raffael?«
»Ja. Er ist wieder mal aktiv geworden. Scheint also eine etwas ernstere Sache zu sein, sonst hätte er sich ja nicht gezeigt«
»Der originale Absender ist ein gewisser Pierpaolo Collagi. Er wohnt in Rom…« Nicole gab die Adresse durch, und auch die E-mail-Adresse.
»Collagi, sagst du?«
Sie wiederholte den Namen.
»Collagi ist tot. Erst vor kurzer Zeit von einem Vampir gebissen und dann das Genick gebrochen. Der mordende Vampir ist unser alter Freund Sarkana.«
Nicole schnappte nach Luft.
»Ich komme zu euch«, sagte sie. »Wo treffen wir uns?«
»Vor dem Haus, in dem Collagi wohnt. Ich schicke dir ein Taxi zum Palazzo. Bring noch einen der Dhyarra-Kristalle mit, weil Ted…«
Zu spät.
Sie hatte schon abgeschaltet.
Zamorra steckte das Handy wieder ein.
»Collagi war also Don Jaime«, grübelte er. »Er wollte Schutz. Sarkana will mich töten, hat er gemailt. Der ganze Kram mit Brüder und Informationen sollte also nur meine Neugier wecken.«
»Ich bin sicher, dass er wirklich Informationen hatte. Ich verstehe nur nicht, was ein Mann wie Collo - ich meine Pierpaolo - mit Sarkana zu schaffen hat. Zamorra, da stimmt was nicht! Collo ist heute nicht zum ersten Mal gebissen worden. Wenn er aber ein Vampirdiener war, war er kaum in der Lage, dich um Hilfe zu bitten. Zumindest nicht ohne das Einverständnis seines Herrn.«
»Und der ist der zweite Vampir in diesem Spiel.«
»Wahrscheinlich.«
»Dann merken wir uns mal genau, wo wir hier waren. Zurückkehren und die Spur wieder aufnehmen können wir immer noch wieder. Aber ich gehe davon aus, dass wir Sarkana in Collagis Wohnung finden. Dort treffen wir uns mit Nicole und schlagen zu. Wo steht die Edeljurte?«
»Nur drei Straßen weiter«, sagte Ted unternehmungslustig. »Auf geht’s!«
***
Sarkana zuckte zusammen, als sich jemand an der Wohnungstür zu schaffen machte.
Er spürte nicht die Aura eines
Weitere Kostenlose Bücher