0765 - Die Dämonen-Falle
ihren eigenen Zielen diente. Er konnte nicht ausschließen, dass sie sich auch gegen ihn verschwören würden, wenn sie eine Gelegenheit sahen, sich seiner zu entledigen. Zwar gab es einen festen Kodex. Kein Dämon durfte einen anderen einfach so töten. Tatsächlich aber konnte man vieles tun, wenn die anderen es nicht bemerkten. Nein, das Risiko hintergangen zu werden, war einfach zu groß.
Der Dämon war so in Überlegungen versunken, dass er nicht merkte, wie die Zeit verging. Manchmal drifteten seine Gedanken in eine Scheinwelt, und er malte sich seinen Sieg über Zamorra in allen Einzelheiten aus. Umso größer war jedesmal die Ernüchterung, wenn er erkannte, dass sein verzehrender Hass ihm nur Trugbilder vorgaukelte und er noch überhaupt nichts erreicht hatte.
Er stieß einen wütenden Schrei aus, der die im Dunkel verborgenen Mauern seiner Zuflucht erschütterte. Dumpf grollte das Echo wie aus unzähligen Kehlen zurück. Wie Wehklagen von gepeinigten Seelen, die ihm hilflos ausgeliefert waren. Wie verzweifelte Hilfeschreie gesichtsloser Gestalten, die ihm hoffnungslos unterlegen waren.
Plötzlich hatte er einen Einfall.
Natürlich, das war es! Warum sollte er sich selbst an die vorderste Front begeben? Es war nicht nötig, jedenfalls nicht zu Beginn. Diesen Fehler würde er auf keinen Fall machen.
Stattdessen konnte er einen Vasallen vorausschicken, ein Opfer, um das es nicht schade war. Hauptsache war, dass es Zamorra lange genug ablenkte und auf eine falsche Fährte führte.
Denn nur so war dem verhassten Gegner beizukommen. Nicht mit einem direkten Angriff, sondern mit einer Attacke aus dem Dunkel heraus, die Zamorra im Unklaren ließ, woher die tatsächliche Gefahr kam.
Bis es zu spät war.
***
Düstere Aussichten und ungewöhnliche Freunde
Am nächsten Morgen - genauer gesagt, am späten, sehr späten Vormittag, denn Zamorra und Nicole waren eher Nachtmenschen - saßen Zamorra, Nicole und Pater Aurelian beim Frühstück zusammen. Es ging auf Mittag zu.
Bei anderen Leuten war schon beinahe Zeit für das Mittagessen, aber wer sich ständig mit den Geschöpfen der Nacht herumschlug, entwickelte sich zwangsläufig zum Nachtmenschen.
Von Natur aus waren Dämonen, Vampire und Werwölfe nun mal nachtaktiv. Somit war die beste Zeit, ihnen den Garaus zu machen, ebenfalls die Nacht. Wer sie bekämpfte, musste sich zwangsläufig darauf einstellen. Daher kamen Nicole und Zamorra häufig erst beim Morgengrauen ins Bett und schliefen bis in den Vormittag hinein.
Aurelian ging es nicht anders. »Ich bin froh, dass wir den gleichen Zeitrhythmus haben, auch wenn er mich oft in Konflikt mit meinen tagtäglichen priesterlichen Pflichten bringt«, sagte er. »Dank sei unseren lieben Gegnern.«
Er wirkte frisch und ausgeschlafen, aber Zamorra entgingen die Sorgenfalten in seinem Gesicht nicht. Etwas belastete seinen alten Studienfreund, und Zamorra erinnerte sich an die düstere Andeutung des Vorabends.
Die Frage, wer hinter Varkaal steckte, brannte ihm unter den Nägeln.
Aurelian schien seinen Blick zu bemerken, denn er nickte nachdenklich. Er nippte genüsslich an seinem dampfenden Kaffee, dann gab er sich einen Ruck.
»Ihr wolltet wissen, was Varkaal mir vor seinem Tod verraten hat.« Der Pater schaute den Dämonenjäger eindringlich an. »Seine Worte betrafen dich. Er hat mir gesagt, dass Marchosias eine Attacke gegen dich plant.«
»Marchosias?«, entfuhr es Nicole. »Das ist ja wirklich mal eine interessante Information. Ist noch gar nicht lange her, dass wir mit ihm zu tun hatten.«
Aurelian nickte stumm.
»Woher wusste Varkaal davon?«
»Er gehörte zu den Legionen von Hilfsdämonen des Marchosias.«
Zamorra war überrascht. »Ich verstehe nicht, wieso er dir das gesagt hat. Damit hat er seinen Meister verraten. Das ist selten, selbst für einen niederen Hilfsdämon.«
»Varkaal hat gefeilscht. Mit der Preisgabe dieser Information versuchte er sein Leben zu retten.«
Nicole und Zamorra warfen sich einen langen Blick zu. Die Ruhe der letzten Tage war offenbar vorbei.
Wie fast immer. Dabei hatten sie selbst gerade erst in Rom zu tun gehabt, hatten gemeinsam mit ihrem Freund Ted Ewigk Vampire gejagt. [2]
Sarkana, der alte Vampirdämon, war wieder aufgetaucht, und ein anderer, der sich ausgerechnet Don Jaime deZamorra nannte, hatte den Dämonenjäger um Hilfe gebeten! Darüber brütete Zamorra noch.
Kaum wieder zurück in Frankreich, waren sie nach London gerufen worden. Dort mussten sie Asha
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