0765 - Die Dämonen-Falle
auf Aurelian angesetzt war.«
Zamorra und der Pater zuckten gleichzeitig mit den Achseln.
»Vielleicht hast du Recht, aber mehr als spekulieren können wir nicht. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf das Wenige zu verlassen, das wir haben. Entsprechend müssen wir Vorgehen.«
Viel jedoch konnten sie sowieso nicht tun. Nur Zamorras Absichten in die Tat umsetzen.
Nach dem Frühstück machte sich der Professor an die Arbeit.
***
Pater Aurelian war Rhett Saris auf Anhieb sympathisch. Bei dem schönen Wetter tollte der Junge ausgelassen mit seinen Freunden durch den Park von Château Montagne.
»In zehn Tagen fängt doch die Schule wieder an«, erklärte er seiner Mutter. »Dann habe ich wieder keine Zeit zu spielen. Also muss ich die letzten Gelegenheiten nutzen.«
Lady Patricia stöhnte in gespieltem Entsetzen auf. »Der junge Mann wird sich schon nicht überarbeiten. Tu bloß nicht so, als ob du den ganzen Tag lernen würdest.« Sie wandte sich ab, um kurz ins Haus zu gehen.
Rhett rannte zur Wehrmauer und tat so, als habe er ihre Worte nicht gehört. Er winkte Aurelian, ihm zu folgen.
»Immer dasselbe«, beschwerte er sich dabei. »Diese Schule versaut einem das ganze Leben. Dabei gibt es nicht mal ein Schulfach, das sich mit Magie beschäftigt. Das wäre doch viel sinnvoller. Die sollten sich mal ein Beispiel an Harry Potter nehmen.«
Aurelian konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. »Für die Bewohner von Château Montagne ist Magie etwas Selbstverständliches, für die meisten Leute aber nicht. Die ahnen nicht mal, was es zwischen Himmel und Erde so alles gibt.«
»Ich könnte es ihnen erzählen, wenn mir mal einer zuhören würde.«
Der Pater schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass das nicht geht.«
»Sicher. Ich verrate ja auch keinem was, aber lustig wäre es trotzdem. Glauben Sie, einer meiner Klassenkameraden würde mir glauben, wer ich wirklich bin? Die werden später alle mal Versicherungsvertreter oder Bänker, wie langweilig. Wie gut, dass ich eine ganz andere Bestimmung habe.«
»Du bist etwas ganz Besonderes«, bestätigte Aurelian. »Aber das darfst du nicht jedem auf die Nase binden.«
Natürlich kannte er die Geschichte des Jungen.
Rhett Saris ap Llewellyn war die Wiedergeburt eines Mannes, der bereits über zehntausend Jahre alt war. Immer wenn er starb, lebte er in Gestalt seines Sohnes weiter. Damit war Rhett der einzige aktuelle Erbfolger des Saris-Clans, dem es bestimmt war, eines Tages die nächsten Auserwählten zur Quelle des Lebens zu führen. Schon immer hatten seine Vorfahren diese Aufgabe erfüllt. Sein Vater Bryont Saris hatte einst Zamorra und Gerret angeleitet.
Zamorra hatte es ihm erzählt.
Wieder spürte Aurelian einen Anflug von Neid. Die Unsterblichkeit war ein Geschenk, das kaum ein Mensch abgelehnt hätte. Er bedauerte, dass nicht jeder Mensch sie erlangen konnte. Denn jeder einzelne Mensch war zu wertvoll, um eines Tages zu sterben. Natürlich war der Pater vom Leben nach dem Tod überzeugt, aber seine derzeitige Gestalt gefiel ihm ebenfalls.
Er hätte nichts dagegen gehabt, sie für eine Weile zu verlängern. Aber es war nicht zu ändern. Er war keiner der Aus erwählten.
Ganz davon abgesehen, stand er zu dem, was er Zamorra gesagt hatte. Lieber verzichtete er auf dieses Geschenk, als es im Streit und um den Preis eines anderen Lebens zu erlangen.
»Meine Lippen sind verschlossen«, sagte der Junge vergnügt, während er einen Haken schlug und sich dem Jungdrachen Fooly an die Brust warf. »Aber Sie wissen ja ohnehin Bescheid, daher darf ich mit Ihnen darüber reden. Mit meinen Freunden sowieso.«
Rhetts zwei außergewöhnliche Freunde waren Aurelian suspekt. Er fand, dass ein knapp Zehnjähriger sich unter gleichaltrigen Kindern aufhalten sollte und nicht unter Kreaturen, die für die meisten Menschen ins Reich der Fabel gehörten.
Allerdings schien Rhett der eigenartige Umgang nicht zu schaden. Im Gegenteil, er wirkte richtig glücklich mit seinen beiden Kameraden.
Unauffällig musterte Aurelian das grüne Ungetüm.
Fooly! Ein 1,20 Meter großer, aufrecht gehender Jungdrache mit Krokodilkopf, geschweift und geflügelt und so breit wie hoch.
Sich mit seiner Schwanzspitze abstützend, watschelte Fooly hinter dem Jungen her.
»Mach mal langsam, Rhett, ein junger Drache ist doch kein D-Zug. Wir sind hier nicht bei den Olympischen Spielen«, beschwerte er sich.
Du bist zu fett. Du solltest abnehmen, dann kannst du mit uns mithalten, warf
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