0765 - Die Dämonen-Falle
bei Aurelian um einen Kinderfreund, obwohl er selbst natürlich keine hatte.
Gemeinsam ging man ins Haus zurück.
***
Grübelnd wanderte Zamorra in seinem besonders geschützten Zauberzimmer auf und ab. Normalerweise führte er dort seine magischen Experimente durch, heute war er ganz in Gedanken dorthin gegangen.
Er ließ den Blick über die zahlreichen Versuchsanordnungen streifen, ohne sie richtig wahrzunehmen. Gedanklich war er ganz woanders.
Nämlich bei Marchosias!
Aurelians Warnung beschäftigte Zamorra mehr, als er sich eingestehen wollte. Die Frage nach Marchosias Beweggründen ließ ihm keine Ruhe.
Steckte hinter den finsteren Plänen des Marquis wirklich nur das Verlangen auf das Amt des Ministerpräsidenten der Schwarzen Familie, das Calderone ihm erst mal weggeschnappt hatte? Oder gab es einen ganz anderen Grund? Einen Grund, den Zamorra nicht erkannte, weil ihm wichtige Informationen fehlten?
Der Dämonenjäger wünschte, er wäre bei Aurelians Kampf mit Varkaal zugegen gewesen. Vielleicht wäre es ihm gelungen, mehr aus Marchosias Hilfsdämon herauszukitzeln. Es kam ihm eigenartig vor, dass Varkaal seinen Herrn und Meister verriet, selbst wenn es um sein eigenes Leben ging.
Handelte es sich vielleicht um eine Falle? Doch von wem, und wozu?
Zamorra gestand sich ein, dass er misstrauischer war, als es die Situation erforderte. Kopfschüttelnd über sich selbst, winkte er ab. Er war drauf und dran, zu schwarzzusehen. Jedem anderen hätte er wahrscheinlich Paranoia attestiert. -Was immer auf ihn zukam, er konnte keine Präventivmaßnahmen ergreifen. Das Einzige, was er tun konnte, war abwarten.
***
Eine Woche zuvor
Die Dämonenfalle
Erbärmliches Wehklagen lag in der Luft wie eine Sinfonie des Grauens.
Der Dämon ignorierte das Wimmern und Jammern, das Flehen und Betteln. Ungerührt vernahm er die armseligen Laute der verachtenswerten Kreatur, die er in einen geheimen Raum geschleift hatte.
Anfangs hatte sie versucht zu fliehen, bald aber eingesehen, dass das nicht möglich war. Die Kräfteverteilung war eindeutig. Trotzdem startete sie ständig neue Versuche, nur um wieder und wieder zu scheitern.
Das Versteck war gleichzeitig Zuflucht und Kerker, von dem niemand ahnte. Es lag so abgeschieden in den endlosen Klüften der Hölle, dass es nicht durch Zufall entdeckt werden konnte. Niemand drang dort ein, aber wer darin gefangen war, konnte auch nicht aus eigener Kraft daraus entkommen.
So wie Varkaal.
Rein äußerlich wirkte er stark und imposant. Er machte nicht den Eindruck, besiegt werden zu können. Doch das waren nur Äußerlichkeiten. In Wahrheit war er nur einer von zahlreichen Hilfsdämonen aus den Legionen des Marchosias. Ein willensschwaches und manipulierbares Geschöpf, nicht mehr als ein schwacher Unterling.
Trotzdem wehrte sich Varkaal nach Kräften.
Der Dämon machte keine Anstalten, sich mit ihm zu befassen. Stattdessen studierte er ihn aus der Ferne wie ein Insekt, das sich verzweifelt wand und zappelte, dabei aber hilflos im Netz der Spinne gefangen war.
»Was willst du von mir?«, jammerte Varkaal.
Auf seinen kräftigen Hinterläufen lief er auf und ab und suchte nach einem Ausgang. Doch um ihn herum waren nur undurchdringliche Wände aus gewaltigen Steinquadern. Nirgends gab es eine Tür oder ein Tor, auch keine Kellerritze, durch die ein Geschöpf der Finsternis entfleuchen konnte.
Jedenfalls keine, die er erkennen konnte.
Varkaal war gefangen, aber er gab nicht auf.
Der Dämon amüsierte sich über die sinnlosen Bemühungen seines Opfers. Es glaubte wirklich, von diesem Ort entkommen zu können. Sein wenig entwickelter Verstand suchte nach einer Möglichkeit, die es nicht gab. Früher oder später würde es das begreifen, aber der Dämon hatte nicht so viel Zeit.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als Überzeugungsarbeit zu leisten, auch wenn er sich das Schauspiel gern noch eine Weile angesehen hätte.
Er hatte Varkaal auserkoren, in seinem Plan eine wichtige Rolle zu spielen. Die des Köders, des Lockvogels.
»Du hast kein Recht, mich hier festzuhalten«, klagte Marchosias’ Hilfsdämon.
»Wer will mich daran hindern? Wer will es mir verbieten? Du vielleicht?«
»Ich kann dir nichts verbieten, weil du viel stärker bist als ich. Dennoch musst du mich freigeben. Ansonsten bekommst du großen Ärger.«
Hämisches Gelächter war die Antwort. »Wenn du gehen willst, dann geh doch. Ich halte dich nicht auf.«
»Dann zeig mir einen Ausgang, sonst wird es dir
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