0765 - Die Dämonen-Falle
einen langen Blick aus dem Fenster und gab seine Nachforschungen auf.
Nach einer Weile riss er sich von dem Anblick los. Er erhob sich und ging hinüber in die Bibliothek. Ratlos glitt sein Blick über die -zigtausend Buchrücken. Wo sollte er mit seiner Suche beginnen?
Zunächst nahm er sich die Standard-Nachschlagewerke vor, aber sie brachten ihn nicht weiter. Dann kämpfte er sich durch zahlreiche andere Schwarten, die teilweise seit Jahren nicht angerührt worden waren. Irgendwo musste er doch einen Hinweis erhalten!
Doch es war wie in der elektronischen Datenbank. Zamorra gewann mehr und mehr den Eindruck, dass Marchosias ein unbeschriebenes Blatt war. Das war ein Gedanke, der Zamorra überhaupt nicht gefiel. Er wusste gern, mit wem er es bei einer Auseinandersetzung zu tun hatte. Sein Leben konnte davon abhängen.
Wissen ist Macht, überlegte Zamorra und dachte amüsiert an einen Zusatz, der häufig daran angehängt wurde. Weißt nichts, machts auch nichts.
In seinem Fall stimmte der kleine Scherz nun wirklich nicht. Jedes noch so kleine Detail konnte wichtig sein und ihm den entscheidenden Vorteil bringen.
Zamorra merkte gar nicht, wie die Stunden vergingen. Den ganzen Nachmittag hindurch stöberte er in den Büchern, aber es war vergeblich.
»Fehlanzeige!«, stieß er schließlich verdrießlich aus. »Dieser Marchosias weiß sich gut zu verstecken.«
Damit blieb Zamorra nichts anderes übrig, als Aurelians Rat zu befolgen. Nämlich die Augen besonders gut aufzuhalten.
***
Draußen war verdächtige Stille eingekehrt.
»Ich frage mich, was die jetzt wieder aushecken«, grübelte Nicole Duval.
»Hauptsache, sie halten sich von der Küche fern«, entgegnete Lady Patricia. »Madame Claire erstellt gerade eine Liste, was in den nächsten Tagen eingekauft werden muss.«
Wenn es um ihre Töpfe und Pfannen und um die Vorratskammer ging, verstand die Köchin keinen Spaß. Täglich kam sie zum Kochen aus dem Dorf ins Château. Sie hatte Fooly schon mehr als einmal in seine Schranken gewiesen.
»Vielleicht sollten wir draußen mal nachsehen.«
»Gute Idee«, fand Nicole. »Dabei fällt mir etwas ein.«
Gemeinsam begaben sich die beiden Frauen ins Freie.
Pater Aurelian und Rhett Saris unterhielten sich angeregt. Fenrir war verschwunden, wahrscheinlich streifte er allein durchs Château. Nur Fooly benahm sich mal wieder daneben. Er spazierte zwischen den Blumenrabatten, verzweifelt darum bemüht, seine Balance zu halten. Es war nicht zu erkennen, was der Sinn seiner Anstrengungen war.
»Wenn du bei deinen Gartenarbeiten ein paar bunt verpackte Schachteln findest, wäre ich dir dankbar!«, rief Nicole ihm zu. »Sie gehören mir.«
Mit einem Sprung war Fooly aus den Blumen heraus. Schuldbewusst schaute er Duval an.
»Ich glaube, ich habe sie bereits… gefunden«, sagte er. »Es tut mir Leid. Ich… äh… nun, sie lagen genau da, wo ich hintreten musste.«
Nicole verdrehte die Augen. Foolys Gewicht war enorm genug, so ziemlich alles platt zu drücken, was in Geschenkpackungen passte.
»Das hier ist übrig geblieben«, murmelte er kleinlaut und reichte Nicole einen Flakon mit einem sündhaft teuren Parfüm.
»Ein Wunder, dass du den nicht auch zertrampelt hast«, giftete sie ihn an.
Inzwischen hatten sich Rhett und Pater Aurelian zu ihnen gesellt. Als der Junge mitbekam, was geschehen war, brach er in schallendes Gelächter aus.
»Das ist nicht witzig«, belehrte seine Mutter ihn. »Hast du nicht noch Hausaufgaben zu machen?«
Empört stieß Rhett die Luft aus. »Doch nicht in den Sommerferien.«
»Man kann auch freiwillig etwas tun, Lord Zwerg«, stieß Nicole in die gleiche Kerbe.
»Och, nee«, maulte der Junge. »Doch nicht heute, wo wir Besuch haben.«
Es war nicht zu übersehen, dass Rhett und der Pater sich angefreundet hatten. Nicole hatte den Eindruck, dass sie bereits unzertrennlich waren. Der Junge wich jedenfalls nicht von Aurelians Seite.
»Wir haben uns über Theologie unterhalten«, sagte Aurelian beschwichtigend.
»Und über… über… über…«, stotterte Rhett. Das angestrengte Nachdenken zeichnete sich verräterisch in seinem Gesicht ab.
»Und über Heimatkunde und Geographie«, sprang Aurelian in die Bresche. »Für heute hat Rhett wirklich genug gelernt.«
Lady Patricia gab sich geschlagen. »Wenn das so ist.«
Nicole entging das Augenzwinkern nicht, dass sich der Pater und Rhett zuwarfen. Die beiden harmonierten unverkennbar gut miteinander. Offenbar handelte es sich
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