0765 - Die Dämonen-Falle
sich verspätete, selbst wenn es nur wenige Minuten waren. In der Vergangenheit hatten Dämonen bereits mehrmals versucht, Rhett zu entführen. Ein besseres Druckmittel als den Jungen konnten sie gegen den Dämonenjäger nicht in die Hände bekommen.
Deshalb war auch Lady Patricias Renault Twingo magisch geschützt.
Schließlich holte normalerweise sie den Saris-Erben täglich von der Schule ab.
Zamorra hatte Glück und fand auf Anhieb einen Parkplatz gegenüber der Schule. Er sprang aus dem Wagen und lief über die Straße.
Auf der anderen Seite tollten einige Kinder vorm Schultor, die anscheinend auf ihre Eltern warteten. Ihr übermütiges Gejohle wurde die ganze Straße hinuntergetragen. Ein paar andere Kinder machten sich allein auf den Weg.
Von Rhett war nichts zu sehen. Die Tatsache gefiel Zamorra nicht. Eine ungute Ahnung befiel ihn, dabei gab es keine konkreten Hinweise, dass etwas nicht stimmte.
Doch die erhielt er Sekunden später.
Zu seiner Überraschung kam Pater Aurelian um eine Ecke. Er trug seine Priesterkleidung und wirkte in Eile, denn er lief mehr als zu gehen.
Zamorra traute seinen Augen nicht. Handelte es sich um eine Verwechslung? Sah der Mann nur zufällig Aurelian zum Verwechseln ähnlich?
»Aurelian!«, rief Zamorra. »Warte!«
Doch sein Freund hörte nicht, sondern entfernte sich von ihm, ohne seine Schritte zu verlangsamen.
Augenblicklich erwachte Zamorras Misstrauen. Was machte Aurelian hier? Vorhin war er noch im Château gewesen. Da hatte er nicht beabsichtigt, ebenfalls nach Roanne zu fahren. Sollte er sich kurzfristig dazu entschieden haben, hätte er Zamorra unterwegs nicht unbemerkt überholen können.
Doch ohnehin gab es keinen Grund dafür.
Wie also kam er hierher? Und wieso hatte er sich umgekleidet? Das ergab keinen Sinn, außerdem hatte er das von der knappen Zeit her immöglich schaffen können.
Zamorra warf einen Blick in die Runde, aber von Rhett war immer noch nichts zu sehen. Die anderen Kinder verstreuten sich unterdessen in alle Winde. Ein paar vereinzelte Nachzügler kamen aus dem Schulgebäude. Vielleicht war Rhett ebenfalls noch drinnen.
Zamorra war unschlüssig, was er tun sollte. Sekundenlang war er versucht, in die Schule zu gehen und nach Lady Patricias Sohn zu fragen. Dann entschied er sich anders. Das eigenartige Verhalten seines Freundes behagte ihm nicht. Vielleicht brauchte Aurelian Hilfe.
Wenn er ihn nicht aus den Augen verlieren wollte, musste Zamorra sich beeilen.
Er lief los und eilte hinter dem Pater her. Wieder rief er nach ihm, erfolglos.
Stoisch setzte Aurelian seinen Weg fort, ohne sich umzudrehen. Dabei musste er den Ruf genau gehört haben. Nach hundert Metern verschwand er um eine Häuserecke und lief eine baumgesäumte Gasse entlang.
Im letzten Moment gelang es einer alten Marktfrau mit einer knallroten Schürze, ihm auszuweichen. Sie stieß einen wütenden Schrei aus und zeterte hinter ihm her.
Als Zamorra an ihr vorbeilief, hatte sie sich immer noch nicht beruhigt. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, aber ihr war nichts geschehen.
Wieder rief er nach seinem alten Freund.
Auf einmal hielt der Pater inne. Die Rockschöße seiner Soutane flatterten im Wind. Er drehte den Kopf und schaute sich um.
Na, endlich, dachte Zamorra erleichtert. »Aurelian, was ist los?«
Er hatte sich zu früh gefreut. Denn Aurelians Gesicht war ausdruckslos. Seine Augen starrten geradewegs durch Zamorra hindurch. Schließlich wandte er sich brüsk ab und setzte seinen Weg fort.
Sein Verhalten kam Zamorra immer merkwürdiger vor. Der Dämonenjäger beschleunigte seine Schritte. Hatte sein Freund etwas zu verbergen? Zamorra war fest entschlossen, ihn festzuhalten. Beinahe schon hatte er ihn eingeholt.
Da hatte er den vagen Eindruck, dass die Luft zu flimmern anfing. Die Umgebung verschwamm, Aurelians Gestalt begann sich aufzulösen.
Zamorras Gedanken überschlugen sich. Auch wenn sie sich lange nicht gesehen hatten, vertraute er dem Pater bedingungslos.
Doch der verschwand vollends vor seinen Augen. Es war, als wäre er niemals hier gewesen. Zamorra war einem Trugbild aufgesessen, einer Spiegelung. Einer Täuschung.
Doch woher war sie gekommen? Erschüttert erkannte er, dass diese Sache nur einen Grund haben konnte. Wer immer dahinter steckte, wollte ihn von der Schule fortlocken. Zamorra fuhr auf dem Absatz herum. Wenn es nicht schon zu spät war, kam es auf jede Sekunde an.
Er war viel zu abgelenkt, um die eigentliche Gefahr kommen zu
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