0765 - Die Dämonen-Falle
gewaltiges Unheil damit anrichten. Denn Merlins Stern war magisch neutral. Das bedeutete, dass seine Magie mit dem jeweiligen Benutzer die »Farbe« zu wechseln vermochte. Ein schwarzmagischer Gegner konnte es also durchaus für seine Zwecke nutzen und sogar gegen Zamorra einsetzen.
Das war schon einige Male geschehen! Damals, als Leonardo deMontagne das eigentlich vom Zauberer Merlin für Zamorra bestimmte Amulett an sich gebracht hatte, und dann später noch einmal, als er es Zamorra erneut abgerungen hatte. In seinem zweiten Leben, für das der Fürst der Finsternis ihn auf die Erde zurückschickte, weil Leonardo selbst für die Hölle zu böse war.
Aber Zamorra hatte es sich zurückerobert. Und Leonardo deMontagne war endgültig tot.
Zamorra wunderte sich, dass sein Gegner sich versteckt hielt.
»Marchosias!«, rief der Dämonenjäger. »Wenn du da bist, dann zeige dich mir!«
Einige Sekunden vergingen, in denen nichts geschah. Dann drangen scharrende Geräusche an Zamorras Ohren.
Drei Gestalten traten aus dem Schatten eines der Geräte. Überrascht starrte Zamorra die größte davon an.
Es war ein geflügelter Dämon mit Schweif und Hörnern. Seine ledrige braune Haut schimmerte im Licht der zahlreichen Kerzen.
Zamorra hatte Marchosias erwartet, aber sein Gegner war ein ganz anderer.
»Zarkahr!«, stieß Zamorra aus.
***
Madame Claire lief aufgeregt durchs Haus. Sie plapperte vor sich hin und machte sich Vorwürfe.
»Was ist denn geschehen?«, fragte Nicole Duval.
»Ich muss noch einmal ins Dorf hinunter«, sagte die Köchin. Sie war untröstlich, denn es war ganz untypisch, dass ihr ein solches Missgeschick unterlief. »Ich habe die Baguettes vergessen, und ohne die schmeckt der Café Latte nur halb so gut. Ich werde schnell welche besorgen.«
Nicole winkte ab. »Nicht nötig. Zamorra ist in Roanne. Er kann von unterwegs Baguettes mitbringen. Ich rufe ihn an.«
Über Transfunk stellte sie eine Verbindung zum Gegengerät in Zamorras Auto her. Vielmehr, sie versuchte es. Doch Zamorra meldete sich nicht.
Über Handy war er auch nicht erreichbar, weil er es im Château zurückgelassen hatte.
Sie wartete ein paar Minuten, dann versuchte sie es erneut. Auch diesmal erreichte sie ihren Gef ährten nicht. Als nach weiteren Minuten auch der dritte Versuch nicht klappte, wurde sie misstrauisch.
»Eigenartig«, murmelte Nicole.
Es war ungewöhnlich, dass Zamorra einen Anruf nicht annahm. Vielleicht war er mit etwas anderem beschäftigt, und es gab einen einleuchtenden Grund. Möglicherweise gab es aber auch Anlass zur Besorgnis.
Während Nicole noch in Gedanken versunken war, lief ihr Lady Patricia über den Weg.
»Ist Zamorra schon unterwegs?«, fragte sie.
Nicole sah sie verständnislos an. »Er ist längst in Roanne. Er und Rhett müssten bereits auf dem Rückweg sein. Leider bekomme ich ihn nicht ans Telefon.«
Lady Patricia blieb stehen, wie vom Donner gerührt. Sorgenfalten zeichneten sich in ihrem Gesicht ab.
»Da stimmt etwas nicht«, entfuhr es ihr. »Rhett hat mich vor ein paar Minuten über Handy angerufen. Er hat sich nach dem Unterricht noch kurz mit einem Lehrer unterhalten und ist etwas später als üblich aus der Schule gekommen. Nach Zamorra hat er vergeblich Ausschau gehalten.«
Nicoles Misstrauen steigerte sich. »Sollte er sich verspätet haben? Nein, so stark befahren ist die Strecke nicht.«
»Er hat sich nicht verspätet.« Lady Patricia schüttelte energisch den Kopf. »Sein Wagen steht gegenüber der Schule, auf der anderen Straßenseite. Ich habe Rhett gesagt, er soll dort warten, bis ich mich wieder bei ihm melde.«
Nicoles Gesicht verfinsterte sich endgültig. Vielleicht war Zamorra ja tatsächlich etwas dazwischengekommen, aber selbst dann hätte er seine Aufsichtspflicht auf keinen Eall dermaßen vernachlässigt. Er war rührend um den Saris-Erben besorgt. Gleichgültig, was er zu tun hatte, zuerst würde Zamorra sich um den Jungen kümmern, erst danach um andere Dinge. Sie alle wussten, dass Rhett in permanenter Gefahr schwebte, von finsteren Mächten zu deren Zwecken missbraucht zu werden.
»Das gefällt mir gar nicht. Ich versuche noch mal, ihn zu erreichen.«
Alarmiert lief sie zur Transfunk-An- lage.
Auch diesmal bekam sie keinen Kontakt zu Zamorra. Ihr blieb nichts anderes übrig, als selbst nach dem Rechten zu sehen.
Zunächst riefen die beiden Frauen Rhett Saris an und trugen ihm auf, ein Taxi zu nehmen. Er sollte unverzüglich nach Château Montagne
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