0765 - Die Dämonen-Falle
erstickter Stimme. »Wozu brauchst du mich?«
»Niemand braucht dich. Ich tue dir nur einen Gefallen, dass ich ausgerechnet dich ausgewählt habe. Tausend andere Schwächlinge wie du würden meinen Namen preisen, wenn ich ihnen diese Chance gäbe.«
Der Dämon spürte, dass die erbärmliche Kreatur einen weiteren Einwand Vorbringen wollte. Er konzentrierte seine Kräfte und schleuderte sie auf seinen unfreiwilligen Helfer.
Heulend verkroch sich Varkaal in eine Ecke, aber das half ihm nichts, sondern verschaffte ihm nur einige Sekunden Aufschub. Denn es gab keinen Ausgang, durch den er ñiehen konnte. Es gab keinen Ausweg.
»Es ist an der Zeit, meinen Gegner endlich auszuschalten. Dazu habe ich dich auserkoren«, erklärte der Dämon. Er lockerte den Druck, damit Varkaal antworten konnte.
»Wieso ausgerechnet mich?«
»Es ist nur ein Zufall. Ebenso gut hätte es jeder andere sein können. Bilde dir also bloß nichts darauf ein.«
»Wer ist unser Gegner?«
Die Frage bewies dem Dämon, dass Varkaal am Ende seiner Kräfte war. Er leistete keinen weiteren Widerstand, sondern fügte sich in sein Schicksal. Endlich sah er ein, dass er ihm nicht mehr entkommen konnte.
Von irgendwoher drangen schwache Fetzen von Licht. Sie schienen von den gewaltigen Mauerquadem selbst illuminiert zu werden und tauchten den Raum in einen schwachen, ungleichmäßigen Schein. Obwohl es an diesem Ort keinen Wind gab, wehte ein eisiger Hauch über den Boden und kroch die Wände empor.
Varkaals mächtige Gestalt kauerte in der Ecke des Raums. Sein Körper war groß und stark, aber sein Geist war hilflos und schwach gegen seinen Peiniger.
Verächtlich betrachtete der Dämon ihn. Das Bild, das sich ihm bot, bedeutete ihm nichts. Schließlich hatte er es hier nicht mit einem ernsthaften Gegner zu tun. Aber den wollte er in der gleichen unterwürfigen Haltung sehen. Er würde erst dann zufrieden sein, wenn auch Zamorra derart willfährig und gebrochen vor ihm lag.
»Du hast das Glück, an meinem Sieg über Zamorra teilhaben zu dürfen«, sagte er.
»Zamorra?«, fragte Varkaal einfältig und von Panik ergriffen gleichermaßen. Seine Stimme zitterte vor Aufregung. Unwillkürlich fuhr er seine Klauen aus und führte sie gegen einen imaginären Gegner. »Er ist stark, und er hat starke Verbündete.«
»Deshalb werde ich ihn überlisten. Diesmal kommt der Angriff aus einer Richtung, mit der er nicht rechnet. Du wirst dafür Sorge tragen.«
»Zamorra ist schlau. Er wird mich durchschauen.«
»Nicht, wenn du dich an meine Befehle hältst.«
»Deine Befehle ändern nichts an Zamorras Stärke«, begehrte Varkaal verzweifelt auf. Die Furcht vor Zamorra war so groß wie die vor der Kraft seines Peinigers. Seine Unentschlossenheit, was schlimmer war, drohte ihn zu zerreißen.
Der Dämon stieß einen wütenden Schrei aus und führte einen machtvollen Schlag gegen Varkaal, der den sabbernden Hilfsdämon gegen die Wand schleuderte. Die Mauern erbebten unter dem Aufprall des muskelbepackten Körpers. Er sackte in sich zusammen, aber dann rappelte er sich wieder auf. Heftig atmend, lehnte er mit dem Rücken gegen die Wand. Sein mächtiger Brustkorb hob und senkte sich. In seinen großen schwarzen Augen flackerte die Angst.
Anscheinend hatte der Dämon sich geirrt, Varkaal war noch immer aufsässig. Wahrscheinlich war der Name seines Gegners schuld daran, dass er den Rest seiner Kräfte sammelte, um sich zu widersetzen.
Lähmendes Schweigen setzte ein, und der Dämon lauschte in die Stille. Nichts deutete darauf hin, dass ein anderer Höllenbewohner mitbekam, was hier geschah. Das durfte auch nicht passieren, wenn er seinen Plan erfolgreich umsetzen wollte. Er brauchte keine Zeugen.
Nicht einen einzigen Zeugen.
Deshalb war auch Varkaal zum Tode verurteilt.
***
Zeitschau
Nicole Duval und Pater Aurelian nahmen die gleiche Strecke, die auch Zamorra benutzt hatte. Die Französin kannte sie wie im Schlaf.
Zum Glück herrschte nur mäßiger Verkehr. So konnte Nicole die Möglichkeiten des V-8-Motors ausspielen und ihr weißes Cadillac-Cabrio auf Touren bringen. So schnell wie an diesem Tag hätte sie die Strecke noch nie hinter sich gebracht.
Sie trug ihre »Kampfmontur«, den engen schwarzen Lederoverall. Am Gürtel war die Magnetplatte befestigt, an der ihr E-Blaster hing. Eine lange Jacke verbarg die Waffe vor den Blicken von Passanten.
Zamorras BMW stand noch immer gegenüber der Schule. Er war leer. Von Zamorra selbst gab es keine Spur.
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