Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
077 - Das Kollektiv

077 - Das Kollektiv

Titel: 077 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
draußen wurde es kalt und gefährlich, und es regnete noch immer ohne Unterlass.
    Dankend nahm Jem'shiin an, pellte sich aus seiner nassen Jacke und stapfte zum Lagerfeuer, wo eine Handvoll appetitlicher Reste auf Abnehmer wartete.
    Matt wollte sich anschließen; Black hielt ihn zurück.
    »Ich halte das für keine gute Idee!«, raunte er mit Blick auf den shassun , der sich wie ein Pascha zu Boden sinken ließ, Honeybutt einladend heranwinkte und nach dem Braten griff.
    Matt zuckte die Schultern. »Was haben wir zu verlieren?«, fragte er und ging weiter.
    »Unser Leben?«, rief der Running Man hinter ihm her; laut genug, dass der Translator ansprang. Jem'shiin schlug gerade seine Zähne in ein Fleischstück, stutzte und sah auf.
    »Mach dir keine Sorgen, mein Junge!«, schmatzte er Mr. Black zwischen zwei Bissen zu, fuhr sich über den Mund und nickte. »Der Sturm ist bald vorbei! Um diese Jahreszeit passiert das dauernd: Du gehst aus der Hütte - schönstes Wetter, alles in Ordnung. Eine Stunde später spült es dich aus den Stiefeln. Dann fluchst du ein bisschen, kriechst irgendwo unter und wartest ab. Kein Grund zur Furcht. Wolltet ihr auch nach Yebo'kraad?«
    »Yebo'kraad?«, fragte Matt zurück und warf Mr. Black einen warnenden Blick zu. Der Running Man sah aus, als würde er immer noch Luft holen, um seinem Zorn Ausdruck zu verleihen.
    Jem'shiin schien gar nicht zu merken, wie tief er den Mann gekränkt hatte, rülpste dröhnend und zeigte mit dem Saftbraten auf Matt, der hastig eine schützende Hand vor die Brust hob.
    Jem'shiin lachte glucksend.
    »Es ist ein Trick, nicht wahr?«, vermutete er, beugte sich vor und schlug dem Hüter des Universal-Translators leutselig auf die Schulter. »Ich kannte mal einen Heiler, der konnte das auch.«
    »Der konnte - was?«, fragte Matt verwirrt.
    Jem'shiin breitete seine Arme aus.
    »Na, reden, ohne die Lippen zu bewegen! Ich sag dir, Mann, das ist ein Geschenk der Götter! Dafür musst du dankbar sein! Die Fischfänger von Yebo'kraad werden dich anbeten - und ihre Frauen erst! Gut, es sind nicht die Schönsten, aber sie haben dicke Brüste und vier Hände, und die machen Dinge mit dir, da schwillt dir dein…«
    Klick.
    Matt schaltete den Translator aus.
    »Rroch shan shinok'taar!« , ging es weiter; begeistert und von eindeutiger Gestik untermalt, ehe Jem'shiin merkte, dass die zweite Stimme fehlte. Verwundert brach er ab, mitten in der Bewegung.
    Matt ignorierte Miss Hardys abfälligen Blick auf die Jägerhände und wandte sich an Aiko und den Running Man.
    »Kurz und knapp - was haltet ihr von ihm?«, fragteer.
    »Er ist ein Schwein«, sagte Honeybutt.
    Aiko grinste. »Und schon sind wir fertig. Jetzt sollten wir nach der Adresse der Vierarmigen fragen.«
    »Gott! Du bist auch ein…«
    »Nein, bin ich nicht!«, fiel Aiko der hübschen Rebellin ins Wort und zeigte auf Jem'shiin. » Fischfänger , hat er gesagt. Das sind die Rriba'low, von denen wir schon ein paar im Bergwerk getroffen haben. Friedliche Leute. Möglicherweise können sie uns weiterhelfen.«
    Matt nickte. Sein Finger schwebte über der Sensortaste des Translators.
    »Vielleicht hat dieser Jem'shiin Aruula auch schon gesehen. Auf jeden Fall könnte er uns bei der Suche helfen. Einwände, Mr. Black?«
    Black schüttelte den Kopf. Matt Drax wandte sich dem Jäger zu und aktivierte den Übersetzer.
    Jem'shiin erzählte von der Hütte in den Bergen, vom Jagdgeschäft und seinen regelmäßigen Besuchen bei den Rriba'low, die ihn mit Fisch versorgten und im Gegenzug eine Ausbildung für ihren Nachwuchs erhielten. Im Fallenstellen.
    »Einmal ist was schief gegangen«, brummte Jem'shiin und bohrte verlegen in seinem Ohr herum. »Anführer der Rriba'low ist ein gewisser Yu'uri. Fähiger Mann, eigentlich, aber von der Jagd hat er keine Ahnung. Er wollte unbedingt, dass sein Sohn zur Feier der Wintersonnenwende ein Carbukk* erledigt. Ein Carbukk ! Könnt ihr euch das vorstellen?« Jem'shiin lachte freudlos und schüttelte den Kopf.
    »Was ist daran besonders?«, fragte Miss Hardy und wünschte im gleichen Moment, sie hätte geschwiegen.
    Jem'shiin schenkte ihr das gönnerhafteste Lächeln seit Erfindung der männlichen Arroganz und erging sich in einem Vortrag über Frauen und ihren Platz bei der Jagd.
    »Das heimische Feuer«, sagte er, nickte bekräftigend und sah seine Zuhörer beifallheischend an. »Da gehören sie hin. Ist dann auch nicht weit bis zum Schlafplatz. Hähähä.«
    Matt biss sich auf die

Weitere Kostenlose Bücher