0773 - Die Macht der Templer
gab, denn gegen die gewaltige Kraft des Monsters kam sie nicht an. Sie war einfach nicht mit menschlichen Kräften zu vergleichen.
Sie prallte ins Wasser und auf den harten Boden. Aber das Wasser war nicht so tief, als dass es ihren Aufprall gemildert hätte. Es schäumte nur über ihr Gesicht und machte die Konturen des Gesichts dicht über ihr sehr weich und fließend.
Die panische Angst vor dem Ertrinken sprang sie an. Auch wenn das Wasser nicht tief war, sie musste immer damit rechnen. Menschen waren schon in Pfützen ertrunken, das wusste sie, und ihre Furcht steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Vor dem Fall hatte sie noch geschrien. John Sinclair würde kommen, aber reichte die Zeit?
Das schreckliche Monster legte sich auf sie. Das war sein Fehler.
Der Kontakt mit dem Kreuz veränderte die Szene. Zwar lag das Wesen noch immer auf ihr, aber es geriet in konvulsivische Zuckungen, während der Körper an Kraft verlor und sich herumwälzte, wobei er mit den Armen ebenso ausschlug wie mit den Beinen.
Auch Rose drehte sich. Wichtig war, dass sie den Kopf aus dem Wasser bekam. Sie registrierte kaum, dass sie sich auf die Knie stemmte. Dem Monster hatte sie den Rücken zugedreht. Es litt, denn Rose hörte die schrillen Schreie, die durch die Nacht gellten.
Sie kroch hustend weg. Sie wusste nicht einmal in welche Richtung, sie wollte nur weg, und die Übelkeit stieg ihr vom Magen in die Kehle. Sie war dann so weit, um sich übergeben zu können. Auf Hände und Knie gestützt, umspielt vom Wasser, erbrach sie sich und fühlte sich danach erleichtert.
Bis sie jemand umfasste.
Der Schrei des Erschreckens blieb ihr auf halbem Weg in der Kehle stecken. Diesmal war es kein Monster, das sie angriff und auf die Beine zog, sondern John Sinclair, ihr Helfer.
Automatisch wischte sie ihre Lippen ab, bevor sie sich hustend und nach Atem ringend in die Arme des Helfers fallen ließ.
***
Ich beruhigte sie, obwohl sie mir nicht zuhörte. Über ihr nasses Haar strich ich hinweg, war froh, dass sie lebte und dass das letzte Monster durch den Kontakt mit meinem Kreuz vernichtet war.
Es lag im Wasser, zumeist Reste davon. Die Wellen umspülten den Körper. Sie liefen dagegen an und sahen so aus, als wollten sie die Reste der Gestalt wegspülen.
Das geschah auch, denn die Kraft des Kreuzes hatte das uralte Wesen einfach zerrissen.
Ich führte Rose Cargill weg. Sie zitterte vor Kälte, denn sie war nass bis auf die Haut geworden. Erst am Wagen kam sie wieder richtig zu sich. Sie lehnte rücklings an der Tür. Der offen stehende Mund zitterte bei jedem Luftholen. Ob es Tränen waren, die ihre Wangen feucht machten, konnte ich nicht so genau erkennen, jedenfalls war sie fertig und innerlich irgendwie ausgeblutet.
»Hast du Alkohol dabei?« Nicken.
»Wo?«
»Handschuhfach.«
Ich kletterte in den Wagen, fand eine kleine Flasche Cognac und ließ die Türen offen, damit der Durchzug den widerlichen Gestank vertreiben konnte.
Ich zog den Korken hervor – ein guter Cognac war so verschlossen – und reichte ihr die Flasche. Sie trank, die Lippen zitterten dabei, dann ließ sie die Flasche sinken, und ich nahm sie entgegen, um sie zu verschließen.
»Trink du auch.«
Sie hatte Recht. Der Schluck würde mir gut tun. Es blieb nicht bei dem einen. Ich trank zwei, reichte ihr die Flasche, und Rose setzte noch einmal an. Danach lachte sie, drehte sich um und trommelte mit den Fäusten gegen die Karosserie, bis sie den Druck meiner Hand an einer Stelle zwischen Rücken und Schulter spürte.
»Wir leben, nicht?«
»Sehr gut sogar. Damit es auch so bleibt, solltest du dich umziehen. In den nassen Sachen kannst du dir sonst den Tod holen.«
»Ich habe Ersatzkleidung bei mir.« Sie lächelte etwas schief. »Und du?«
Ich hob beide Hände. »Zwar gehöre ich nicht zu den großen Reifenwechslern, aber in diesem Fall bleibt mir nichts anderes übrig.«
»Okay, ich drücke dir die Daumen.«
Das war auch nötig, denn beim Reifenwechsel hatte ich so meine Schwierigkeiten. Auf der anderen Seite des Wagens zog sich Rose Cargill um. Mit einem Handtuch rubbelte sie sich trocken. Sie klapperte sogar mit den Zähnen, so kalt war ihr geworden. Als ich fast fertig war, kam sie zu mir und schaute zu, wie ich die letzten Schrauben mit dem Kreuzschlüssel festdrehte.
»Saubere Arbeit, John.«
Ich stemmte mich hoch. Mein Kreuz schmerzte etwas vom vielen Bücken. Den Kreuzschlüssel warf ich in den Werkzeugkasten, klappte ihn zu und verstaute ihn.
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