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0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Werwolf!
    Ich hatte ihn bisher nur einmal gesehen, ich war ihm entwischt, er mir leider auch, und ich wusste nicht, wo er sich versteckt hielt. In einer derartigen Situation wünschte ich mir die Lichter der Großstadt herbei. Leider konnte ich nicht zaubern, so musste ich weiterhin im Dunkeln stehen und mich auf die eine oder andere Lichtinsel verlassen, die innerhalb der Dunstschwaden schwebte.
    Falls es in Trevine so etwas wie eine Hauptstraße gab, hatte ich sie erreicht. Meine Lampe hatte genügend Licht abgegeben, um mich umschauen zukönnen. Dabei war ich nicht zu stark durch den Dunst behindert worden.
    Es war nicht die Stille, die mich nervös werden ließ, sondern die bestimmte Art von Stille, für die ich nur den Vergleich der Totenruhe hatte. Etwas anderes kam für mich nicht in Frage. Die Ruhe der Toten, es kam mir vor, als wäre ich in diesem Ort der einzig lebende Mensch, abgesehen von den beiden Bewusstlosen.
    Die Häuser standen zwar weiter entfernt. Durch den Dunst jedoch wirkten sie zum Greifen nah. Es verzerrte die Distanzen, ich kam mir vor, als würde ich in einem Film stehen und mich nur nach den Anweisungen eines Regisseurs bewegen.
    Und dieser Regisseur sagte mir, es weiterzuversuchen. Nicht stehen bleiben, sondern vorgehen, auf das große Haus in meiner Nähe zu. Es war kein Wohnhaus, es stach in seiner Größe etwas ab und war an der linken Seite von einem Hof umgeben, den eine Steinmauer zur Straße hin abtrennte.
    Sehr bald fand ich die Lösung. Ich stand vor einer Schule. Gleichzeitig wurde dieser Bau auch als Amtsgebäude benutzt, hier hatten der Polizeiposten und der Bürgermeister ihren Sitz.
    Ich ging davon aus, dass ein einsamer Konstabler auch nichts gegen das Grauen hatte unternehmen können, falls er sich überhaupt in seinem Dienstzimmer aufhielt.
    Zumindest brannte hinter den Fenstern kein Licht. Aber die Tür war offen. Ich betrat einen Flur. Er teilte das Gebäude in zwei Hälften. Auf der linken Seite lagen die Klassenzimmer der Schule, rechts fand ich das Büro des Konstablers und das des Bürgermeisters, der sicherlich nur ehrenamtlich tätig war.
    Ich wollte die kleine Polizeistation betreten. Die Tür bewegte sich quietschend. Unter meinen Füßen bewegtensich alte Bohlen. Zwei Fenster gab es in dem Raum. Es leuchtete kein Lichtfleck zwischen den Wänden, wo sich die Schatten ballten und ich den Schreibtisch und die Barriere nur mehr ahnen konnte.
    Der scharfe Lampenstrahl riss die Schwärze vor mir auf. Das alte Holz des Schreibtisches glänzte. Auf der Platte stand ein Telefon, und ich ließ den Lichtfinger auf den vorderen Rand des Möbelstücks zuwandern.
    Da sah ich die Hand!
    Mich durchfuhr der heiße Schreck, weil sie aussah wie abgehackt.
    Das stimmte zum Glück nicht. Der Lichtstrahl blieb auf der blutverschmierten Kehle hängen sowie auf der Klinge eines Rasiermessers, die der Mann in seiner Rechten hielt. Er sah aus wie eine Figur und hätte in ein Schreckenskabinett gepasst. Leider war er nicht aus Wachs, und alles wies darauf hin, dass er sich selbst umgebracht hatte.
    Mein Magen revoltierte. Für einen Moment war ich völlig aus dem Konzept gerissen worden.
    So wie sich der Mann getötet hatte, saß er noch da, als hätte man ihn festgebunden.
    Ich schluckte. Der Schweiß auf meinem Gesicht wurde noch kälter.
    Und die Kälte kroch auch über meinen Rücken. Die Augen des Toten waren zwei glanzlose Kugeln, der Mund stand offen, der Unterkiefer war herabgeklappt.
    Ich drehte mich um, dachte fieberhaft nach und kam zu dem Schluss, dass die dunkle Flut bei jedem Menschen anders wirkte. Einige wurden aggressiv, sie töteten ihre Mitmenschen, und andere wiederum brachten sich selbst um.
    Mein Gott, was würde ich hier noch alles zu sehen bekommen? Ich befürchtete das Schlimmste. Es war der zweite Tote, den ich hier entdeckt hatte. Ichmusste mit vielen rechnen und verließ mit schweren Schritten den Raum.
    Im Flur kam mir die Idee, die Klassenzimmer zu durchsuchen. Es gab zwei. Beide waren leer. Kein Mensch, auch kein Toter lag neben oder zwischen den Bänken.
    Tief atmete ich auf. Im Zeitlupentempo suchte ich weiter. Das Büro des Bürgermeisters war leer, auch in andere Diensträume schaute ich hinein.
    Keine Leichen!
    Ich verließ die Schule wieder. Der Dunst umwaberte mich. Rechts von mir lag der Schulhof. Von dort hörte ich das ungewöhnliche Geräusch. Ein leises Pfeifen, das in der Stille unheimlich klang. Jemand hockte dort und pfiff ein

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