0782 - Knochenbrut der alten Templer
von diesem Geisterjäger gemacht. Er hatte sich ihn als einen mutigen Draufgänger vorgestellt, das aber schien ein Schuss in den Ofen gewesen zu sein. Seiner Ansicht nach hatte sich Sinclair nicht gerade wie ein Feigling benommen, sich aber weit unter Wert verkauft. Er hätte die Knöchernen längst angreifen und vernichten können.
Dazu war es nicht gekommen, aus welchen Gründen auch immer.
Jedenfalls blieben sie Jean rätselhaft, und er hatte sich vorgenommen, als einzelner etwas zu unternehmen.
Er wollte sich den Knöchernen stellen.
Jean hatte einen Platz in dem Haus zugewiesen bekommen, von dem aus er einen Teil der Frontseite überblicken konnte sowie die Einmündung einer kleinen Straße, die in die Ortsmitte von Alet-les-Bains führte.
Es stand nicht fest, aus welcher Richtung die Skelette kommen würden. Jean ging davon aus, dass sie einen Kreis um das Gebäude schlossen, um dann von verschiedenen Seiten aus anzugreifen.
Er fieberte dem Augenblick entgegen, wo eines dieser Skelette in seinen Sichtbereich geriet.
Lange brauchte er nicht zu warten.
Die Bewegung dicht neben einem Hauseingang schräg gegenüber passte einfach nicht in die Starre der Ortschaft hinein, in der sich kein Mensch auf die Straße traute.
Das war ein Skelett.
Jean spürte die Wut in sich hochsteigen. Das Blut hämmerte hinter seinen Schläfen. Er trachtete nach Rache, trat dicht an die Scheibe heran und drehte den Kopf nach links.
Ja, er war da! Jetzt hätte er die anderen alarmieren müssen, so zumindest war es abgesprochen, das aber tat Jean nicht. Sein Hass auf dieses Skelett war einfach zu gewaltig. Er wollte es vernichten, er wollte es tot sehen, er wollte es zertrümmern.
Dazu hatte er sich bewaffnet.
Die anderen hatten es nicht gesehen, denn Jean war in die kleine Templer-Werkstatt geschlichen und hatte sich dort einen mittelschweren Hammer besorgt.
Er grinste hart, als er sich vorstellte, wie der Hammer den Schädel zertrümmern würde, zog sich vom Fenster zurück, öffnete leise die Zimmertür und trat hinaus auf den Flur.
Im Haus war es still.
Bisher war er der einzige gewesen, der ein Skelett gesehen hatte, und er hoffte, dass es auch eine Weile so bleiben würde. Zumindest so lange, bis er den ersten Sieg erreicht hatte. Niemand sah ihn, als er über den Flur huschte und auf die Eingangstür zuging. Der Hammer wog schwer in seiner rechten Hand. Es machte ihm nichts aus, er war kräftig genug, um den Knöchernen mit einem Schlag vernichten zu können.
Wieder einmal freute er sich darüber, wie gut geölt die Tür war.
Lautlos konnte er sie aufziehen und in die Kühle der Nacht huschen.
Er zog sie wieder zu, wandte sich nach links, denn dort hatte er diese makabre Erscheinung entdeckt.
Sie stand nicht mehr dort! Jean verzog die Lippen. Getäuscht hatte er sich nicht. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass es dieser unheimlichen Gestalt mittlerweile gelungen war, in das Haus einzudringen. Da hätte er einfach etwas hören müssen.
Also war der Knöcherne noch draußen.
Geduckt bewegte er sich an der Hauswand entlang. Niemand sollte ihn bei seiner Aufgabe sehen.
Er wollte es ihnen allen zeigen, besonders diesem Sinclair.
Plötzlich stand der Knöcherne vor ihm.
So schnell, dass der junge Templer erschrak. Er blieb nicht stehen, sondern wich einen kleinen Schritt zurück. Nicht aus Furcht vor der Gestalt, Jean wollte den nötigen Platz haben, um ausholen zu können. Mit beiden Händen hielt er den Hammerstiel umfasst. Das Skelett stand vor ihm. Er traf keinerlei Anstalten, zurückzuweichen, so musste es einfach getroffen werden.
Der Hammer sauste nach vorn und auch nach unten! Ein perfekter Hieb – und ein Treffer! Wuchtig prallte das an seinem unteren Ende viereckige Eisenstück auf den Schädel.
Kein Schrei, kein Stöhnen, nur das Krachen und Splittern der Knochen.
Für Jean hörte es sich an, als hätte er durch diesen Schlag eine dicke Eisschicht zertrümmert.
Das Skelett brach vor ihm zusammen. Es hatte den Eindruck, als würde die rote Farbe dabei weghuschen und sich in der Dunkelheit verteilen. So einfach war das also.
Er richtete sich wieder auf und überlegte, ob er noch einen zweiten Schlag führen sollte.
Da spürte er etwas Heißes in seinem Rücken! Es war seltsam, im ersten Augenblick empfand er es sogar als angenehm. Bis der Schmerz kam.
Ein furchtbares Gefühl durchströmte ihn. Ein Brennen wie das heißeste Feuer. Eine Glut, die von den Zehenspitzen hoch bis in den Schädel
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