0782 - Knochenbrut der alten Templer
ihn kümmern, und da war von Vorteil, dass ich ihn meinem Freund Abbé Bloch überlassen hatte. Der Knochen-Sessel stand nun in Alet-les-Bains. In dem Ort, in den Sir James Suko geschickt hatte. Dort war mein Freund auch verschwunden. Ebenso der Abbé, denn die schwarze Flut hatte das große Dorf vor mir erreicht.
Mir hatten der Flug und die Fahrt mit dem Leihwagen nichts ausgemacht. Ich fühlte mich wie hoch gepowert und hatte kurz vor dem Erreichen meines Ziels angehalten.
Durch einige Verspätungen hatte ich Zeit verloren, so dass ich erst beim Einsetzen der Dämmerung in Alet-les-Bains eintreffen würde.
Aber den Ort konnte ich bereits sehen. Er lag vor mir in einer flachen Talmulde.
Ich hatte den Wagen gestoppt und war ausgestiegen. Nichts war mir fremd, auch nicht die hohen, dunklen Felsen im Hintergrund, wo die Kathedrale der Angst lag und ich Hector de Valois, meinem Ahnherrn, die silbrige Knochenhand schütteln konnte. Dort wollte ich hin, allerdings erst, nachdem ich mich in Alet-les-Bains umgeschaut hatte.
Eine Veränderung stellte ich nicht fest. Die ersten Lampen brannten bereits, der Verkehr war nie überwältigend, höchstens im Sommer, wenn die Touristen kamen. Jetzt dagegen war es ruhig.
Ich sah die Kirche, die Dächer der Häuser, die schwammigen Lichtinseln, und nichts deutete auf ein Verbrechen oder auf eine dämonische Gefahr hin.
Mein Blick wanderte nach links, wo das Haus der Templer lag. Es war ein relativ flaches Gebäude, und es fiel inmitten der anderen Bauten nicht auf. Wer allerdings hineinging und einen der Räume unter dem Dach betrat, der hätte gestaunt über die sich dort befindliche Kommunikationszentrale, denn so weltfremd lebten die Templer nun auch nicht.
Ich stieg wieder in meinen Renault, den ich mir am Airport geliehen hatte und rollte dem Ort entgegen. Die Straße führte in Kehren ins Tal. Es würde nicht mehr lange dauern, dann fiel der erste Schnee. Alet-les-Bains lag relativ hoch auf einem gewaltigen Plateau vor der mächtigen Kulisse der Pyrenäen.
Abgeerntete Felder, kleine Scheunen und windschiefe Hütten passierte ich. Der Weg war hart und uneben, und mein Wagen schaukelte enorm.
Ein grauer Himmel begleitete mich. Nur undeutlich konnte ich dort oben die Scheibe des Mondes erkennen. Im Ort selbst fuhr ich noch langsamer und ließ meinen Blick dabei schweifen.
Es fiel mir nichts auf, bis auf die Ruhe vor dem Haus der Templer.
Dieser Platz war relativ groß, von ihm führten mehrere Gassen ab, und ich stellte meinen Wagen dort ab.
Als ich ausstieg, hatte ich das Gefühl, in eine dichte Wolke des Schweigens zu treten. Es war alles so anders und seltsam geworden.
Zu still für meinen Geschmack. Ich spürte, dass dieses breite Haus vor mir nicht mehr bewohnt war.
Ich dachte natürlich an Suko. Dabei rann ein Schauer über meinen Rücken. Er hatte die Templer erreicht. Was dann genau passiert war, darüber konnte ich nicht mal spekulieren. Ich ging nur davon aus, dass die schwarze Flut Alet-les-Bains erreicht und nicht so zugeschlagen hatte wie in Trevine, denn die Menschen, die ich bisher gesehen hatte, die hatten sich normal verhalten.
Natürlich wollte ich das Haus der Templer durchsuchen, aber zunächst einen anderen Zeitpunkt abwarten. Es war für mich auch wichtig, etwas mehr zu erfahren. In Gasthäusern wollte ich damit beginnen. Ganz fremd war ich in Alet-les-Bains auch nicht. Zumindest würden sich einige Bewohner an mein Gesicht erinnern.
Die Templer lebten etwas abseits. Um das Zentrum zu erreichen, musste ich durch eine Gasse gehen. Dabei fiel mir auf, wie schweigend und auch irgendwie bedrückt die Menschen waren.
Wenn sich unsere Blicke begegneten, schauten sie mich scheu und manchmal abweisend an. Nur hin und wieder fuhr jemand mit dem Auto. Die meisten gingen zu Fuß oder verließen sich auf ihre Fahrräder.
Im Zentrum gab es einige Gasthäuser. Das größte war über eine Treppe zu erreichen, die von zwei Geländern eingerahmt wurde.
Die Tür und einige Fenster standen offen, und ich hörte schon auf den Stufen den Stimmenwirrwarr.
Ich stieß die Tür auf und betrat das Lokal, auch mit Vorsatz, etwas zu essen, denn Hunger hatte ich schon. Ein großer Raum empfing mich. Man konnte ihn nicht gerade als gemütlich bezeichnen. Er war alt, und auch die Bestuhlung passte sich dem Alter an.
Verschiedene Tische waren besetzt. Ich blieb drei Schritte vor der Tür stehen, schaute mich um und überlegte dabei, ob ich mich an die Theke stellen oder
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