0782 - Knochenbrut der alten Templer
zu sehen, kein bleiches Silberlicht floss in die Ebene hinein.
Jetzt spürte er die Schmerzen. Er hatte ein Taschentuch gegen die aufgeplatzte Lippe gepresst. Die Beine waren schwer geworden, auch seine Knie hatten etwas abbekommen, im Gesicht musste sich ebenfalls eine blutige Schramme befinden, aber die Beine gehorchten ihm. Er hatte sich nichts verstaucht, nur eben die Schwäche machte ihm zu schaffen, das aber war ihm egal.
Die Aufgabe trieb ihn voran. Aus ihr schöpfte er die Kraft, um den relativ langen Weg zurücklegen zu können. Manchmal musste er pausieren, immer dann, wenn die Erschöpfung wie eine Welle an ihn herantrat und seine Umgebung ins Schwanken geriet.
Die Botschaft war wichtig. Seine Freunde warteten darauf. Er würde ihnen berichten können, wie es im Ort aussah und dass es noch gefährlich war, normal zurückzukehren.
Die schwarze Flut war verschwunden, aber sie hatte ein Opfer hinterlassen, eben Alain Ducasse.
Was mit dem Chinesen Suko geschehen war, das stand in den Sternen. Seiner Ansicht nach befand er sich nicht mehr in Alet-les-Bains. Lucien hoffte stark, dass ihm die Flucht gelungen war. Sollte dies tatsächlich der Fall gewesen sein, würde Suko auch Warnungen aussprechen können und eine davon sicherlich an John Sinclair weiterleiten. Der ebenfalls verschwundene Abbé und John Sinclair waren Freunde. Der Mann aus London würde alles daransetzen, um Bloch und auch Suko zu finden. Dies gab Lucien Hoffnung und auch Kraft, so dass er den Rest der Strecke wieder mit etwas mehr Mut zurücklegte.
Es sah nicht gut aus, da gab er sich keinen Illusionen hin. Aber verloren hatten sie auch nicht…
***
Ich war zusammen mit Jane Collins buchstäblich aus den Niederlanden geflohen und hatte alles andere den zuständigen Behörden überlassen, die sich mit Scottland Yard kurzschließen sollten.
Auf keinen Fall wollte ich dort noch einige Tage aufgehalten werden, um irgendwelche Aussagen zu machen und Papiere zu füllen.
Die Hexe von Hilversum gab es nicht mehr, und um ihren großen Widersacher, diesen Oberverbrecher Jan de Rijber, konnten sich andere kümmern.
Ich hatte andere Sorgen.
Noch immer beschäftigte mich die schwarze Flut und deren Auswirkungen. Diesmal nicht in Trevine, sondern in Alet-les-Bains, denn dieser Ort war das Ziel der schwarzen Flut gewesen.
Es wollte mir noch immer nicht in den Kopf, was da alles abgelaufen war. Ich dachte an die Menschen von Trevine, die von diesem Grauen überfallen worden waren und sich nun in Behandlung zahlreicher Mediziner und Psychologen befanden.
Ich hätte ihnen gern einen Besuch abgestattet, aber Suko und der Abbé waren wichtiger.
Es gab sie nicht mehr, sie waren beide verschwunden, als hätte sie der Erdboden verschluckt.
Hinzu kam, dass es mir nach meiner Rückkehr nach London nicht gelungen war, mich mit den Templern in Verbindung zu setzen. Das Telefon war gestört. Ich hatte es immer und immer wieder versucht.
Vergeblich.
Deshalb gab es nur eines für mich: Ich musste selbst nach Frankreich fahren und mich um die Dinge kümmern. Mein Chef, Sir James Powell, war damit natürlich sofort einverstanden gewesen, letztendlich ging es um Suko. Was es in London zu regeln gab, wollte er übernehmen. Ich musste einfach den Rücken für die Templer freihaben und auch für das makabre Möbelstück, das ich vor einiger Zeit dank Bill Conollys finanzieller Hilfe in New York hatte ersteigern können, diesen Skelett-Sessel.
Nach wie vor stellte er mich vor große Rätsel.
Für mich war er so etwas wie ein Schlüssel zu einer anderen Welt.
Ich wusste, dass der Sessel Zeitreisen ermöglichte, allerdings Reisen in andere Welten oder nur in eine Welt, die den geheimnisvollen Namen Avalon trug. Ich selbst hatte diesen Versuch noch nicht gestartet, und dafür gab es Gründe. Ich wollte erst herausfinden, wer dieser Sessel einmal gewesen war. So ungewöhnlich es sich anhörte, aber es stimmte. Ich hatte keine Ahnung davon, wem das Skelett einmal gehört hatte, aus dem der Knochen-Sessel entstanden war.
Natürlich hatte ich spekuliert und wusste, dass er mit den Templern in einem unmittelbaren Zusammenhang stand. Doch eine direkte Auskunft hatte ich noch nicht erhalten. Möglicherweise gehörte dieses Skelett einem der großen Templer-Führer, aber das stand noch nicht fest.
Ersteigert worden war er in den Staaten. Dort aber hatte ich den Weg des Sessels nicht zurückverfolgen können. Alle Spuren verliefen leider im Sande.
Ich musste mich um
Weitere Kostenlose Bücher