0783 - Der Tunnel
übrigens stecken lassen.«
»Das ist schon eine selbstmörderische Voraussicht gewesen.«
»Möglich. Bis später.«
Ich hatte mich bewusst locker gegeben, was allerdings nicht stimmte, denn ein leichtes Herzklopfen spürte ich schon, als ich den Tunnel endlich betrat…
***
Er war ein finsterer Gang, ein Loch, ein Weg ins Unbekannte oder in die Hölle, die ebensogut an seinem Ende liegen konnte. Wo der Teufel das Feuer wabern ließ und all diejenigen bestätigte, die ihn so sehen wollten.
Schon kurz nach dem Eintritt fiel mir auf, wie kalt die Luft zwischen den enger werdenden Wänden war, davon hatte Ed Halloran auch nicht gesprochen. Möglicherweise hatte er es nicht gespürt oder nicht darauf geachtet. Ich machte mir schon meine Gedanken darüber, denn in der Erde ist es oft wärmer, vorausgesetzt, man steigt nicht eben in eine Höhle.
Mein Weg führte geradeaus.
Die Kälte berührte mich wie ein Gespinst aus zahlreichen kleinen Netzen. Sie streifte bei jedem Schritt über meine Haut hinweg, sie fuhr durch mein Gesicht, sie legte sich kühl auf meine Lippen, als wäre sie dort zu Tautropfen zusammengeschrumpft.
Normal war sie nicht.
Die Kälte musste zudem ihren Ursprung haben. Irgendwoher musste sie kommen. Vielleicht aus der Tiefe oder aus den Wänden, der Decke möglicherweise. Um sehen zu können, verließ ich mich auf das Licht der Stableuchte. Der Strahl war breit genug, um eine Schneise zu schlagen. Ich ließ ihn ab und zu an den Wänden entlanggleiten, in dessen Gestein die metallischen Einschlüsse schimmerten, wenn sie von der Helligkeit berührt wurden. Diese Tatsache machte mich nachdenklich. Hatte Halloran nicht davon gesprochen, dass hier im Gebiet Braunkohle abgebaut werden sollte? Ich war beileibe kein Geologe, aber mein gesunder Menschenverstand sagte mir, dass es, folgte ich den Einschlüssen, hier sicherlich um ganz andere Materialien ging.
Um Erze, wertvolle Erze…
Was war heute wertvoll?
Vieles, am meisten Platin.
Aber Platin hier?
Es war vorläufig nicht mein Problem, nur würde ich mich später sehr wohl an gegebener Stelle daran erinnern.
Schritt für Schritt setzte ich meinen Weg fort und tauchte in die Tiefe des Tunnels, der immer mehr von seiner Breite verlor. Jetzt passte nicht einmal mehr ein normales Fahrzeug hindurch. Mein Rover jedenfalls wäre stecken geblieben.
Auch die Kälte blieb.
Sie intensivierte sich nicht, sie war gleichförmig. Nie gab es eine Steigerung, es wurde auch nicht wärmer, und doch kam sie irgendwo her. Ich ging davon aus, dass sie von vorn auf mich zuwehte und dachte natürlich sofort an die Höhle, die mit einer so lichtlosen Finsternis gefüllt worden war.
Strahlte sie die Kälte ab?
Halloran konnte ich nicht mehr fragen. Er hatte nur von der Schwärze gesprochen, die einmal zu stark war.
Ich leuchtete direkt nach vorn. Etwa in Gürtelhöhe bahnte sich der Lichtarm seinen Weg. Vor mir sah ich kein Hindernis, es gab keine querlaufende Wand, und doch veränderte sich das Licht. Es fiel nicht in Leere hinein, wo es schließlich der dunklen Übermacht Tribut zollen musste, es sah so aus, als hätte man den Schein der Lampe weiter vorn einfach abgeschnitten.
Nicht möglich!
Normalerweise nicht, doch ich wusste aus den Erzählungen Ed Hallorans, dass nach dem Durchbruch zur Höhle hin alles anders sein konnte. Da wartete oder lauerte dann die andere Welt.
Auch mir wurde komisch. Die Beklemmung nahm zu, ebenso wie der Herzschlag. Ich war mir bewusst, dicht vor dem Ziel zu stehen und fragte mich, ob dies auch die Lösung beinhaltete.
Die würde mir nur die Gestalt bringen können. Ich verhielt meinen Schritt, weil ich über den Unbekannten nachdenken wollte.
Noch einmal rief ich mir den Anblick ins Gedächtnis zurück.
Ich hatte den Fremden nur aus der Ferne gesehen, wollte aber nicht unterschreiben, dass es ein Skelett gewesen war. Zwar hatte der Körper hell geschimmert, das hatte auch an einer dünnen Haut liegen können oder sogar an einer Lichtquelle, die sich in diesem Wesen aufgebaut hatte. Dass es sich um ein schwarzmagisches handelte, davon musste ich einfach ausgehen.
Auf der anderen Seite konnte ich mir schlecht vorstellen, dass es in Avalon derartige Gestalten gab. Sie galt als Insel der Mythen, als Zwischenreich für die Gerechten, denn so musste König Artus einfach bezeichnet werden, der auf der Insel sein Grab gefunden hatte.
Viele Legenden rankten sich um die Grabstätte, und ich wäre überglücklich gewesen, hätte
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