0783 - Der Tunnel
ich sie finden können. Doch dem waren einige Riegel vorgesetzt. Zahlreiche Mystiker und Forscher hatten sich darum bemüht, warum sollte ausgerechnet mir der Weg dahin gewiesen werden?
Ich ärgerte mich selbst darüber, dass meine Gedanken dermaßen abgeirrt waren. Ich musste an die Zukunft und an meine Lage denken, die nicht eben rosig aussah.
Wichtig war der Weg.
Er hatte sich noch stärker verengt und war dermaßen schmal geworden, dass ich beim normalen Stehen seine beiden Seiten mit den Schultern berührte.
Ich ging noch einen Schritt vor, dann den nächsten, den dritten trat ich schon kürzer und konzentrierte mich dabei voll und ganz auf den Lichtarm.
Er schaffte es nicht mehr, die Dunkelheit zu durchdringen. Vor mir lag sie schwärzer als schwarz, was eigentlich unmöglich war, aber es stimmte. Sie war wie eine dichte Masse, die keinen Lichtstrahl zu sich heranließ. Sie saugte alles in sich auf, und tatsächlich sah der Strahl aus, als wäre er abgeschnitten worden.
Etwas, das kaum erklärt werden konnte. Mein Mund war etwas trocken geworden, im Hals spürte ich auch ein feines Kratzen. Es konnte an der Luft hier liegen, die ebenfalls auf mich niederdrückte wie eine leichte Decke.
Noch ein Stück weiter.
Ich ging, aber der Lichtstrahl verkürzte sich. Erst hatte er nur mehr die halbe Armlänge, dann davon eine Hälfte und schließlich nur noch die Länge einer Hand.
Ich stand still und wagte es nicht mehr, mich zu rühren. Ich musste jetzt genau in der Öffnung des Durchbruchs stehen, denn eine Handlänge vor mir begann die Höhle.
Pechschwarz, völlig lichtlos, ein schwarzer, unheilvoller Koloss, aber nicht tot, sondern gefüllt mir einem geheimnisvollen und rätselhaften Leben, das sich eben auf seine Weise ausdrückte.
Hatte Ed Halloran nicht von Stimmen gesprochen?
Ja, so war es gewesen, und diese Stimmen hörte ich als ein seidenweiches Geflüster auf mich zukommen.
Ich nahm dieses Geräusch als Startsignal und betrat mit dem nächsten Schritt die unbekannte Schwärze…
***
Eine halbe Körperlänge hatte mich nur von der absoluten Dunkelheit getrennt, und meine Gedanken drehten sich automatisch um die schwarze Flut, weil ich sie eben mit dieser Finsternis verglich, auch wenn die hier in der Höhle noch dunkler und dichter war. Die schwarze Flut war also anders gewesen, zudem hörte ich hier die wispernden Stimmen nicht sichtbarer Wesen.
Daran musste ich mich zunächst gewöhnen und blieb nach diesem kurzen Eintritt in die andere Welt zunächst einmal stehen.
Ich lauschte nicht nur in die Schwärze hinein, ich fühlte auch, denn ich wollte einfach wissen, ob sich etwas auf mich zubewegte oder die Dunkelheit selbst mit irgendwelchen geheimnisvollen Dingen gefüllt war, die der Eintretende auch körperlich spürte. Dabei dachte ich nicht mal an die bleiche Gestalt mit der langen Waffe, von der ich ebenfalls noch nichts sah.
Nein, es umgab mich kein Geräusch.
Nur meinen eigenen Atem hörte ich. Deshalb konzentrierte ich mich auf ihn und natürlich auf die Luft, die ich einatmete.
Sie drang kühl und etwas feucht in meine Lungen. Ich hatte den Eindruck, als würde sie im Mund festkleben. Sie hing am Gaumen und lag auf der Zunge, sie war für mich persönlich zu schmecken, aber sie selbst hatte keinen Geschmack.
Neutral, pechschwarz und schleimig.
Ich gehöre zu den Menschen, die eine Dunkelheit schon in den verschiedenen Varianten erlebt haben. Darauf bin ich keinesfalls stolz, es ist einfach eine Tatsache. Ich dachte an den Fall der Teleporter, wo ich auch mit der Dunkelheit konfrontiert worden war. Damals hatte sich mein Körper aufgelöst, da war er in Atome zerfallen und hatte sich an einem anderen Ort wieder zusammengesetzt. In dieser Zwischenzeit, die ich als Nichts bezeichnete, hatte ich diese absolute Lichtlosigkeit erlebt, hier traf diese Tatsache auch zu, und doch gab es da einen großen Unterschied.
Jetzt bekam ich es mit. Ich war noch körperlich vorhanden, ich konnte fühlen, schmecken, und ich konnte mich auch wehren, was sehr wichtig war, sollte ich aus dem Dunkel attackiert werden. Nur war es mir unmöglich, etwas zu erkennen, und so fragte ich mich, ob auch das gefährliche Wesen ebenso reagierte. Oder war es dermaßen mit der Finsternis verwachsen, dass es sich sogar optisch orientierte?
Ich ging weiter.
Legte den zweiten und den dritten Schritt zurück. Dabei hielt ich die Arme ausgestreckt, um nach einem Hindernis zu tasten. Es war eine automatische, rein
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