0784 - Avalons Geistergräber
nichts festlegen.«
»Es ist schwer, dir dabei zu folgen, Suko.«
»Das weiß ich selbst, und ich kenne auch den Grund. Ich bin mir einfach noch zu unsicher. Das hier habe ich noch alles nicht wahrgenommen, und mir geht zu viel durch den Kopf…«
»Es muss eine Lösung geben.«
»Sicher.«
»Könnte es nicht vielleicht sein, dass sich nach dem Tod des König Artus alles so wieder zurechtgefunden hat, wie es einmal in seinem Leben gewesen war. Dass sie ihm als Grabmal eine Gedenkstätte errichtet haben. Der Sage nach soll der König in Avalon sein Grab gefunden haben. Könnte dies hier das Grab sein?«
Nach dieser Frage drehte sich Suko um. Er schaute noch einmal in die Runde, obwohl er fast alles kannte. Dann schüttelte er den Kopf.
»Das hier ein Grab?«
»Ja!«
»Wo sind die Toten?«
»Muss es die geben?«
Suko hob die Schultern. »Knochen, vermoderte Körper, alte Rüstungen, das alles sehe ich nicht. Auch wenn noch so viele Jahre vergangen sind, die Rüstungen der Ritter zumindest müssten überlebt haben, finde ich jedenfalls.«
»Da könntest du Recht haben.«
Eigentlich hätte Suko sich freuen müssen, so etwas erleben zu dürfen. Er war trotzdem nicht zufrieden, zu viele Fragen waren offen geblieben, und er hatte zudem das Gefühl, sich inmitten einer Projektion zu befinden. Zwar hatte er festen Boden unter den Füßen, doch er wusste nicht, wo er sich in den folgenden Sekunden hinbegab. Das musste er anderen Mächten überlassen.
Das war hier kein Grab, das war ein Treffpunkt, denn Gräber sahen anders aus.
»Du bist sehr unzufrieden!«, stellte der Abbé fest.
Suko lächelte vor sich hin. »Ich kann es dir nicht beweisen, mein Freund, aber ich habe einfach den Eindruck, dass wir uns zwar normal bewegen können, aber nicht die Freiheit haben, zu bestimmen, wohin wir gehen und wohin nicht. Ich denke da an die lange Leine, an der wir hängen. Kannst du mich verstehen?«
»Im Moment noch nicht. Wer sollte uns leiten? Wir haben doch alles gefunden, was wir wollten.«
»Stimmt. Da bewegten wir uns an der Oberfläche. Aber auch das war kein Zufall. Man hat uns hergeführt. Man zeigt uns ein Bild, man stellt uns sogar hinein, und es kann durchaus passieren, dass wenig später ein anderes Bild erscheint, in dessen Mittelpunkt wir stehen.«
»Es ist schwer, dir zu folgen, Suko.«
»Eigentlich nicht, wenn man weiß, von welchen Voraussetzungen man ausgehen muss.«
»Und welche sind das deiner Meinung nach?«
»Das will ich dir sagen. Wir bewegen uns in Avalon, Abbé. Es ist kein Land oder keine Insel in dem normalen Sinne. Es ist ein Gebiet innerhalb einer anderen Dimension oder dazwischen liegend. Es kann sich jeden Augenblick etwas verändern. Es würde mich nicht wundern, wenn wir plötzlich auf dem Turm einer alten Burg stehen, denn möglich ist alles.«
»Darüber denke ich anders. Du hast mich nicht überzeugen können, Suko. Ich werde dir auch den Grund nennen.«
»Gern, denn mich interessiert eine andere Meinung.«
»Vergiss nicht, dass ich den Würfel aktivierte. Erst danach haben sich die Grenzen geöffnet und uns zu dieser wundervollen und nicht erklärbaren Reise in die Tiefe verholfen. Ich glaube schon, dass es von uns gesteuert wurde.«
Bloch war auf Sukos Antwort gespannt. Seiner Meinung nach konnte es kaum noch ein Gegenargument geben, aber Suko war trotzdem nicht überzeugt worden. »Ich spreche dem Würfel die Kraft natürlich nicht ab, gebe allerdings zu bedenken, dass er ebenfalls mit in diese Magie hineingeraten sein kann. Er wird sich angepasst und nicht dagegen gestellt haben. Er wurde zu einem Helfer der anderen Kraft.«
Der Abbé runzelte die Stirn. »Nicht schlecht gedacht, trotzdem traue ich dem Würfel mehr zu.«
»Das ist dein gutes Recht. Es wäre schlimm, wenn du anders denken würdest.«
»Dann werden wir sehen, wer Recht hat. Du meinst also, dass wir uns in einer Zeitebene bewegen, die sehr schnell einer anderen Platz schaffen kann.«
»So ist es.«
»Soll ich dich fragen, welche das sein wird?«
»Nein, aber ich bin sicher, dass wir hier nicht in einem Grab stehen, hier ist die Halle gewesen, in der sich die Ritter der Tafelrunde mit ihrem König getroffen haben.«
»Dann aber war sie nicht in Avalon.«
»Ja.«
Der Abbé räusperte sich. »Da schießt mir natürlich eine irre Idee durch den Kopf.«
»Sprich, so lange wir noch Zeit haben.«
»Sollte Avalon, wenn du mit deiner Vermutung Recht hast, gar keine Insel gewesen sein?«
»Weiter…
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