0790 - Kristall aus der Vergangenheit
Dämonensekte, hielt einen-Totenschädel in der Hand. Es war der skelettierte Kopf einer Hyäne. Sorgfältig stellte er den blanken Schädel in die Mitte eines doppelten Kreidekreises, der von allerlei Symbolen und Zeichnungen umgeben war. Es war das Zeichen des Dämons Vorrec, das Simonet vor wenigen Minuten mit schwarzer Kreide auf den Boden des Beschwörungsraums im Keller seines Hauses gezeichnet hatte.
Er ging zu dem kleinen Apothekerschränkchen, das an der Wand befestigt war. Daraus holte er ein gläsernes Gefäß, das mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war: das Blut einer Hyäne, das sich Simonet in monatlichen Abständen besorgte.
Es war mitten in Frankreich nicht einfach, an frisches Hyänenblut zu kommen, aber er hatte die Erfahrung gemacht, dass mit einer ausreichenden Menge Geld alles zu bekommen war. Er bezahlte seinen Lieferanten gut, denn wenn in der Beschwörung zu altes oder gar Blut eines anderen Tieres verwendet wurde, konnte das unabsehbare Folgen haben.
Simonet wäre dann der Willkür Vorrecs ausgeliefert. Über die Folgen gab er sich keinerlei Illusionen hin. Mit den Höllenmächten war nicht zu spaßen.
Der Meister der Sekte goss den dritten Teil des Blutes auf den Schädel und zitierte dazu eine düstere Beschwörungsformel. Seine innerliche Anspannung verringerte sich. Der Anfang war gemacht. Das Ritual musste in Abständen von fünf Minuten noch zweimal wiederholt werden. Vorrec war dann gezwungen, hier zu erscheinen.
Der blaue Kristall lag in ein Tuch gewickelt in einer Ecke des Kellerraums. Er war von mehreren magischen Symbolen umgeben, die verhindern sollten, dass Vorrec sich den großen Trumpf im Spiel um die Macht ohne den Willen Simonets aneignen konnte. Simonet hatte vorgesorgt. Der Dämon sollte ihn nicht übertölpeln können.
Das Warten begann an seinen Nerven zu zerren. Das Ritual als solches hatte er oft genug durchgeführt, um es meist in großer Gelassenheit hinter sich zu bringen. Der Kristall trug die Schuld daran, dass er sich so unruhig fühlte. Heute war er nervös wie damals, als er Vorrec das erste Mal beschworen hatte und nicht wusste, was ihn erwartete.
Den heutigen Tag konnte man durchaus mit der damaligen Situation vergleichen. Wenn Vorrec auf sein Verlangen einging und schnell handelte, konnte Simonet möglicherweise schon in wenigen Stunden mit einem hochrangigen Dämon sprechen. Sollte er dieses Ziel erreichen, musste er improvisieren. Die angemessenen Worte würden ihm dann schon einfallen. Er war überzeugt, dass der Kristall für den nötigen Respekt sorgte.
Fünf Minuten waren vergangen. Erneut nahm er den gläsernen Behälter und goss die Hälfte des übrig gebliebenen Hyänenblutes auf den Schädel. Eine kleine Lache, von der ein durchdringender Gestank ausging, breitete sich im Inneren des Kreises aus.
Noch weitere fünf Minuten Wartezeit würde er warten müssen. Er lief nervös in den engen Grenzen des Kellers auf und ab, als er ein Geräusch hörte. Ein dumpfes Krachen. Es kam von oben. Das konnte nur eins bedeuten: Jemand war in sein Haus eingedrungen!
Simonet fluchte. Er konnte das Ritual an dieser Stelle nicht abbrechen. Ihm blieben vier Minuten, bis er es durch erneutes Begießen des Schädels zu Ende führen musste. Was geschah, wenn das Ritual nicht beendet wurde, wusste er nicht. Es war nie zuvor geschehen.
Er öffnete die Tür und huschte hinaus. Im Vorraum angekommen, riss er einen Schrank auf und griff nach einer Pistole, die dort für Notfälle immer bereit lag. Er musste nach oben und mit dem Eindringling kurzen Prozess machen.
Noch gut drei Minuten waren übrig.
Es musste schnell gehen. Hoffentlich reichte die Zeit…
Dann glaubte er seinen Ohren nicht zu trauen. Der Eindringling öffnete die obere Tür, die ins Treppenhaus zum Keller führte. Er kam nach unten und lief ihm genau in die Hände.
Der Sektenführer hob die Pistole und visierte den Treppenabsatz an. Der Eindringling sollte gar nicht erst zum Nachdenken kommen.
***
Zamorra und Nicole überlegten nicht lange. Sie mussten in das Haus eindringen, um den Mörder des Bauarbeiters zu überraschen. Sie durchquerten den Vorgarten und hofften, an der Rückseite eine Möglichkeit zu finden, unbemerkt ins Innere zu kommen.
Die bot sich ihnen schneller als erwartet. Sie stießen auf eine hölzerne Hintertür, die windschief in den Angeln hing. Das verrostete Schloss hatte eine Auswechslung dringend nötig.
»Ich überlasse dir den Vortritt«, meinte
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