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0792 - Gruß aus der Gruft

0792 - Gruß aus der Gruft

Titel: 0792 - Gruß aus der Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schritte, keine Geräusche, keine Stimmen, aber bedrückende Stille, die nur von einem Geräusch unterbrochen wurde, diesem klatschenden Klopfen, als wäre jemand dabei, in die Masse zu schlagen, aber sie atmete und »lebte« von allein.
    Obwohl der Geruch sich nahe der Amphore am längsten hielt, machte ich mich auf den Weg. Wieder trat ich an das Gefäß heran, diesmal leuchtete ich zuerst an der Außenseite entlang und dachte über die Schriftzeichen nach.
    Dem Gefühl nach tippte ich auf Ägypten – allerdings auf ein sehr altes Ägypten, und was dort in dieser Amphore verborgen lag, das konnte durchaus ein Relikt aus dieser Zeit sein.
    Ein lebendes Herz!
    Ein Herz, das schlug, das Tausende von Jahren überlebt hatte und in einer schwarzen Masse lag, möglicherweise in einer gallertartigen Flüssigkeit, die einer Nährlösung gleichkam.
    Mich schauderte, als ich wieder in die Amphore hineinleuchtete.
    Täuschte ich mich, oder hatte sich dort etwas verändert? Mir kam es so vor, als wäre die Masse gewachsen und hätte sich an den Wänden hochgedrückt.
    Ich schloss die Augen.
    Langsam, John, langsam. Dreh nicht durch, fang nicht an zu spinnen und bleib cool.
    Trotz meiner eigenen Befehle fiel es mir schwer, und ich schaute mir die Masse sehr genau an. Das Licht berührte sie, ich hatte den Lampenstrahl durch eine Drehung des Glaseinsatzes verändert, sodass er jetzt breiter gegen das Ziel fiel.
    Ja, da pochte es.
    Und die Kraft schien stärker geworden zu sein, denn diese Drüse hatte sich sogar an die Oberfläche geschoben. Nur eine verhältnismäßig dünne Haut trennte es vor dem Platzen.
    Würde es dazu kommen?
    Wieder pumpte die Drüse, wieder stieg sie höher, und diesmal erkannte ich sie. Ich hatte den Eindruck, als würde der Lichtstrahl es erst durchleuchten, dann aber aufgeben, sodass er von der Schwärze aufgesaugt wurde. Umrisse sah ich, und ich hatte Mühe, die Fassung zu bewahren.
    Ja, es war ein Herz!
    Ein pechschwarzes, zuckendes und schlagendes menschliches Herz!
    Der Schock blieb aus. Vielleicht auch deshalb, weil es keine Überraschung mehr für mich war. Ich hatte mich daran gewöhnen können, sah es, nahm es zur Kenntnis, und ich fing bereits an zu überlegen, wem dieses Herz gehören konnte. Auch über die Herkunft der Masse dachte ich nach.
    War diese Masse einmal ein Körper gewesen? Hatte man ihn verbrennen oder verwesen lassen, oder war er einbalsamiert worden?
    Das Herz stieg aus der schleimigen Masse höher. Wieder hörte ich dieses dumpfe Geräusch, den pumpenden Schlag, als wäre es das Herz eines normalen Menschen.
    Es war mit einer dunklen Schleimmasse bedeckt, die es allerdings nicht vor meinen Blicken verbarg, denn sie war leicht durchsichtig und wirkte wie graues Rauchglas. Es zuckte, es pumpte, und wahrscheinlich führte es der Masse die Energie zu.
    Welche Energie war das?
    Ich wusste es nicht. Hatte irgendjemand in grauer Vorzeit eine Mumie auf bestimmte Art und Weise einbalsamiert? Gab es da ein Verfahren, das uns Menschen aus der Neuzeit noch nicht bekannt war?
    Nein, das musste anders gewesen sein. Ich stellte die Wissenschaft mal hintenan und bewegte meine Gedanken in eine andere Richtung. Was ich hier erlebte, war ein altes magisches Phänomen, und es musste dabei eine Verbindung bis in die Gegenwart und speziell zu Diondra Mayne führen. Es wollte mir nicht aus dem Sinn, in dieser finsteren Kammer hatte ich die Quelle gefunden.
    Das Herz und das weibliche Genie, beide zusammen ergaben die magischbrisante Mischung.
    Das pochende Herz nahm nicht den gesamten Umfang der Amphore ein. Es schwamm in der gallertartigen Masse, die ich anleuchtete. Ich wagte nicht, sie zu berühren, sie zitterte in sich, sie lebte, sie warf keine Blasen, aber sie sah so aus, als würde sie sich ausdehnen.
    Ich trat einen Schritt zurück. An den widerlichen Verwesungsgestank hatte ich mich beileibe nicht gewöhnt. Er klebte überall, in meiner Kleidung, auf der Haut, er war auch in meinen Mund gedrungen. Bei jedem Einatmen füllte er ihn aus bis zur Kehle, aber ich hatte das Würgen längst unterdrückt.
    Eine Verbindung zwischen Diondra und dem Herz! Die musste es geben. Ein Objekt verließ sich auf das andere. Diondra war als Genie bezeichnet worden, als ein Mensch, wie ihn die Fachleute noch nie zuvor erlebt hatten. Diese Frau war für sie unerklärbar geworden.
    Da es diese Person mit all ihrem Wissen gab, musste es auch eine Erklärung geben, nur keine rationale. Solange dieses Herz schlug,

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