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0792 - Gruß aus der Gruft

0792 - Gruß aus der Gruft

Titel: 0792 - Gruß aus der Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Professor. Ich regiere hier.« Sie verdrehte die Augen und wirkte so, als würde sie überlegen. Dann sprach sie weiter. »Nein, ich lasse hier regieren. Das andere und ich sind zusammen.« Sie holte tief Luft. Ihr Blick nahm einen verklärten Ausdruck an. »Es pumpt wieder, es schlägt, es ruft mich, ich kann es genau hören.«
    Palmer begriff nicht viel. »Was können Sie hören? Was ist überhaupt los?«
    »Das Herz, Professor. Das Herz schlägt.«
    »Ihres?«
    »Auch. Aber das andere Herz ist wichtiger. Das Herz dieser Gruft, das Herz des Hauses, und es sorgt dafür, dass Leben in dieses Gemäuer kommt. Sie müssen mich jetzt entschuldigen, Mr. Palmer, aber ich muss nachschauen.«
    »Wo… wo denn?«
    »Ich will es sehen.« Ihre Lippen zuckten. »Der Schlag gefällt mir überhaupt nicht. Er ist nicht so regelmäßig wie sonst. Ich habe den Eindruck, als wäre es von einer großen Gefahr umgeben. Es ist jemand hier, ich kenne ihn auch, ich habe ihn gesehen, und ich habe ihn gespürt…«
    Palmer hatte sich wieder gefangen. »Ist es das, was Sie als Bedrohung bezeichnen? Haben Sie sich deshalb zurückgezogen? Fühlen Sie sich von diesem Herz bedroht?«
    Diondra lächelte. »Ja, es ist die Wolke, die Vergangenheit.« Dann widersprach sie sich. »Nein, ich fühle mich von ihm nicht direkt bedroht, ich muss eben lernen, es zu begreifen. Wenn es aus diesem Haus ein Grab machen will, dann soll es das. Ich aber werde…«, sie sprach nicht mehr weiter, sondern drehte sich um und ging mit sehr gelassenen Schritten auf die Tür zu.
    Palmer stand da, ohne sich zu rühren. Er sagte auch nichts, als Diondra das Zimmer verließ. Aus weit geöffneten Augen schaute er ihr hinterher, und diesmal hörte er sein Herz schlagen. Viel zu schnell und unregelmäßig. Er wusste selbst, dass sein Herz nicht mehr so in Ordnung war wie früher, deshalb konnte er auch nichts unternehmen. Er ging nur einige Schritte auf den Sessel zu und ließ sich wieder hineinfallen.
    Dort blieb er sitzen, starrte ins Leere und kam mit sich und der Welt nicht mehr zurecht.
    Diondra öffnete die Tür. Mit der Hand an der Klinke blieb sie stehen und schaute zurück. Von der Seite her erwischte sie der Lichtkreis des Kaminfeuers. Ihre Gestalt hatte etwas Böses bekommen, sie sah zwar aus wie immer, aber da steckte trotzdem etwas in ihr, mit dem der Professor nicht zurechtkam.
    Sie hatte sich verändert…
    Zum Abschied schenkte sie ihm ein eisiges Lächeln, und wieder fiel dem Mann dabei ein, dass sie dieses Haus hier mit einer Gruft verglichen hatte.
    Er wollte ihr etwas zurufen, doch Diondra war schneller. Auf leisen Sohlen huschte sie aus dem Zimmer, und ebenso leise zog sie die Tür hinter sich zu.
    Sie ließ einen Mann zurück, der völlig geschockt war. Er, der Wissenschaftler, hatte das Gefühl bekommen, völlig von der Rolle zu sein. Es gab nichts mehr, was sich rein von der Analytik und vom Verstand her erklären ließ. Hier war die Welt auf den Kopf gestellt worden. Die Magie hatte die Logik abgelöst, und ausgerechnet Diondra, dieses mathematische Wunder, spielte die Hauptrolle.
    Palmer atmete mit offenem Mund. Allmählich nur lichtete sich der Vorhang, seine Gedanken nahmen wieder klarere Formen an, sie verwandelten sich in Bilder, und aus ihnen schöpfte er neuen Mut.
    Er musste etwas tun.
    Jetzt freute er sich doppelt darüber, dass er über das Treffen mit dem Polizisten draußen im Park geschwiegen hatte. Er ging davon aus, dass der Mann seinen Beobachtungsposten noch nicht verlassen hatte. Es war wichtig, dass er Bescheid wusste. Wann Diondra zurückkehrte, konnte der Professor nicht sagen, irgendwann würde sie schon erscheinen, und bis dahin musste Palmer alles geregelt haben.
    Er stand auf.
    Den Weg bis zur Tür hatte er mit wenigen Schritten hinter sich gelassen. Er blieb für einen Moment davor stehen und lauschte. Dahinter hörte er nichts.
    Also war er allein.
    Er kam sich wie ein kleiner Junge vor, als er die rechte Hand auf die Klinke legte. Noch traute er sich nicht, sie nach unten zu drücken. Er war aufgeregt und zitterte, dann gab er sich einen Ruck.
    Alles Weitere ging schnell. Er stieß die Tür auf, ging über die Schwelle – und erlebte den nächsten Schock.
    Palmer wäre fast gegen eine breitschultrige Gestalt gelaufen, die ihn zudem noch weit überragte.
    Cusor stand dort wie ein Felsblock!
    Er lachte leise, und dieses Lachen traf den Professor wie kleine Messerstiche. Für ihn brach auf der Schwelle abermals eine Welt

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