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0792 - Gruß aus der Gruft

0792 - Gruß aus der Gruft

Titel: 0792 - Gruß aus der Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde es auch Diondra geben. Also existierte zwischen ihnen beiden eine Symbiose.
    Und die Stimmen?
    Sie waren keine Täuschung gewesen. Ich hatte sie gehört, als ich am Pavillon lauschte. Das Flüstern war durch die Mauern gedrungen, aber es hatte nicht Diondra gesprochen, sondern die geisterhaften Personen, die sich im Dunkeln verborgen hielten.
    Auch sie mussten mit diesem verdammten Herz zu tun haben. Ich leuchtete noch einmal gegen den schwarzen, zuckenden Klumpen und beschloss, keinen Versuch zu unternehmen, die magische Energiequelle zu zerstören. Ich musste mir erst sicher sein, ob die Verbindung zwischen Diondra und diesem Herz tatsächlich so stark war.
    Am besten war es, wenn ich die Amphore wieder verschloss und so tat, als hätte ich nichts gesehen.
    Ich hatte mich schon gebückt, um den runden Deckel aufzuheben, als ich die Geräusche hörte. Nicht in dem Raum, in dem ich stand, sondern hinter meinem Rücken – außerhalb eben.
    Da war jemand!
    Sofort löschte ich das Licht. Die Dunkelheit überfiel mich. Nichts war mehr zu sehen. Aber in der Finsternis hörte sich das Pochen des Herzens doppelt so laut an.
    Das Geräusch ließ bei mir einen Schauer entstehen. Ich wusste ja, woher es kam, vergaß die Amphore und schlich so leise wie möglich auf die Wand zu.
    Mit dem Rücken lehnte ich mich an und blieb dort stehen.
    Zeit verging. Ich selbst kam mir vor wie jemand, der in der Dunkelheit verschmolz. Ich wurde zu einem Teil ihrer selbst, verwandelte mich ebenfalls in den Schatten, der von der Dunkelheit verschluckt worden war.
    Das Geräusch war nicht verstummt. Da schlich jemand näher. Er bewegte sich auf leisen Sohlen und versuchte dabei, jedes Kratzen oder Schaben zu vermeiden, was ihm nicht gelang. Wer immer dort kam, für ihn gab es nur den einen Weg. Er würde die Tür öffnen, diesen Raum betreten und feststellen, dass sich etwas verändert hatte.
    Großartig zu raten, mit wem ich es zu tun hatte, brauchte ich nicht.
    Wahrscheinlich hatte Diondra Mayne gespürt, dass sich jemand an ihr Geheimnis herangemacht hatte. Das konnte sie natürlich nicht hinnehmen, und wenn sie erschien, würde sie auch handeln.
    Die Tür bewegte sich. Ich hörte nur ein Schleifen, leise und stockend. Die Person war da. Sie kam vor. Ich ahnte es, denn ich sah es nicht. Aber ich konzentrierte mich auf die leisen Geräusche der Schritte, die manchmal auch näher kamen.
    Diondra Mayne.
    Keine andere Person hatte diese Kammer betreten. Ich hörte ihr Flüstern, aber das war nicht sie allein, die sprach, denn abermals erreichten mich die Stimmen, deren wispernden Klang ich bereits am Pavillon vernommen hatte.
    Ich hätte darauf schließen müssen, dass Diondra nicht allein erschienen war, das jedoch wollte mir nicht in den Kopf. Nein, es stimmte nicht, sie war…
    Meine Gedanken rissen ab. Etwas hatte mein Gesicht gestreift wie ein feines Spinnennetz, und ich fragte mich, ob mich dort jemand hatte abtasten wollen.
    War Diondra doch mit Begleitern erschienen?
    In meinem Magen setzte sich das Unbehagen fest. Ich fühlte mich längst nicht mehr gut und sicher, denn in den vergangenen Sekunden hatte sich die Gefahr verdichtet.
    Die Schritte verstummten.
    Kein Schleifen oder Kratzen mehr.
    Dafür hörte ich ein anderes Geräusch.
    Ein böses Stöhnen, als würde jemand unter schrecklichen Qualen leiden.
    In der rechten Hand hielt ich noch immer meine kleine Lampe. Die Richtung, aus der das Geräusch drang, war einfach nicht zu verfehlen. Langsam hob ich den Arm höher, und mein Daumen bewegte sich dabei auf den Schaltknopf zu.
    Ein schwacher Druck nur reichte aus.
    Helligkeit, gebündelt, grell, auch gefächert – und ein Ziel treffend.
    Das Glück stand diesmal auf meiner Seite. Ich erwischte Diondra Mayne voll.
    Mein Gott, wie sah sie aus! In diesen Augenblicken brach für mich eine kleine Welt zusammen!
    ***
    Professor Palmer war stehen geblieben. Die letzten Worte der jungen Frau wollten ihm nicht aus dem Sinn. Er drehte sich langsam herum, und seine Kehle war trocken wie eine Sandmulde. »Was haben Sie da gesagt?«, fragte er leise.
    Diondra nickte. »Das Haus ist ein Grab.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ja, das hörte ich, aber Sie haben auch von mir gesprochen.«
    »Stimmt. Es ist auch für Sie zu einem Grab geworden. Für alle hier ist es das. Eine Gruft, ein düsterer Platz zum Sterben, abgefüllt mit dem Erbe und den Schatten einer längst vergessenen Zeit, einer unheimlichen Vergangenheit. Das müssen Sie begreifen,

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