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0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber hielten mit denen hier keinem Vergleich stand. Diese waren einfach anders. Erstens viel größer und zweitens auch anders geschwungen.
    Das konnten keine normalen Engelflügel sein. Sie… sie sahen aus wie die Schwingen eines Drachen.
    Furchtbar eigentlich…
    Als Pete diesen Gedanken beendet hatte, überkam ihn schon das kalte Grauen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es einen Engel mit den Schwingen eines Drachen gab, nun stand er davor, und es war keine Täuschung, denn blind war er nicht, und auch der Nebel verzerrte die Perspektive nicht mehr so stark.
    Was bedeutete dieses Grab?
    Er wäre gern näher getreten, das wiederum traute er sich nicht.
    Deshalb konnte er auch nicht erkennen, ob an der Vorderseite dieses seltsamen Grabsteins der Name des Verstorbenen eingraviert worden war. Sein Augenmerk galt einzig und allein diesem seltsamen Engel.
    Ein leises Knarren erschütterte ihn. Es peitschte die Angst in ihm hoch. Pete Ashley verlor alle Farbe. Er ballte die Hände zu Fäusten, als könnte er sich so besser wehren, und er lauschte gleichzeitig dem Echo, das über das Grab hinwegschwang.
    Warum?
    Hatte sich da jemand bewegt?
    Dieser Gedanke steigerte seine Furcht noch. Er wischte über die Augen, weil er das Gefühl hatte, sie von einem Schleier befreien zu müssen, und danach starrte er wieder nach vorn.
    Der Engel saß noch immer auf der Truhe. Nur… nur … Ashley wollte es nicht fassen, was er da mit den eigenen Augen sah. Der Engel hatte etwas verändert. Er lag nicht mehr schräg auf dem Deckel der Truhe, sondern war dabei, sich aufzurichten.
    Langsam, unheimlich langsam, und jede Bewegung hinterließ ein leises Knirschen. Ashley hatte das Gefühl, wahnsinnig zu werden.
    Wie war es möglich, dass sich eine Steinfigur von allein bewegte?
    Außerdem hätte sie brechen müssen, aber bei dieser Figur brach und bröckelte nichts ab. Es entstanden weder Spalten noch Risse.
    Die Hände veränderten sich nicht, die Finger blieben nach wie vor dran, und das Gesicht konnte Ashley auch jetzt nicht sehen, weil es der Engel in seinen Armen vergraben hatte.
    Zentimeter für Zentimeter richtete er sich auf. Dieses leise Knacken und Knirschen begleitete jede Bewegung wie eine schaurige Musik, und die mächtigen Flügel am Rücken der Figur waren so breit, dass sie weit über den Körper hinwegragten.
    Er fasste es einfach nicht.
    Aber er schaute weiter zu.
    Dann saß der Engel vor ihm mit seinen ausgebreiteten Flügeln.
    Noch immer hielt er sein Gesicht verdeckt, doch Ashley sah, wie sich die Hände bewegten. Zuerst lief ein Zucken durch die Finger, dann rutschten die Handflächen nach unten.
    Dies geschah ebenfalls sehr, sehr langsam, als wollte es der Engel bewusst spannend machen.
    Pete wartete ab. Ein Teil des Gesichts lag frei. War ihm der Körper der Figur hell vorgekommen, so schimmerte das Gesicht dunkler.
    Als hätte sich genau dort alles Mögliche im Laufe der Zeit abgesetzt.
    Moos und Schimmel sowie auch Blätter.
    Nein, nein, das war es nicht.
    Nichts klebte darauf. Das Gesicht sah nur nicht aus wie das eines Engels. Genau das Gegenteil davon.
    Es zeigte die Fratze eines Dämons!
    ***
    Diesmal hörte sich Pete sogar schreien. Er hasste dieses schreckliche Gesicht, das zwar klein und rund war, aber eine derartige Bösartigkeit ausstrahlte, die er nicht verkraften konnte. Es war einfach furchtbar, es gehörte nicht auf diese Welt, es gehörte in die Hölle oder in ein dämonisches Reich, aber nicht auf diesen Friedhof, wo die Toten ihre Ruhe haben sollten.
    Da waren zudem zwei Augen, die überhaupt nichts mehr mit dem Gestein zu tun hatten, denn sie stachen deutlich hervor. Sie schimmerten in einer kalten, grünlich gelben Farbe und waren einzig und allein auf den Menschen fixiert.
    Dieses böse Wesen glotzte ihn an. Die Nase erkannte er nicht, dafür jedoch den Mund, der ebenfalls offen stand. Dunstschwaden wehten am Gesicht vorbei, deshalb sah der Engel auch so aus, als würde er den stinkenden Dampf der Hölle aus seinem Mund hervorströmen lassen.
    Pete Ashley wurde mit diesem Bild einfach nicht fertig. Für ihn war das Gefüge seiner Welt zusammengebrochen. Was auf diesem Friedhof vorging, widersprach der menschlichen Logik, so etwas hätte nicht sein dürfen, und der Mann war auch nicht in der Lage, nach Erklärungen zu suchen. Er nahm den Schrecken hin, er akzeptierte ihn nicht.
    Seine erste unheimliche Begegnung hatte er schon vergessen. Was war schon eine Geisterfrau gegen dieses Phänomen

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