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0794 - Sieben Leben, sieben Tode

0794 - Sieben Leben, sieben Tode

Titel: 0794 - Sieben Leben, sieben Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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gesündere Beziehung als viele andere Menschen, denen vom Standesamt der Segen erteilt worden war. Jeder von ihnen hatte unzählige Male das eigene Leben aufs Spiel gesetzt, um das des anderen zu retten. Und schlussendlich war da noch jenes Opfer Zamorras vor vielen Jahren, bei dem er die ihm angebotene Unsterblichkeit ablehnte - mit der Begründung, dass die Ewigkeit ohne Nicole an seiner Seite keine Bedeutung für ihn hatte… [1]
    Sie versuchte, die belastenden Gedanken zur Seite zu schieben. »Wir sind seit langem liiert, wenn Sie das meinen. Aber wir arbeiten auch zusammen.«
    »Dann sind Sie auch so eine Art… Dämonenjägerin?«
    »Ich bin noch nicht überzeugt, dass es hier wirklich um Dämonen geht. So genannte schwarze Messen werden oft von Menschen initiiert, die Dämonen für ihre eigenen Zwecke einspannen möchten. Sie streben nach Erfolg, nach Macht oder Geld, und sie übersehen, dass es die Dämonen sind, die die Regeln in diesem Spiel bestimmen.«
    Er seufzte. »Bis vor ein paar Tagen hätte ich bestritten, dass es so etwas wie Geister oder Magie überhaupt gibt… Üben Sie diesen, äh, Beruf schon sehr lange aus?«
    »Schon einige Zeit, ja«, sagte Nicole vorsichtig - und dachte abermals zurück an jenen Tag, an dem Zamorra kurz davor war, für immer in die Hölle der Unsterblichen aufgenommen zu werden. Er hatte die Auseinandersetzung mit seinem Rivalen Torre Gerret für sich entschieden, aber das Angebot nicht angenommen. Daraufhin entschied die Hüterin an der Quelle des Lebens, dass auch Nicole die relative Unsterblichkeit erhalten sollte. Das war jetzt bereits viele Jahre her, und so mochte ein Fremder wie Kommissar Werner weder Zamorra noch Nicole auf mehr als fünfunddreißig Jahre schätzen. In Wirklichkeit aber hatten sie sich bereits vor über dreißig Jahren kennengelernt - als Nicole als Studentin bei einer Jobagentur in Harvard auf der Suche nach einer Nebeneinkunft gewesen war… [2]
    »Dann haben Sie sicher große Erfahrung in diesen Dingen«, sagte Werner hoffnungsvoll.
    Nicole enthielt sich eines Kommentars. Was nützte alle Erfahrung im Kampf gegen die Dämonen, wenn Hunderte Tonnen Beton plötzlich über einem zusammenbrachen? Wie es aussah, war Zamorra nicht das Opfer eines direkten magischen Angriffs geworden.
    Denk nicht dran. Vielleicht war Zamorra gar nicht in dem Gebäude. Oder er hat es rechtzeitig hinaus geschafft…
    Aber wieso hat er sich dann nicht gemeldet…?
    Denk nicht dran…
    Sie erreichten die Unglücksstelle in Altona nach einer halbstündigen Fahrt über die A7. Das Fabrikgelände lag in einem verlassenen Gewerbegelände in der Nähe der Abfahrt Bahrenfeld. Die Gegend wirkte düster und verfallen, doch als sie ihr Ziel erreichten, erblickte Nicole schon von weitem die Rettungs- und Feuerwehrwagen - und natürlich eine Meute aufgeregter Pressevertreter, die sich vor der Absperrung der Polizei tummelte.
    »Das wird jetzt nicht ganz einfach«, sagte Werner. »Irgendein Idiot aus dem Präsidium hat den Pressefritzen meinen Namen genannt, und jetzt bekommen sie jedes Mal einen Adrenalinschub, wenn sie meinen Wagen sehen.«
    In der Tat wandten sich sofort einige der Reporter um und jagten auf den Passat zu. Ihnen folgten uniformierte Beamte, die dem Wagen einen Weg durch die Menge bahnten.
    »Halten Sie sich die Jacke vors Gesicht. Sonst finden Sie auch bald Ihr Foto in der Zeitung.«
    Nicole tat nichts dergleichen. Ihre Blicke glitten über das Gelände, dessen Mitte von einem riesigen Schutthaufen eingenommen wurde, auf dem die Helfer der Rettungsmannschaften wie Ameisen herum kraxelten.
    Nicole öffnete ihren Geist, öffnete ihre Gedanken. Sie besaß ausgeprägte telepathische Fähigkeiten. Allerdings war es zweifelhaft, dass sie Zamorra irgendwo dort unter diesem Berg von Trümmern erreichen würde, selbst wenn er noch lebte.
    Liebster, kannst du mich hören?
    Es kam keine Antwort. Jenes unsichtbare Band, welches zwischen Zamorra und ihr existierte, schien unwiderruflich zerschnitten. Zerstört.
    Ein Gefühl überfiel sie, vor dem sie sich in den vergangen dreißig Jahren insgeheim nur allzu oft gefürchtet hatte.
    Einsamkeit.
    ***
    In letzter Verzweiflung versuchte sie das Amulett zu rufen. Wenn Zamorra Merlins Stern benötigte - wenn er noch lebte -, konnte er es schließlich sofort wieder zu sich zurückrufen.
    Das Amulett erschien nicht in ihrer Hand. Hoffnung keimte in Nicole auf. Das bedeutete, dass es sich entweder abgeschaltet hatte oder nicht mehr in

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