0794 - Zeitbombe Zellaktivator
durch hyperenergetische Impulse in die Nähe des Solsystems gelockt worden, wo ein Flottenverband der Laren ihm eine Falle stellte. Nur durch den entschlossenen Einsatz des Siedlers und einiger seiner Freunde war Harno in die Lage versetzt worden, sich bei einer Sonne „aufzutanken" und sich durch den Zeitstrom an Bord von Tifflors Schiffs zu versetzen. Er konnte gerade noch ein Bild der larischen Flottenfalle auf seine Oberfläche projizieren, dann verließen ihn seine Kräfte.
Julian Tifflor aber war gerettet gewesen. Er hatte Harno mit nach Gäa genommen und in einem geschlossenen Raum untergebracht, damit er sich unter den Emissionen eines Solarstrahlers erholen konnte.
„Er hat sich so gut wie nicht verändert", sagte Tifflor. „Wenn er uns wenigstens 'sagen' könnte, wie es ihm geht und was wir noch für ihn tun können."
Der Verwalter des Neuen Einsteinschen Imperiums der Menschheit hatte den Kopf nicht gedreht, aber seine Worte waren an einen großen, athletisch gebauten Mann mit zernarbtem Gesicht gerichtet gewesen, der schräg hinter ihm stand: Ronald Tekener.
„Er braucht viel Ruhe", erwiderte Tekener ernst. „Vor allem aber dürfen wir nicht der Versuchung erliegen, Harno in die Nähe einer Sonne zu bringen, damit er sich schneller 'auftanken' kann.
Das würde seine Energiestruktur wahrscheinlich irreparabel schädigen."
Julian Tifflor seufzte.
„Ich weiß, Ronald. Harno selbst teilte mir das noch mit, bevor er in sich zusammenfiel. Zuerst die Reise zum Ende der Zeit - was immer das ist - und dann die rasche .Auftankung' mit Hilfe der Siedler und die erneute Reise durch den Zeitstrom, um mich zu warnen: Das alles war zuviel für ihn. Er wird Jahre brauchen, um sich zu regenerieren."
„Ich kann mir vorstellen, daß das schmerzlich für dich ist, Tiff", erwiderte Tekener. „Gerade in unserer derzeitigen Situation könnten wir Harnos besondere Fähigkeiten gut gebrauchen."
„Das ist es nicht, jedenfalls nicht primär", erklärte Tifflor.
„Harnos Hilflosigkeit schmerzt mich, weil er ein guter Freund ist - nicht nur von mir, sondern von der ganzen Menschheit. Was unsere Situation angeht, so ist sie allerdings mehr als bedrohlich.
In erster Linie beunruhigt mich die Frage, warum Hotrenor-Taak mir eine Falle stellen ließ. Sicher, sie kann dem Zweck gedient haben, mich auszuschalten. Aber an meine Stelle wäre ein anderer Mann - oder eine Frau - getreten, die das NEI ebensogut verwalten könnte."
„Du kennst das Versteck des NEI, Tiff", meinte Tekener. „Den Laren ist jeder Aufwand recht, wenn sie nur erfahren können, wo sich das NEI verbirgt."
Julian Tifflor schüttelte den Kopf.
„Ich bezweifle, daß die Laren diese Informationen aus mir hätten herausholen können. Immerhin bin ich mentalstabilisiert.
Allerdings, ich räume ein, daß die Laren neue Verhörmethoden entwickelt haben könnten, mit denen sie auch eine Mentalstabilisierung brechen.
In dem Falle würde meine Gefangennahme den Aufwand rechtfertigen. Aber wenn es nicht so war, welchen Grund könnten die Laren dann gehabt haben, mich in ihre Gewalt zu bringen?
Das ist es, was mich seit meiner Rückkehr in die Provcon-Faust beschäftigt."
Ronald Tekener wollte etwas erwidern, schwieg aber, als er hörte, daß Tifflors Armbandgerät ein helles Summen von sich gab.
Tifflor schaltete das Gerät ein und winkelte den Arm an. Die flache Bildscheibe des Telekoms wurde hell, zeigte das Gesicht von Jennifer Thyron, einer Fremdrassenpsychologin, die dem Kontaktbüro der NEI-Verwaltung angehörte. Außerdem war sie eng mit Tekener befreundet.
„Was gibt es, Jennifer?" fragte Tifflor.
„Eine Verhandlungsdelegation der Vincraner ist eingetroffen - mit Barsdo-Elt an der Spitze", antwortete Jennifer Thyron.
„Barsdo-Elt sagt, er wäre mit Ihnen verabredet."
Tifflor blickte auf seinen Armband-Chronographen.
„Tatsächlich!" entfuhr es ihm. „Ich habe den Termin versäumt.
Bitte, richten Sie den Vincranern aus, daß ich in zehn Minuten bei ihnen bin. Bieten Sie ihnen eine Erfrischung an und verkürzen Sie ihnen durch ein Gespräch die Wartezeit."
Jennifers grüne Augen funkelten schalkhaft.
„Worte können die Zeit nicht objektiv verkürzen, Tifflor", erwiderte sie. „Aber ich werde versuchen, unseren Gästen die Zeit kürzer erscheinen zu lassen."
Julian Tifflor schaltete sein Armbandgerät ab und blinzelte Tekener zu.
„Auf den Mund gefallen ist dein Schatz nicht, Ronald." Er wurde wieder ernst. „Kommst du mit zu
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