0795 - Entführt in die Totenstadt
Zamorra-Gewäsch«, sagte Asha abfällig. »Kein Wunder, dass ich mehr Erfolge aufweisen kann als du. Unsere Gegner kochen nicht auf Sparflamme, und deswegen sollten wir auch keine Streichhölzer benutzen, sondern Flammenwerfer!«
»Der-Vergleich hinkt gewaltig«, warf Nicole ein.
»Doch wenn wir in deinem Bild bleiben wollen, dann sieh zu, dass du nicht in deinem eigenen Feuer gegrillt wirst, Asha«, ergänzte Zamorra.
»Habt ihr noch mehr gute Ratschläge?« Asha zog die Augenbrauen hoch. »Sie tun mir weh!« Sie schwieg kurz, um eine leidende Mimik aufzusetzen. »Ich werde jetzt meinen Sohn befreien, ihr könnt mitkommen oder es bleiben lassen, das liegt bei euch.«
»Wir kommen mit«, stellte Zamorra klar. »Doch wir werden den Weg ein wenig abändern. Ich werde nicht den Beelzebub nutzen, um den Teufel auszutreiben.«
»Wir sind in Indien, Zamorra, und hier interessieren weder euer westlicher Teufel noch euer Beelzebub, klar?«
»Also erstens«, meldete sich Nicole und dachte an ihren speziellen Freund Sid Amos, aus dessen Amtszeiten das von Zamorra zitierte Sprichwort stammte, »ist der Teufel nicht westlich, sondern universell. Und zweitens: Was Zamorra sagen wollte, ist, dass es uns gar nicht behagt, Kalis Kraft zu nutzen, um nach Yamapura zu gelangen.«
Zamorra hob bestätigend die Augenbrauen. Nicole hatte die Vorgehensweise Ashas also genauso gedeutet wie er selbst.
»Das ist der einzige Weg in die Totenstadt. Und noch nicht einmal von ihm weiß ich, ob er wirklich funktioniert«, behauptete Asha.
»Der einzige Weg, der dir bekannt ist«, schränkte Zamorra ein. »Du vergisst, dass ich Yama bereits einmal gegenüberstand. Ich habe eine Affinität zu ihm, die wir ausnutzen können.«
»Können wir das sofort?«, fragte Asha ungeduldig, »oder wird das noch Stunden dauern? Da werden wir wohl erst wieder Pläne wälzen müssen…« Ihre Stimme troff vor Sarkasmus. »Man kann nicht einfach nach Yamapura spazieren, wenn einem der Sinn danach steht. Die Stadt ist abgeschirmt, und es heißt, es gibt aus ihr kein Entkommen, wenn Yama es nicht will.«
In diesem Moment ertönte ein grässlicher Schrei und brachte die weitere Diskussion zum Verstummen.
»Das kam von den Gefesselten«, stellte Zamorra fest. Sie hatten die Entführer gut verschnürt in dem Raum zurückgelassen, wo sie sie überwältigt hatten. »Jemand ist bei ihnen.«
»Kümmern wir uns jetzt um Vasu oder die Verbrecher, die ihn in die Gewalt des Totengottes gebracht haben?«, schnauzte Asha. »Wenn ihr euch als Wohltäter an den vermeintlichen Polizisten erweisen wollt, tut das, ich hindere euch nicht, aber ich werde jetzt aufbrechen.«
Erneut schrie jemand auf.
»Was geht dort oben vor?«
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Gebäudes, und eine Schrecken erregende Gestalt trat heraus. Hinter ihr zeigten sich vier schemenhafte Gebilde.
»Yamaduta«, sprach Asha seinen Namen unwillkürlich aus.
Zamorra wusste, was geschehen war. Der Bote des Totengottes war gekommen, um die Seelen seiner Knechte zu holen. Er hatte sie getötet…
»Ich kam zu spät«, sprach Yamaduta sie an. »Ihr habt von ihnen bereits erfahren, was ihr wissen wolltet.« Seine Gestalt wurde durchscheinend. »Es wird meinen Herren interessieren, was ich ihm zu berichten habe.«
»Stell dich zum Kampf, du Scheusal, und empfange den Lohn für das, was du meinem Sohn angetan hast!« Asha bebte vor Zorn.
»Zum Kämpfen bin ich nicht gekommen«, antwortete Yamaduta. »Ich bin der Bote meines Herrn, und ich führe seine Befehle aus.« Er war kaum noch stofflich zu erkennen.
»Hinterher«, ergriff Zamorra die Gelegenheit. »Der Weg durch die Dimensionen ist offen, und eine solche Gelegenheit wird es wahrscheinlich nie wieder geben.«
»Du hast Recht«, stimmte Asha zu. »Stellt euch hier hin!«
Zamorra und Nicole gehorchten, wenn ihnen auch nicht wohl dabei war. Mit den Kräften Kalis war nicht zu spaßen.
In diesem Moment löste sich Yamaduta vollständig auf.
Auch die Umgebung um Zamorra und seine Gefährten verschwand…
Und obwohl er aus der Mythologie wusste, dass die Reise vier Stunden und vierzig Minuten dauern musste, kam es ihm so vor, als erschienen ohne Übergang die Umrisse ihres Zieles vor ihren Augen.
Sie standen vor dem Tor der Totenstadt Yamapura.
Und das war nicht unbewacht. Von Yamaduta fehlte jede Spur, wahrscheinlich hatte er das Tor ohne weiteres passieren können. Doch zwei vieräugige Hunde mit riesigen Schnauzen knurrten die
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