0799 - Abschied von Terra
einemmal wußte Walik, was das erratische Feuer des Blastergeschützes zu bedeuten hatte.
„Oh, dieser verdammte Idiot...!" stöhnte er.
*
In diesem Augenblick fauchte jenseits der Talkrümmung das Geschütz von neuem.
Walik hatte eine Idee. Es gab nur ein einziges Geschütz. Wollte Augustus das Feuer nur deswegen auf sich ziehen, weil andere sich dann der Stadt ungehindert nähern konnten?
Hatte er zu früh aufgegeben? War seine Rückkehr zur HÜPFER weiter nichts als Zeitverschwendung gewesen?
„Ich gehe wieder vor!" rief er.
In ungestümem Tempo stürmte er durch den Bambuswald. Bei der Talkrümmung sicherte er kurz, dann lief er weiter auf die Stadt zu. Ab und zu duckte er sich in die Deckung eines Busches und wartete ein paar Sekunden. Das Geschütz fauchte immer noch von Zeit zu Zeit. Aber kein einziges Mal kam der rote Energiestrahl Walik auch nur nahe.
Augustus sah er nicht. Drüben, am anderen Talrand, erstreckte sich eine natürliche Hecke. Wahrscheinlich hielt sich der Ka-zwo dort irgendwo versteckt. Walik hatte inzwischen den ungefähren Standort des Geschützes ausgemacht. Am Südwestrand der Stadt gab es eine Bodenschwelle. Häusertrümmer lagen darauf verstreut. Das Geschütz war irgendwo entlang der Schwelle in den Untergrund eingebaut.
Es war jetzt eine Feuerpause eingetreten. Anscheinend ließ Augustus sich nicht mehr sehen. Dadurch wurde auch Walik zur Vorsicht gezwungen. Wenn er sich jetzt zeigte, würde die Automatik ihn anstelle des Roboters als Ziel wählen. Er kauerte hinter einem Strauch und nutzte die Zeit, um sich die Einzelheiten des Geländes einzuprägen.
Vielleicht ließ sich Doug Langurs Energieschleuder einsetzen. Er überlegte, ob er mit dem Forscher per Radiokom darüber sprechen sollte.
Da gewahrte er plötzlich Bewegung in den Trümmern der Stadt. Er schob sich ein wenig nach vorne, um zwischen den Zweigen des Strauches hindurch besser sehen zu können.
Eine Gestalt war aus den Häuserruinen aufgetaucht. Sie bewegte sich auf merkwürdige Art und Weise: einen Sprung vorwärts, einen zur Seite. Ihre Bewegungen waren ungeheuer schnell. Immerhin war zu erkennen, daß die Gestalt ein gelblichbraunes Gewand trug.
Fasziniert beobachtete Walik die Sprünge des Roboters. Was niemand sonst erkannt hatte, war dem Ka-zwo sofort klar gewesen: Das Geschütz konnte nicht ins Stadtinnere feuern. Augustus hatte es fertiggebracht, den Außenring zu durchbrechen und in die Stadt zu gelangen.
Anscheinend traute er dem Frieden trotzdem nicht ganz. Seine wirren Sprünge bewiesen, daß er immer noch großen Respekt vor dem Geschütz hatte. Er hatte jetzt die Bodenschwelle fast erreicht. Walik sah, wie er mit einem mächtigen Sprung über einen kleinen Trümmerberg hinwegsetzte. Im nächsten Augenblick war er verschwunden, als hätte er sich in Nichts aufgelöst.
Walik hielt es nicht mehr hinter seinem Strauch. Augustus war nur eine Maschine. Aber er war das erste belebte Geschöpf, dem Walik nach dem Erwachen aus vier Monaten Bewußtlosigkeit begegnet war. Damals, in Jensens Camp, in einer kurzen Verschnaufpause zwischen zwei mörderischen Blizzards. Augustus hatte ihn auf seinen Schultern nach Nome getragen. Augustus hatte ihm das Leben gerettet. Was war verständlicher, als daß er in diesen Augenblicken um die „Maschine" bangte?
Er rannte auf die Bodenschwelle zu. Er stolperte über ein Trümmerstück und schlug der Länge nach hin. Kann sein, daß ihm das das Leben rettete. In diesem Augenblick fing der Boden an zu beben. Der rollende Donner einer kräftigen Explosion war zu hören. Dort, wo Augustus verschwunden war, puffte eine schwarze Qualmwolke aus der Erde.
Und dann kam Augustus. Die Erde spie ihn von sich. In grotesker Haltung, Arme und Beine weit von sich gestreckt, segelte er durch die Luft. Kaum mehr als fünf Meter von Walik Kauk entfernt krachte er zu Boden.
Walik stemmte sich in die Höhe. Beim Sturz hatte er sich den rechten Knöchel lädiert.
Humpelnd steuerte er auf die reglose Gestalt des Roboters zu.
„Augustus! Was ist los... Mensch ... sag doch was ...!"
Aber Augustus rührte sich nicht.
*
Der Robottyp K2, mit dem die aphilische Gesellschaft alle Androidroboter früherer Typen ersetzt hatte, war an und für sich ein recht primitives Gebilde. Das lag zum Teil daran, daß die Ka-zwos grundsätzlich nur auf Befehl, nicht aber aus eigenem Antrieb zu handeln hatten. Dadurch wurde, gegenüber den älteren Robottypen, der ziemlich aufwendige
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