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0799 - Abschied von Terra

Titel: 0799 - Abschied von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kanthall ins Wort. „Du bist der Boß hier. Also ernennst du irgend jemand zum offiziellen Eheschließer."
    Auf diese Weise zwang Walik Kauk die Terra-Patrouille, ausgerechnet in dem bisher entscheidensten Augenblick ihrer Geschichte, die erste Ernennung eines Beamten vorzunehmen. Die Wahl fiel auf Sailtrit Martling. Sailtrit akzeptierte erst nach längerem Zögern.
    „Und wenn ich selber heiraten will, was dann?" fragte sie.
    „Ich erteile dir hiermit die Vollmacht, einen Stellvertreter zu bestimmen", löste Jentho Kanthall ihr Problem.
    Mara Bootes und Walik Kauk wurden gegen elf Uhr getraut. Es war keine hinreißend feierliche Zeremonie, weil außer den beiden Brautleuten niemand so richtig bei der Sache war. Aber sie war dennoch von Bedeutung. Das Häuflein der Überlebenden hatte an eine uralte irdische Tradition angeknüpft, die um ein Haar verlorengegangen wäre.
     
    3.
     
    Gegen dreizehn Uhr überquerte die HÜPFER den Vangtze wenige Kilometer nordöstlich der Stadt Anch'ing. Am Horizont zeichnete sich die Silhouette des Hügellands von Ihsien ab. Doug Langur flog nach einer großmaßstäblichen Karte, die er vorzüglich zu lesen verstand.
    Vorsichtig drang das kleine Fahrzeug in die Bergwelt ein. Der Forscher war jederzeit bereit, die Schirmfelder der HÜPFER anzufahren. Auf dem Flug von Terrania City hatte sich nämlich folgende Unterhaltung abgespielt: „Leute, wir haben etwas völlig übersehen!" ließ Sante Kanube sich plötzlich vernehmen.
    Das kam so unerwartet, daß Walik Kauk den Afro-Terraner entgeistert anstarrte.
    „Was meinst du?" fragte er.
    Santes feistes Gesicht strahlte. Die Zähne blitzten.
    „Ich meine, daß Ihsien vielleicht ein mörderisch heißes Pflaster ist, Mann! Hast du dir schon mal überlegt, wie viel eine kleine Stadt auf dem Kasten haben muß, um ein Kazwo-Kommando zu vernichten?"
    Walik Kauk gestand sich ein, daß er darüber noch nicht nachgedacht hatte.
    „Dieser Kitchener wußte, daß es in Ihsien Raumschiffe zu holen gab. Die Leute von Ihsien haben das sicher auch gewußt, oder?"
    „Wahrscheinlich", gab Walik zu.
    „Die Leute von Ihsien haben ebenfalls gewußt, daß die ganze Welt wie verrückt hinter Raumschiffen her ist, klar? Also haben sie rechtzeitig ihre Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
    Auf der anderen Seite aber sind die Ka-zwos ausgezeichnete Kampfmaschinen. Daß trotzdem ein ganzes Kommando Ka-zwos vernichtet worden ist, beweist, daß die Bürger von Ihsien unbedingt über schwere Artillerie verfügt haben müssen."
    Dem konnte Walik nicht widersprechen. Sante fuhr fort: „Wer soviel in die Sicherheit investiert, der hat sich womöglich auch ein automatisches Feuerleitsystem angeschafft, meinst du nicht auch? Und wenn die Anlage über ihre eigene Energieversorgung verfügt, dann funktioniert das Ganze womöglich heute noch, kapiert?"
    Daher kam es, daß Doug Langur sich dem Hügel, hinter dem Ihsien lag, mit äußerster Vorsicht näherte. Die kleine Stadt lag in einem Tal, das sich von Südwest nach Nordost zog. Früher hatte es eine Straße gegeben, die dem Verlauf der Talsohle folgte. Als die HÜPFER über den Hügelkamm hinwegglitt, sah man, daß die Natur inzwischen zurückgefordert hatte, was ihr gehörte. Die Straße war nur noch daran zu erkennen, daß die Pflanzen dort jünger waren und weniger dicht standen als an den Rändern des Tales.
    An einer Krümmung der Senke kam Ihsien in Sicht. Doug Langur brachte das Fahrzeug zum Stillstand. Die kleine Stadt sah anders aus, als Walik Kauk sie sich ausgemalt hatte.
    Seit der Großen Katastrophe waren über zehn Monate vergangen. Man erwartete, nach soviel Zeit Spuren des beginnenden Verfalls zu sehen. Das außer Rand und Band geratene Klima mochte das seinige dazu beigetragen haben, den Zerfallsprozeß zu beschleunigen. Aber Ihsien - wenigstens der Teil der Stadt, den man von der HÜPFER aus sah - war nicht im langsamen Zerfall begriffen. Es war zerstört worden!
    „Da stimmt etwas nicht!" stieß Sante Kanube hervor. „Ich dachte, sie hätten den Angriff abgewehrt!"
    „Es kann später noch einen zweiten Angriff gegeben haben", pfiff Doug Langur.
    Eine unangenehme Ahnung stieg in Walik Kauk auf.
    „Wir müssen näher heran", sagte er.
    Die HÜPFER setzte sich wieder in Bewegung. In diesem Augenblick geschah es. Walik sah drüben zwischen den Trümmern ein grellrotes Licht aufglühen. Im selben Augenblick traf ein schmetternder Schlag das kleine Fahrzeug und schleuderte es beiseite. Walik Kauk verlor

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