0799 - Abschied von Terra
waren - anscheinend unbemerkt - in das Versteck eingedrungen und warteten auf weitere Anweisungen.
Xallioschs Befehl lautete: „Die Fremden sind unverzüglich unschädlich zu machen und gefangenzunehmen. Nach wie vor existiert das Gebot der Kleinen Majestät, daß bei diesem Vorgehen keiner der Fremden ernsthaft zu Schaden kommen darf."
Damit begann der Angriff auf die BALDWIN TINGMER.
*
Die Dinge entwickelten sich mit atemberaubender Geschwindigkeit.
Plötzlich erloschen in der riesigen Halle die restlichen Sonnenlampen. Der Raumhafen lag in vollständiger Finsternis. Jentho Kanthall schlug Alarm. Gleichzeitig aktivierte er das Triebwerk. Die Außenscheinwerfer der BALDWIN TINGMER flammten auf und durchsuchten mit ihren gleißend hellen Strahlen das Gelände des unterirdischen Raumhafens.
Rund zwanzig fremde Fahrzeuge waren in die Halle eingedrungen. Sie waren schüsselförmig und schienen jedes eine Besatzung von fünfzehn Mann zu haben. Von allen Seiten her näherten sie sich der Korvette. Jentho Kanthall rief die HÜPFER und informierte sie über die Lage. Sein Rat lautete: „Haltet euch von Ihsien fern! Hier brennt's!"
Die schüsselförmigen Fahrzeuge der Hulkoos gingen in Position. Das grelle Energiebündel eines Strahlers leuchtete auf und leckte gegen die Hülle der BALDWIN TINGMER. Inzwischen hatte Jentho Kanthall im Kommandostand Unterstützung erhalten.
Alaska Saedelaere bemannte die Position des Feuerleitoffiziers, Sante Kanube hatte den Posten des Kopiloten übernommen.
Jentho startete.
Mit singenden Feldtriebwerken hob die Korvette von ihrem Standort ab. Sie trieb auf den Ring der Belagerer zu. Mittlerweile hatten alle Fahrzeuge der Schwarzen das Feuer eröffnet. Die BALDWIN TINGMER flog ohne Schutzschirme. Durch das Einschalten der Feldschirme wäre das Kraftwerk womöglich überlastet worden. Dieses Risiko wollte Jentho nicht eingehen. Die Strahlsalven wurden der Terkonithülle der Korvette vorerst noch nicht gefährlich. Erst bei länger anhaltendem Beschuß würden ernste Schäden entstehen. Es gab andere Methoden, sich den Feind vom Leibe zu halten.
„Wo bleibt die Artillerie?" rief Jentho. „Warum feuerst du nicht?"
„Wir haben das nicht nötig", antwortete Alaska Saedelaere gelassen. „Öffne den Schacht und hau ab, dann können sie uns nichts mehr anhaben."
„Ohne ihnen einen Denkzettel zu geben?" protestierte Jentho.
„Wofür einen Denkzettel? Sie sind nicht auf unser Leben aus. Meinst du nicht, sie hätten diese Halle einfach sprengen und uns unter den Trümmern begraben können, wenn ihnen daran gelegen wäre?"
„Was wollen sie dann?" fragte Jentho verblüfft.
„Ich nehme an, die Kleine Majestät braucht Untertanen. Sie fürchtet, daß wir uns absetzen wollen. Das möchte sie verhindern."
Jentho antwortete nicht. Er betätigte den orangeroten Schalter und sah die Anzeige grün aufleuchten. Der Schacht war offen. Die BALDWIN TINGMER stieg in die Höhe. Die Hulkoos hatten mit einer solchen Entwicklung nicht gerechnet. Ihr Feuer verstummte.
Sekunden später war die Korvette durch die Schachtmündung in den bewölkten Himmel hinaufgeschossen. Sante Kanubes Blick hing an den Anzeigen des Orters. Nach ein paar Augenblicken sagte er mit Erleichterung in der Stimme: „Negativ! Weit und breit kein großes Fahrzeug in Sicht."
Jentho Kanthall atmete auf. Er hatte fest damit gerechnet, daß die Flotte der großen Hulkoo-Raumschiffe über den Bergen von Ihsien auf die BALDWIN TINGMER warten würde. Vielleicht war wirklich etwas an Alaskas Hypothese, daß die Schwarzen zwar ihre Flucht verhindern, ihnen aber nichts anhaben wollten. Es mochte aber auch sein, daß die Schiffe bereits auf dem Weg waren und im nächsten Augenblick durch die Wolkendecke herabstießen. Jentho hatte nicht den Ehrgeiz zu ermitteln, welche der beiden Vermutungen richtig war. Er steuerte ein beschränkt raumtüchtiges Fahrzeug. Für ihn kam es nur noch darauf an, so rasch wie möglich zu verschwinden.
Er rief nach der HÜPFER. Sie meldete sich mit Standort achtzig Kilometer südlich Irkutsk.
„Wir lassen die Erde auf dem schnellsten Weg hinter uns", erklärte Jentho.
„Einverstanden", antwortete Walik Kauk. „Doug Langur meint, wir sollten uns wenigstens drei bis vier Lichtjahre weit entfernen. Habt ihr Koordinaten für einen Treffpunkt?"
Jentho sah sich nach dem Maskenträger um. Alaska nickte.
„Sind vorhanden", bestätigte Jentho Kanthall. „Ich überspiele."
Die Übertragung
Weitere Kostenlose Bücher