0799 - Abschied von Terra
lang still. Als er sich wieder meldete, hatte seine Stimme einen halb grollenden, halb belustigten Unterton.
„Ich nehme an, es hat keinen Zweck, mit dir über die Gefahren eines solchen Unternehmens zu diskutieren?"
„Keinen", antwortete Walik.
„Noch habe ich nichts von Marboo gehört", beharrte Jentho Kanthall. „Vielleicht hält sie nichts von deiner närrischen Idee?"
„Ich selber habe sie ihm eingeredet!" protestierte Marboo lauthals.
„Gut. Dann gebe ich mich geschlagen", lautete Kanthalls Antwort. „Die BALDWIN TINGMER wird an dieser Stelle zwanzig Stunden auf euch warten. Seid ihr bis dahin nicht zurück ... dann rechnen wir nicht mehr mit euch!"
*
Es geschah immer öfter, daß der Erhabene Bluf-po-la sich stunden- oder gar tagelang in das hinterste seiner Gemächer zurückzog und mit unfreundlichen Gedanken beschäftigte.
Er konnte sich das leisten. Denn drinnen, im Burgfelsen der Iti-Iti lief das Leben seinen ruhigen und normalen Gang. Die Zeit der endlosen Fehden war vorüber. Die Iti-Iti galten als der mächtigste Stamm in diesem Teil des Planeten. Niemand wagte es mehr, sie anzugreifen.
Daß dem so war, hatten die Iti-Iti dem Allerältesten Mitsino zu verdanken. Er war mit einigen Begleitern im Land umhergezogen und hatte zu den benachbarten Stämmen von dem Gott gesprochen, der im Burgfelsen der Iti-Iti wohnte und sie mit seiner Macht beschützte. Zum Beweis, daß er die Wahrheit sprach, zog Mitsino am Ende seiner Darstellung die Waffe, die er von Bluf-po-la erhalten hatte, und schoß mit dem fauchenden Energiestrahl einen seiner Zuhörer nieder.
Im Gegensatz zu dem Aufschwung, den das Ansehen des Stammes der Iti-Iti genommen hatte, stand die fortschreitende Entmutigung des Erhabenen Bluf-po-la. Er hatte die Aufgabe, den Mucierern Gott zu sein, mit Begeisterung übernommen. Er hatte sich dazu berufen gefühlt, diesen Wesen in der Finsternis der Primitivität mit seinem Wissen zu helfen. Er hatte, wie sie, die Technik der Terraner für gefährlich und ihre Produkte, die Maschinen, für zerstörerisch gehalten und sich gelobt, die primitive Kultur der Feuerflieger in eine hochentwickelte, aber untechnische Zivilisation zu verwandeln.
Mittlerweile aber waren ihm immer öfter und immer mehr Zweifel gekommen, ob dieses Ziel überhaupt erreichbar sei. Schlimmer noch: Er hatte darüber nachzudenken begonnen, ob es sich um ein erstrebenswertes Ziel handele.
Mara Bootes hatte, ohne daß Bluff Pollard davon auch nur ahnte, das Richtige getroffen.
Bluffs Entschluß, bei den Mucierern zu bleiben und die Gottheit zu spielen, war der Ausfluß eines kranken Verstandes. Die Krankheit rührte von der Berührung mit dem Gehirnmüll von Namsos her. Die Wirkung der Kontamination aber ließ allmählich nach.
Die Krankheit wich. Bluff Pollard begann wieder normal zu denken.
Plötzlich erschien ihm all das, was er in den vergangenen Monaten getan hatte, als widersinnig. Er konnte sich kaum mehr vorstellen, welche Beweggründe ihn damals dazu getrieben hatten, Walik, Augustus und den Forscher allein mit der HÜPFER zur Erde zurückkehren zu lassen.
An diesem Tag nun zog er endlich die Konsequenz aus seinen Grübeleien. Er nahm sich vor, auf dem schnellsten Wege zur Erde zurückzukehren. Er wollte von nun an seine ganze Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, wie er mit der Terra-Patrouille in Verbindung treten könne.
Er wollte sie um Hilfe rufen und sie bitten, daß sie ihn von Goshmos Castle abholte.
Er war sich darüber im klaren, daß er sich damit große Dinge vornahm. Es gab auf dem ganzen Planeten kein einziges funktionstüchtiges Funkgerät mehr. Aber er war bereit, in den Trümmern der alten Felsenburg der abtrünnigen Ploohn-Königin und in dem Talkessel der früheren Beobachtungsstation zu suchen, bis er einen Sender fand - oder wenigstens genug Bestandteile, daß er sich selber einen bauen konnte.
Auch eine zweite Quelle von Hindernissen übersah er in seinen Überlegungen nicht. Die Iti-Iti verehrten ihn zwar als Gottheit. Aber soweit, daß sie sich seinem Wunsch nach Rückkehr zur Erde willig beugen würden, ging ihre Verehrung nicht. Die Mucierer hatten ihre eigene Art, den Göttern Respekt zu bezeigen. Solange sie sie für gute Götter hielten, gebärdeten sie sich unterwürfig. Bösen Göttern gegenüber waren sie jedoch aufsässig.
Walik Kauk wußte ein Lied davon zu singen. Bluff Pollard war sich darüber im klaren, daß Mitsino, der Allerälteste, ihn sofort zum bösen Gott
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