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0799 - Abschied von Terra

Titel: 0799 - Abschied von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erklären würde, wenn er von seinen Absichten erfuhr.
    In diesem Zusammenhang erwies es sich jetzt als nachteilig, daß Bluff seinen Blaster dem Alten überlassen hatte. Mitsino brauchte ihn, so hatte er gesagt, um zu demonstrieren, daß tatsächlich ein Gott in der Felsenburg der Iti-Iti wohne. Damals hatte Bluff dieses Argument als plausibel erkannt und die Waffe ausgehändigt.
    Heute hätte er sich deswegen ohrfeigen mögen. Ohne Waffe war er darauf angewiesen, sich mit äußerster Vorsicht zu bewegen. Er durfte niemand auch nur ahnen lassen, daß er sich mit dem Gedanken trug, zur Erde zurückzukehren.
     
    *
     
    Mitsino, der Allerälteste, hatte die Beratung nicht im Saal der Ältesten, sondern in einer abseits von den begangenen Wegen gelegenen Kammer zusammengerufen. Denn es ging um wichtige und geheime Dinge. Kein Uneingeweihter durfte erfahren, was der Allerälteste seinen Mitältesten zu sagen hatte.
    „Der Stamm der Iti-Iti ist der mächtigste in der Runde!" eröffnete er die Beratung.
    „So ist es", zwitscherten beistimmend die Ältesten.
    „Die Macht verdanken wir dem Ruf, daß ein Gott in unserer Burg lebt", fuhr Mitsino fort.
    „So ist es", zwitscherten sie wieder, aber diesmal waren es weniger Stimmen, die dem Allerältesten beipflichteten.
    Mitsino merkte wohl, daß es ein paar Leute gab, die bei seinen letzten Worten stutzig geworden waren. Er ließ ein paar Augenblicke verstreichen. Prompt meldete sich einer der Berater zu Wort.
    „Du meinst, es sei nur der Ruf des Gottes, nicht der Gott selbst?" fragte er.
    „Du warst immer einer der Klügsten, Itsinach", lobte Mitsino den Frager. „Du hast auch diesmal sofort erkannt, worum es mir geht. Habt ihr den Erhabenen jüngst gesehen? Habt ihr ihm in die Augen geblickt? Wenn ihr es getan habt, dann sagt mir, ob sein Blick noch derselbe ist wie vor Wochen, als er zu uns kam und wir ihn als Gottheit aufnahmen."
    Wieder war es Itsinach, der das Wort ergriff.
    „Er hat sich geändert", bestätigte er. „Früher hatte er den in die Ferne gerichteten Blick, der die Götter auszeichnet. Seit jüngstem jedoch beobachtet er alles, was in seiner Nähe vorgeht. Er blickt nicht anders als wir auch. Es scheint fast, als sei das Göttliche aus ihm gewichen."
    Mitsino frohlockte. Itsinach sprach, als hätte er sich mit ihm verabredet. Er selbst hätte nicht klarer sprechen können. Die übrigen Ältesten bekundeten ihre Zustimmung, indem sie halblaute Pfeifgeräusche von sich gaben.
    „Itsinach hat recht", schlug Mitsino in die frische Kerbe. „Das Göttliche ist aus dem Erhabenen gewichen. Er ist ein Fremder geworden. Vielleicht trägt er sich sogar mit dem Gedanken, uns zu verlassen."
    „Dann laß ihn doch gehen", schlug ein anderer Ältester vor.
    „Du siehst nicht weiter als bis zu deinen Fingerspitzen!" giftete Mitsino. „Wohin wird er gehen?"
    „In die Wüste."
    „Und was wird er denen erzählen, denen er begegnet? Daß er einst als Gott bei den Iti-Iti lebte. Daß er der Iti-Iti überdrüssig geworden sei und sie verlassen habe. Wem aber verdankt der Stamm der Iti-Iti seine Macht?"
    „Dem Ruf, daß ein Gott in unserer Burg lebt", wiederholte Itsinach die Worte des Allerältesten.
    Jetzt verstanden sie alle. Der Gott, der kein Gott mehr war, mußte daran gehindert werden, die Burg der Iti-Iti zu verlassen. Der Glaube, daß bei den Iti-Iti ein Gott wohne, mußte gewahrt werden.
    „Wie aber sichern wir uns diesen Glauben?" fragte Mitsino mit erhobener Stimme.
    Niemand antwortete. Jeder kannte die Antwort, aber sie fürchteten sich, sie auszusprechen.
    „Ihr seid Feiglinge", schalt sie der Allerälteste. „Ich werde euch sagen, wie man den Glauben wahrt: Wir müssen den Fremden töten!"
     
    *
     
    Nachdem Bluff Pollard seinen Beschluß einmal gefaßt hatte, verlor er mit der Ausführung keine Zeit mehr. Schon in der ersten Nacht schlich er sich - unbemerkt, wie er meinte - aus den weitläufigen Gemächern, die er als Gott bewohnte, und stieg auf langen, gewundenen Wegen bis zum Fuß der Felsenburg hinunter. Seitdem die ständigen Fehden vorüber waren, wurden an den Ausgängen keine Posten mehr aufgestellt. Bluff Pollard trat in die nächtliche Wüste hinaus. Er huschte bis zu einer Gruppe von mannshohen Felsen, die ihm Deckung boten. Dort nahm er sich Zeit, sich zu orientieren.
    Der helle Stern im Südwesten, schräg neben dem Burgfelsen der Iti-Iti, war die Erde. Ihr warmer, grünlich-gelber Schimmer war unverkennbar. Die Erde war, bei

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