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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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erbaute Gebäude am Fuß der San Gabriel Mountains nur noch den morbiden Charme einer vergangenen Epoche.
    Die in der heißen kalifornischen Sonne ausgeblichene Farbe war an vielen Stellen abgeblättert, und die Natur hatte längst einen Teil ihres Territoriums zurückerobert. Der Weg zum Gebäude war von Unkraut und kleineren Büschen überwuchert, hier und da fanden sich zersprengte Steinplatten, die den ungehindert wachsenden Pflanzen nicht mehr standgehalten hatten.
    Aus den mit massiven Läden verschlossenen Fenstern drang nicht der geringste Lichtschein, und auch sonst deutete nichts darauf hin, dass es hier menschliche Bewohner gab.
    Oder zumindest etwas in der Art.
    Und doch wussten die drei Gestalten, die sich dem Haus vorsichtig näherten, dass ihre Ankunft längst bemerkt worden war. Also unternahmen sie gar nicht erst den-Versuch, sich zu verstecken.
    Nicole Duval trat entschlossen aus dem Schatten der Eichen, die den Weg zum Gebäude säumten, und zeigte sich im vollen Mondlicht. Dann hob sie die Arme und drehte sich einmal, um zu zeigen, dass sie keine Waffe bei sich trug. Schließlich zog sie auch noch das Oberteil ihres Kampfanzugs herunter und entblößte ihre nackte Brust, sodass deutlich zu sehen war, dass sie Merlins Stern nicht bei sich trug. Die Dämonenjägerin hatte das Amulett und ihren Blaster Gryf zur Aufbewahrung gegeben.
    »Ich glaube immer noch nicht, dass das eine gute Idee ist«, murmelte Gryf missmutig. Der Silbermond-Druide stand mit Chin-Li einen Meter hinter Nicole, die sich schnell wieder anzog. Auch sie waren vom Haus aus gut sichtbar.
    »Mir gefällt es auch nicht. Aber wir haben keine andere Wahl.«
    »Außerdem macht es mich etwas nervös, dass wir hier wie auf dem Präsentierteller stehen. Jeder Trottel könnte uns auf diese Entfernung mit Opas Donnerbüchse erledigen.«
    »Fu Longs Opa lebte in China, und er ist schon sehr lange tot!«
    »Sehr beruhigend!«
    »Ich komme mit dir«, sagte Chin-Li mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Doch Nicole setzte sich trotzdem darüber hinweg: »Nein, Chin-Li. Das muss ich allein tun. Wenn es brenzlig wird, kann ich immer noch Merlins Stern rufen. Aber wir müssen ihnen zeigen, dass wir ihnen vertrauen.«
    »Aber ich vertraue ihnen gar nicht…«, protestierte Gryf.
    »Ich auch nicht, aber vielleicht wird es Zeit, damit anzufangen…«, sagte Nicole und machte sich auf den Weg. Die wenigen Schritte bis zum Haus kamen ihr endlos vor. Dann stand sie vor der mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Eingangstür.
    Die Dämonenjägerin hob die rechte Hand, um die Klingel zu betätigen, als die Tür wie von Geisterhand aufschwang.
    »Komm herein, Nicole Duval«, sagte Jin Mei.
    ***
    Choquai
    »Tsa Mo Ra, mein Freund. Es freut mich, dass du mir die Ehre deines Besuchs erweist.«
    Wie immer, wenn er Kuang-shis Thronsaal betrat, musste Tsa Mo Ra eine Welle der Übelkeit zurückdrängen, die ihn zu überschwemmen drohte. Doch der Moment des Unbehagens dauerte nur einen Moment, dann hatte Tsa Mo Ra seinen Magen wieder unter Kontrolle. Auch das Gehen bereitete ihm kaum noch Schwierigkeiten. Die Ärzte hatten den schwer verletzten Zauberer nach dem Zwischenfall in Wus Haus schon fast aufgegeben, doch dank seiner erstaunliche Selbstheilungskräfte hatte er sich in wenigen Tagen fast vollständig erholt. Selbst die Krücken hatte er diesmal zu Hause gelassen.
    »Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, göttlicher Kuang-shi.«
    Tsa Mo Ra verbeugte sich tief vor seinem Herrn. Dann, als er lange genug ausgeharrt hatte, stand er auf und näherte sich dem Thron. Kuang-shi empfing seinen menschlichen Diener mit einem milden Lächeln. »Du bist ein wirklich bemerkenswerter Mensch, Tsa Mo Ra. Selbst die Edelsten meines Volkes hätten vermutlich nicht so entschlossen ihr persönliches Glück der Einhaltung des Gesetzes geopfert wie du.«
    »Ich habe nur meine Pflicht getan, Herr.«
    »Du bist zu bescheiden. Wenn es mehr von deiner Sorte gäbe, wäre es fast eine Schande, dass wir euch jagen, um euer Blut zu trinken.« Es war eine rein sachliche Feststellung, ohne den Hauch einer Drohung. »Aber so ist nun mal der Lauf der Dinge. Die Welt besteht aus Jägern und Gejagten, selbst ich kann daran nichts ändern. Es ist das Grundprinzip des Universums. Ganze Galaxien werden vernichtet, um in Jahrmillionen wieder geboren zu werden und andere Galaxien zu verschlingen. Ich weiß es, ich habe es mit eigenen Augen gesehen!«
    Ein kalter Schauer durchlief den

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