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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Es war nicht sehr warm.
    »Ihr Mann nicht da?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wo ist er?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Ich vermute, dass er im Krankenhaus liegt«, sagte Summer. »Habe ich Recht?«

    Elena starrte sie nur an.
    »Mr. Trifonow hat Ihnen geholfen«, fuhr ich fort. »Jetzt müssen Sie ihm helfen.«
    Sie schwieg.
    »Wenn er nicht hier war, um etwas Gutes zu tun, war er woanders, um etwas Böses zu tun. Das ist die Lage. Deshalb muss ich wissen, was passiert ist.«
    Sie schwieg.
    »Diese Sache ist sehr, sehr wichtig«, sagte ich mit Nachdruck.
    »Und wenn beides schlimm gewesen wäre?«, fragte sie.
    »Beides lässt sich nicht miteinander vergleichen«, antwortete ich. »Das dürfen Sie mir glauben. Nicht mal im Entferntesten. Erzählen Sie mir also einfach genau, was geschehen ist, okay?«
    Sie antwortete nicht gleich. Ich ging ein Stück weiter in den Wohnwagen hinein. Der Fernseher war auf PBS eingestellt und lief ziemlich leise. Ich konnte Putzmittel riechen. Ihr Mann war fort, und sie hatte mit einem Mopp, einem Putzkübel und einem Bildungsprogramm im Fernsehen einen neuen Lebensabschnitt begonnen.
    »Ich weiß nicht genau, was passiert ist«, sagte sie. »Mr. Trifonow ist einfach reingekommen und hat meinen Mann mitgenommen.«
    »Wann?«
    »Vorletzte Nacht um Mitternacht. Er hat gesagt, er habe einen Brief von meinem Bruder in Sofia bekommen.«
    Ich nickte. Um Mitternacht. Er ist in Bird um 22.11 Uhr weggefahren. Er war eine Stunde und neunundvierzig Minuten später hier. Hundert Meilen, ein Schnitt von genau fünfundfünfzig Meilen, mit einer Corvette. Ich sah zu Summer. Sie nickte. Leicht zu schaffen.
    »Wie lange hat er sich hier aufgehalten?«
    »Nur ein paar Minuten. Er war sehr höflich, hat sich vorgestellt und mir den Zweck seines Besuchs erklärt.«
    »Und das war’s dann?«

    Sie nickte.
    »Was hatte er an?«
    »Eine Lederjacke. Jeans.«
    »Was für einen Wagen fuhr er?«
    »Wie er heißt, weiß ich nicht. Er ist rot und niedrig. Ein Sportwagen. Seine Auspuffe haben Krach gemacht.«
    »Okay«, sagte ich. Ich nickte Summer zu, und wir gingen zur Tür.
    »Kommt mein Mann wieder?«, fragte Elena.
    Ich stellte mir Trifonow vor, wie ich ihn zuerst gesehen hatte. Zwei Meter, hundertzehn Kilo, rasierter Schädel. Die dicken Handgelenke, die gewaltigen Pranken, die blitzenden Augen - und seine fünf Jahre bei der GRU.
    »Das bezweifle ich sehr«, antwortete ich.
     
    Wir stiegen wieder in das Humvee. Summer ließ den Motor an. Ich drehte mich um und sprach durch die Gitterstäbe mit Trifonow.
    »Wo haben Sie den Kerl zurückgelassen?«, wollte ich wissen.
    »An der Straße nach Wilmington.«
    »Wann?«
    »Um drei Uhr morgens. Ich habe an einer Telefonzelle gehalten und neun-eins-eins gewählt. Meinen Namen habe ich natürlich nicht genannt.«
    »Sie haben ihn sich drei Stunden lang vorgeknöpft?«
    Er nickte langsam. »Ich wollte sichergehen, dass er die Message versteht.«
    Summer schlängelte sich aus der Wohnwagensiedlung, fuhr nach Westen und bog dann nach Norden in Richtung Wilmington ab. Wir kamen an der Werbetafel vorbei und hielten Ausschau nach dem Krankenhaus. Wir fanden es eine Viertelmeile hinter der Stadtgrenze. Es machte keinen schlechten Eindruck, war einstöckig und hatte ein breites Vordach über dem Eingang zur Notaufnahme. Summer parkte auf einem für einen Arzt mit indischem Namen reservierten Platz. Wir stiegen aus. Ich sperrte
hinten auf und ließ Trifonow heraus. Dann nahm ich ihm die Handschellen ab und steckte sie in meine Tasche.
    »Wie heißt der Kerl?«, fragte ich ihn.
    »Pickles.«
    Wir gingen zu dritt hinein, und ich zeigte dem Krankenpfleger hinter der Aufnahmetheke meine Special-Unit-Plakette. Tatsächlich verleiht sie mir in der zivilen Welt keine Rechte oder Vorrechte, aber wie die meisten Zivilisten benahm der Mann sich bei ihrem Anblick, als besäße ich unbegrenzte Vollmachten.
    »Am fünften Januar frühmorgens«, sagte ich. »Irgendwann nach drei Uhr ist hier jemand eingeliefert worden.«
    Der Mann glitt mit einer Hand über die rechts neben ihm in einem Ständer aufgereihten Schreibbretter aus Aluminium und zog zwei davon ein kleines Stück heraus.
    »Mann oder Frau?«, fragte er.
    »Mann.«
    Er ließ eines der Schreibbretter in sein Fach zurückfallen, nahm das andere ganz heraus.
    »John Doe«, las er. »Mittellos, keine Papiere, keine Versicherung, gibt an, Pickles zu heißen. Die Cops haben ihn am Straßenrand gefunden.«
    »Das ist unser

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