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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Mann holte telefonisch Auskunft ein und bekam eine Antwort. Er deutete auf die in den ersten Stock hinaufführende breite Treppe.
    »Oben rechts«, sagte er.

    Wir gingen die Treppe hinauf und wandten uns oben nach rechts. Vor uns lag ein langer Korridor mit Büros auf beiden Seiten. In die Hartholztüren waren Fenster aus geriffeltem Glas eingesetzt. Wir fanden die richtige Tür und betraten ein Vorzimmer, in dem ein Sergeant saß. Es entsprach ziemlich genau meinem Vorzimmer in Fort Bird. Gleiche Wandfarbe, gleicher Fußboden, gleiche Einrichtung, gleiche Temperatur, gleicher Geruch. Der gleiche Kaffee in der gleichen Standardmaschine. Auch der Sergeant glich unzähligen anderen, die ich schon getroffen hatte. Gelassen, tüchtig, nicht aus der Ruhe zu bringen und der Überzeugung, er allein schmeiße hier den Laden, was vermutlich stimmte. Er schaute auf, als wir eintraten. Brauchte eine halbe Sekunde, um sich darüber klar zu werden, wer wir waren und was wir wollten.
    »Ich glaube, Sie wollen den Major«, sagte er.
    Ich nickte. Er nahm den Telefonhörer ab und rief seinen Chef an.
    »Sie können gleich reingehen«, meinte er.
    Als wir die innere Tür öffneten sah ich einen Schreibtisch, hinter dem ein Mann namens Swan saß. Ich kannte Swan ziemlich gut. Zuletzt waren wir uns vor einem Vierteljahr auf den Philippinen begegnet, wo er einen Posten angetreten hatte, auf dem er ein Jahr bleiben sollte.
    »Erzähl’s mir nicht«, begann ich. »Du bist seit dem neunundzwanzigsten Dezember hier.«
    »Hab mir den Arsch abgefroren«, sagte er. »Hatte bloß Tropenuniformen. Das Korps hat drei Tage gebraucht, um eine Winteruniform für mich aufzutreiben.«
    Das wunderte mich nicht. Swan war klein und vierschrötig. Fast ein Kubus. Wahrscheinlich war er im Quartermaster Corps als Sonderfall bekannt.
    »Ist dein MP-Kommandeur hier?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Vorübergehend abkommandiert.«
    »Garber hat deinen Versetzungsbefehl unterschrieben?«
    »Angeblich.«

    »Hast du schon was rausgekriegt?«
    »Nicht mal andeutungsweise.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    Er zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen: He, was erwartest du von der Army?
    »Das hier ist Leutnant Summer«, sagte ich.
    »Special Unit?«, erkundigte sich Swan.
    Summer schüttelte den Kopf.
    »Aber sie ist cool«, sagte ich.
    Swan streckte einen kurzen Arm über den Schreibtisch, und sie schüttelten sich die Hand.
    »Ich muss mit einem Mann namens Marshall reden«, erklärte ich. »Er ist Major irgendwo im Korpsstab.«
    »Hat er Probleme?«
    »Irgendjemand hat welche. Ich hoffe, dass Marshall mir rauszukriegen hilft, wer. Kennst du ihn?«
    »Nie von ihm gehört«, antwortete Swan. »Ich bin erst seit ein paar Tagen hier.«
    »Ich weiß, seit dem neunundzwanzigsten Dezember.«
    Er lächelte, zuckte erneut resigniert mit den Schultern und griff nach dem Telefonhörer. Ich hörte, wie er seinen Sergeanten anwies, Marshall zu finden und ihm mitzuteilen, dass ich ihn sprechen wolle, wann es ihm passe. Ich sah mich um, während wir auf eine Antwort warteten. Swans Dienstzimmer wirkte wie meines in North Carolina geliehen und provisorisch. Die Wanduhr war mit meiner identisch. Elektrisch, kein Sekundenzeiger. Kein Ticken. Sie zeigte achtzehn Uhr zehn an.
    »Ist hier viel los?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte Swan. »Irgendein Hubschrauberpilot war zum Einkaufen in Wiesbaden und ist überfahren worden. Und natürlich ist Kramer gestorben. Das hat ganz schön Wirbel gemacht.«
    »Wer rückt für ihn nach?«
    »Vassell, vermute ich.«
    »Ich habe ihn kennen gelernt«, sagte ich. »War nicht beeindruckt.«

    »Das ist ein vergifteter Kelch. Die Dinge sind im Fluss. Du solltest diese Kerle reden hören. Sie sind echt deprimiert.«
    »Der Status quo ist keine Option«, sagte ich. »Das habe ich drüben gehört.«
    Sein Telefon klingelte. Swan hörte kurz zu, dann legte er wieder auf.
    »Marshall ist bei irgendeiner Nachtübung im Gelände und erst morgen früh wieder da.«
    Summer sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern.
    »Esst mit mir«, sagte Swan. »Ich langweile mich mit all diesen Kavallerietypen. In einer Stunde im O Club?«
     
    Wir trugen das Gepäck in die Unterkunft für durchreisende Offiziere und fanden unsere Zimmer. Meines sah ziemlich genau wie das aus, in dem Kramer gestorben war, nur sauberer. Es entsprach der Standardanordnung amerikanischer Motels. Vermutlich hatte sich damals vor vielen Jahren irgendeine Hotelkette um diesen

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