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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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suchen Sie den Trend dahinter.« Teufel noch mal, sagte er zu sich, als er auf die Toilette ging. Kein Trend ist mir fremd. Dann dachte er etwas anderes:
Die spielen mit meinem Finanzmarkt rum?
Es war kein großer Trost. Er hatte seine Firma an einen Räuber verkauft, wie Winston einsehen mußte, und das Kind war in einen tiefen Brunnen gefallen. Seine Investoren hatten ihm vertraut, und er hatte sie verraten. Beim Händewaschen blickte er in den Spiegel über dem Waschbecken und sah die Augen eines Mannes, der seinen Posten verlassen, seine Leute im Stich gelassen hatte.
Aber jetzt bist du wieder drin, verdammt noch mal, und es gibt einen Haufen Arbeit.
    Die Pasadena war endlich in See gestochen, mehr aus Verlegenheit als aus anderen Gründen, dachte Jones. Er hatte mitangehört, wie Bart Mancuso mit CINCPAC telefoniert und erklärt hatte, das U-Boot sei mit Waffen und so viel Proviant ausgerüstet, daß seine Gänge völlig mit Konservenkartons zugestellt seien, genug für sechzig Tage oder mehr auf See. Das erinnerte Jones an die nicht allzu schöne Vergangenheit mit ihren Dauermissionen. Und jetzt war die USS Pasadena, Unterseeboot der U.S. Navy, also auf See, dachte er, und fuhr mit zwanzig Knoten westwärts, wobei sie eine leise Schraube, keine Hochgeschwindigkeitsschraube benutzte. Andernfalls hätte sie sich bestimmt bemerkbar gemacht. Das UBoot hatte gerade eine fünfzehn Seemeilen entfernte SOSUS-Station passiert, eine von den neuen, die den Herzschlag eines ungeborenen Walbabys abhören konnten. Die Pasadena hatte noch keine Befehle, aber falls und sobald sie kamen, würde sie am richtigen Ort sein, mit einer trainierten, eingespielten Mannschaft und dem Seegefühl, das sich rechtzeitig einstellte, wenn man es brauchte. Das war doch immerhin etwas.
    Ein Teil von ihm wünschte sich dort zu sein, aber das war nun ein Teil seiner Vergangenheit.
»Ich seh' überhaupt nichts, Sir.« Jones blinzelte und schaute wieder auf die Seite des Endlospapiers, die er gewählt hatte.
»Sie müssen auch nach anderen Sachen suchen«, sagte Jones. Nur ein Militärpolizist mit geladener Pistole würde ihn jetzt von SOSUS wegkriegen. Das hatte er Admiral Mancuso klargemacht, der es seinerseits anderen klargemacht hatte. Es hatte eine kurze Diskussion über ein Offizierspatent für Jones gegeben, vielleicht im Rang eines Commanders, aber Ron hatte die Idee selbst abgewürgt. Er war als Sonartechniker erster Klasse aus der Marine ausgeschieden, und das war ihm gut genug. Außerdem hätte es bei den Leuten, die diese Station leiteten und ihn bereits als einen der ihren akzeptiert hatten, nicht gut ausgesehen.
Mike Boomer, Ozeanographietechniker zweiter Klasse, war Jones als Assistent zugeteilt worden. Der Junge konnte ein guter Schüler werden, dachte Dr. Jones, auch wenn er den Dienst in den P-3-Maschinen wegen chronischer Luftkrankheit hatte aufgeben müssen.
»Alle U-Boote haben Prairie-Masker-Systeme. Klingt wie Regen auf der
    Wasseroberfläche. Regen auf dem Wasser ist im Tausend-Hertz-Bereich. Also suchen wir da nach Regen« - Jones legte eine Wetteraufnahme auf den Tisch -, »wo kein Regen ist. Dann suchen wir nach Sechzig-Hertz-Signalen, schwachen, kurzen Signalen, die man sonst übersieht und die da sind, wo der Regen ist. Die benutzen Sechzig-Hertz-Generatoren und -Motoren, nicht wahr? Dann suchen wir kleine Punkte in derselben Gegend, wie zum Beispiel Hintergrundgeräusche. So wie das hier.« Er markierte das Blatt mit einem roten Kugelschreiber und blickte dann zum Command Master Chief der Station herüber, der sich auf der anderen Seite wie ein neugieriger Gott über den Tisch lehnte.
    »Ich habe schon Geschichten über Sie gehört, als ich zum Auffrischungstraining in Dam Neck war. Ich dachte, das wäre Seemannsgarn.«
    »Haben Sie 'ne Zigarette?« fragte der einzige Zivilist im Raum. Der Kommandant gab ihm eine. Die Rauchen-verboten-Schilder waren weg, und die Aschenbecher standen herum. SOSUS war im Kriegszustand, und der Rest der Pazifikflotte würde es vielleicht bald auch sein. Mein Gott, ich bin wieder da, sagte sich Jones. »Na, Sie kennen ja den Unterschied zwischen einem Märchen und Seemannsgarn.«
»Und der wäre, Sir?« fragte Boomer.
    »Ein Märchen fängt an mit: >Es war einmal<«, sagte Jones lächelnd und markierte einen weiteren Sechzig-Hertz-Impuls auf dem Blatt.
»Und Seemannsgarn fängt an mit: >Jetzt mal ohne Quatsch<«, führte der Kommandant den Witz zu Ende. Allerdings war dieser Typ wirklich

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