08 - Ehrenschuld
lauschten. Claggett ging in den Sonarraum, um die Instrumentenanzeige selbst zu verfolgen. Es war eine Art elektronischer Inzest: Das beste Sonarsystem, das jemals gebaut worden war, versuchte das leiseste Schiff zu orten, das jemals gebaut worden war.
»Das sind wir, Sir.« Der erste Sonarmann markierte den Bildschirm mit einem Fettstift. Der Captain versuchte, nicht allzu enttäuscht zu sein. Die Tennessee machte zwanzig Knoten, und die Hydrophone waren für die wenigen Sekunden, die zum Orten nötig waren, nur tausend Meter entfernt.
»Niemand ist ganz unsichtbar«, bemerkte Lieutenant Shaw. »Bringen Sie sie auf den Ausgangskurs zurück. Wir versuchen es noch einmal mit fünfzehn Knoten.« Er wandte sich an den Sonar-Chief: »Setzen Sie einen guten Mann an die Bänder. Dann wollen wir dieses Gerassel achtern mal ausspüren, was?« Zehn Minuten später begann die Tennessee mit einem weiteren Test.
»Das wird alles von oben erledigt, Jack. Während ich das hier lese, arbeitet die Zeit für die, nicht für uns.« Nicht daß Admiral Jackson daran Gefallen fand. Es schien keinen anderen Weg zu geben, und dieser Krieg würde nach dem Motto »Komm, wie du bist, und mach dir unterwegs deine eigenen Regeln« verlaufen.
»Vielleicht hast du mit dem politischen Aspekt recht. Sie wollen schnell
Wahlen durchführen, und sie sind anscheinend furchtbar zuversichtlich ...« »Hast du es denn noch nicht gehört? Sie fliegen permanent Zivilisten
ein«, erzählte ihm Jackson. »Und warum? Ich denke, sie werden alle
vorübergehend zu Einwohnern gemacht, damit sie dem Anschluß
zustimmen. Unsere Freunde mit dem Telefon können den Flughafen
einsehen. Die Anzahl der Flüge hat sich ein bißchen verringert, aber sieh dir die Zahlen an. Vermutlich eine fünfzehntausend Mann starke Truppe auf den Inseln. Sie dürfen alle wählen. Nimm die japanischen Touristen dazu, die schon da sind, und die, die noch eingeflogen werden. Ende der
Fahnenstange.«
Der Nationale Sicherheitsberater zuckte zusammen. »Eine ganz simple
Angelegenheit, oder?«
»Ich kann mich erinnern, wie das Wahlgesetz verabschiedet wurde. In
Mississippi, wo ich aufgewachsen bin, hat das einen ziemlichen
Unterschied ergeben. Findest du es nicht auch großartig, wie die Leute das
Gesetz zu ihrem Vorteil nutzen können?«
»Es ist ganz sicher ein zivilisierter Krieg.« Niemand hat je behauptet,
daß sie dumm seien, sagte sich Jack. Das Wahlergebnis wäre verfälscht, und
sie brauchten als einziges nur noch Unruhe zu stiften. Der Einsatz einer
Streitmacht erfordert schließlich einen eindeutigen Anlaß. Verhandlungen
waren also Teil der Verzögerungstaktik. Die andere Seite bestimmte immer
noch die Spielregeln. Amerika hatte noch keine Strategie des Handelns
entwickelt.
»Daran müssen wir etwas ändern.«
»Wie?«
Jackson reichte eine Mappe hinüber. »Das sind die Informationen, die
ich von dir brauche, Robby.«
Die Mutsu hatte ein Satellitenkommunikationssystem, zu dem auch eine Videoanlage gehörte, die mit dem Flottenhauptquartier in Yo kohama verbunden werden konnte. Es war ein schöner Anblick, dachte Admiral Sato, und wie freundlich von CNN, daß sie ihm die Bilder zeigten. Die Enterprise mit drei zerstörten Schrauben, und die vierte offensichtlich schwer beschädigt. Bei der John Stennis waren zwei offensichtlich schon entfernt worden, die dritte irreparabel beschädigt, und die vierte schien zu seinem Bedauern funktionstüchtig zu sein. Schäden im Inneren waren nicht zu sehen. Während sie zuschauten, wurde einer der riesigen ManganBronze-Propeller der John Stennis entfernt, und ein weiterer Kran fuhr ins Dock; vermutlich, um einen Teil der äußeren Steuerbordwelle zu entfernen, nahm der Erste Maschineningenieur des Zerstörers an.
»Fünf Monate«, sagte er laut. Dann hörte er, wie die Reporterin von sechs berichtete. Zu seiner Freude schien es sich um die Meinung eines ungenannten Werftarbeiters zu handeln.
»Das meint zumindest das Hauptquartier.«
»Sie können uns nicht mit Zerstörern und Kreuzern schlagen«, bemerkte der Kapitän der Mutsu. »Aber ob sie ihre beiden Flugzeugträger im Indischen Ozean abziehen werden?«
»Nicht, wenn unsere Freunde weiter Druck machen. Außerdem«, fügte Sato leise hinzu, «sind zwei Flugzeugträger nicht genug; nicht gegen hundert Kampfflugzeuge auf Guam und Saipan - oder sogar mehr, wenn ich das verlange, und das werde ich wahrscheinlich tun. Es läuft auf eine politische Auseinandersetzung hinaus.«
»Und ihre
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