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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bißchen spät, Seiji. Genau dieses Problem haben wir
erörtert, wie Sie sich erinnern werden ...«
»Ja, das stimmt, ich gebe es zu, aber Sie müssen doch begreifen, daß
selbst in dem Fall, daß wir zu einer Einigung gekommen wären, die
betreffenden Materialien schon eingebaut worden wären - für diese
Menschen hätte es keinen Unterschied gemacht.«
Für den amerikanischen Unterhändler bei den Handelsgesprächen war es
ein rundum befriedigender Moment. Die Todesfälle in Tennessee, tja, das
war schon bedauerlich, aber er hatte sich die Arroganz dieses Scheißkerls
jetzt drei Jahre lang gefallen lassen müssen, und daher genoß er die aktuelle
Situation, so tragisch sie auch war.
»Seiji-san, das kommt ein bißchen spät, wie gesagt. Ich denke, daß wir
eine gewisse Kooperation von Ihrer Seite sehr begrüßen werden, aber wir
haben auch unsere eigenen Aufgaben zu erfüllen. Sie werden sicherlich
verstehen, daß die Pflicht, Leben und Gesundheit unserer Bürger zu
schützen, die ureigene Aufgabe der amerikanischen Regierung ist. Diese
Pflicht haben wir offensichtlich vernachlässigt, und wir müssen unsere
bedauerlichen Versäumnisse wiedergutmachen.«
»Wir können Sie darin nur unterstützen, Robert. Man hat mir gesagt,
daß unsere Autohersteller von sich aus Sicherheitsinspekteure einstellen
wollen, die die Fahrzeuge in Ihren Häfen abnehmen, und ...«
»Seiji, Sie wissen, daß das unannehmbar ist. Es geht nicht an, daß Vertreter
der Privatindustrie staatliche Aufgaben übernehmen.« Das
stimmte nicht, und der Beamte wußte es. Das war gang und gäbe. »Im Interesse der Aufrechterhaltung unserer freundlichen
Handelsbeziehungen sind wir bereit, alle außergewöhnlichen Ausgaben, die
Ihrer Regierung entstehen, zu übernehmen. Wir -« Eine erhobene Hand
gebot Nagumo Einhalt.
»Seiji, kein Wort mehr, im Ernst. Was Sie vorschlagen, könnte nach
unseren Vorschriften über einwandfreie Amtsführung als Verleitung zur
Korruption gedeutet werden - das müssen Sie doch verstehen.« Das
Gespräch verstummte für einige Sekunden.
»Schauen Sie, Seiji, wenn das neue Gesetz erst durch ist, wird sich die
Aufregung sicher rasch legen.« Und bis dahin war es nicht mehr weit.
Rasch aus dem Boden gestampfte »Basisgruppen« - die
Automobilarbeitergewerkschaft hatte die einmalige Chance erkannt
beschworen ihre Mitglieder in einer Flut von Briefen und Telegrammen, die
Abgeordneten mit Anrufen zu überschütten. Im Kongreß war die Beratung
über Trents Gesetzentwurf allem anderen vorgezogen worden, und Insider
rechneten damit, daß das neue Gesetz in spätestens vierzehn Tagen
unterschriftsreif auf dem Schreibtisch des Präsidenten liegen würde. »Aber Trents Gesetzentwurf ...«
Der Vertreter des Handelsministeriums beugte sich vor. »Seiji, wo ist
das Problem? Das Gesetz gibt dem Präsidenten die Möglichkeit, auf
Anraten von Juristen hier im Handelsministerium Ihre Handelsgesetze
seinerseits zu praktizieren. Das heißt mit anderen Worten, daß wir hier Ihre
eigenen Gesetze spiegelbildlich anwenden werden. Es kann doch nicht
unfair sein, wenn Amerika Ihre eigenen, fairen Handelsgesetze auf Ihre
Produkte in derselben Weise anwendet, wie Sie sie auf unsere Produkte
anwenden.«
Erst jetzt kapierte Nagumo, worum es ging. »Aber Sie müssen doch
verstehen, daß unsere Gesetze unserer Kultur entsprechen. Sie haben eine
andere Kultur, und ...«
»Ja, Seiji, ich weiß. Ihre Gesetze sind dazu da, Ihre Industrien vor
unfairem Wettbewerb zu schützen. Wir werden in Kürze genauso verfahren.
Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, daß wir, sobald Sie
Ihre Märkte für uns öffnen, automatisch dasselbe für Sie tun werden. Die
schlechte Nachricht bedeutet, Seiji, daß wir Ihre Gesetze auf Ihre Produkte
anwenden werden, und dann, mein Freund, werden wir sehen, wie fair Ihre Gesetze sind, aus Ihrer Sicht gesehen. Was stört Sie daran? Seit Jahren erzählen Sie mir, daß Ihre Gesetze gar keine echte Schranke darstellen, daß es nur an der amerikanischen Industrie liegt, wenn wir in Japan nicht genauso gut verkaufen wie Sie bei uns.« Er lehnte sich lächelnd zurück. »Na, jetzt werden wir ja sehen, wieweit Ihre Bemerkungen zutreffen. Oder
haben Sie mich etwa, hm, wie soll ich sagen, getäuscht?«
Wenn er Christ gewesen wäre, hätte Nagumo gedacht: Mein Gott, aber
seine Religion war animistisch, und seine inneren Reaktionen waren andere,
wenngleich sie exakt dieselbe Bedeutung hatten. Man hatte ihn eben einen
Lügner

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