08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
erinnerte sie ihn.
„Ja, der auch.“ Er stieß ein leises Kichern aus. „Hunter ist einer, dem gar nichts entgeht. Ich mag den Kerl, aber ich schwöre dir, die meiste Zeit ist der eine lebende Maschine.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, wie es für ihn gewesen sein muss, so aufzuwachsen“, murmelte Jenna und fragte sich, wie jemand aus einem solchen Umfeld hervorgehen konnte, ohne tiefe seelische Verletzungen davonzutragen. Der Gedanke ließ sie frösteln, und sie kuschelte sich enger in Brocks warme Arme. Sein Körper war heiß und fest an ihrem Po, einige Körperteile definitiv härter als andere. Sie lächelte. Daran konnte sie sich schnell gewöhnen. „Wo wir gerade von Mitbewohnern reden …“
Er knurrte fragend, seine Finger spielten mit ihrem Haar.
„Ich denke gerade, eigentlich ist es doch unnötig, dein Quartier aufzugeben, besonders jetzt, wo wir …“ Sie ließ die Worte verklingen, unsicher, wie sie ihre Beziehung bezeichnen sollte, die ursprünglich so unkompliziert und unverbindlich hatte sein sollen, aber irgendwie so viel mehr geworden war.
Er fuhr mit dem Mund langsam ihre Schulter entlang, dann seitlich ihren Hals hinauf. „Bittest du mich etwa, mit dir zusammenzuziehen, Jenna?“
Sie erzitterte unter der feuchten Wärme seiner Lippen und dem sinnlichen Schürfen seiner Fänge an ihrer empfindlichen Haut. „Kann man wohl so sagen. Ich meine, das ist doch schließlich dein Bett, dir gehört hier doch alles.“
„Und du?“ Er fasste ihr Haar zusammen, strich es zur Seite und drückte seinen Mund gegen ihren Nacken. „Gehörst du mir auch?“
Sie schloss die Augen, durch seinen Kuss von Lust überströmt und erfüllt von einer hellen, erschreckenden Freude. „Wenn du die Wahrheit wissen willst, ich glaube, ein Teil von mir gehört dir schon seit Alaska.“
Das Stöhnen, mit dem er antwortete, klang alles andere als unglücklich. Er zog sie fester an sich, seine Zunge spielte über die empfindliche Haut hinter ihrem Ohr. Aber plötzlich erstarrte er.
Den rauen Fluch, der dann folgte, hatte sie nicht erwartet.
„Jenna“, murmelte er beunruhigt. „Ach du Scheiße, das gibt’s doch gar nicht …“
Ein Angstpfeil durchzuckte sie, scharf und kalt. „Was?“
Einen Augenblick lang sagte er nichts.
Und als er endlich antwortete, war seine Stimme leise vor Ungläubigkeit. „Das ist eine Glyphe . Himmel noch mal, Jenna … in deinem Nacken bildet sich eine Dermaglyphe .“
Eine Stunde später saß Jenna auf der Untersuchungsliege der Krankenstation, wo Gideon ihr weitere Blut- und Gewebeproben entnommen hatte. Sie war fassungslos gewesen über die kleine Dermaglyphe auf der Stelle, wo der Älteste den Einschnitt gemacht und sein Implantat eingesetzt hatte, wenn auch nicht schockierter als die übrigen Bewohner des Hauptquartiers. Alle waren gekommen, um sich das Hautmuster anzusehen, das etwa so groß war wie ein Silberdollar und unter ihrem langen Haar verborgen gewesen war. Obwohl niemand seine Spekulationen laut ausgesprochen hatte, wusste Jenna, dass alle sich Sorgen um sie machten, allein schon deshalb, weil völlig unklar war, was diese neue Entwicklung langfristig für sie bedeuten würde.
Jetzt hatten alle den Raum verlassen, alle außer Brock, der an ihrer Seite stand, mit grimmigem Gesicht und reglos in seinem schwarzen T-Shirt und den dunklen Jeans. Auch Jenna hatte nicht viel zu sagen und sah auf, als das Allroundgenie des Ordens ihr eine letzte Ampulle Blut aus dem Arm entnahm.
„Und du sagst, du fühlst dich immer noch gut?“, drängte Gideon und sah sie über seine randlose blau getönte Brille an. „Dir sind keine anderen Hautveränderungen auf deinem Körper aufgefallen? Keine physischen oder sonstigen Veränderungen seit dem letzten Mal?“
Jenna schüttelte den Kopf. „Nichts.“
Gideon warf einen Seitenblick auf Brock, bevor er sie wieder ansah. „Und was ist mit anderen Körperfunktionen? Hat sich deine Verdauung irgendwie verändert? Hast du besonderen Appetit auf etwas oder eine neue Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel?“
Sie zuckte die Schultern. „Nichts. Ich esse wie ein Scheunendrescher, das war schon immer so.“
Das schien ihn etwas zu erleichtern. „Und keine ungewöhnlichen Gelüste, was Hunger oder Durst angeht?“
Ein Hitzewelle überrollte sie, als sie den Blick zu Brock hob. Die Bisswunde, die sie ihm zugefügt hatte, war jetzt fort, aber sie erinnerte sich nur allzu gut an die Gier, die in ihr getobt hatte, als sie ihm
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