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08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Lara
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– Worte, die sie unmöglich verstehen konnte, und doch tat sie es irgendwie.
    „Ich weiß ja nicht, wie’s dir geht, Gresa, mein Freund, aber so eine Amifotze kommt mir gerade recht“, fügte Nassi hinzu. Er war sich so sicher, dass sie seine Sprache nicht verstand, dass er den Nerv hatte, Jenna dabei direkt in die Augen zu sehen. „Nehmen wir die Schlampe mit ins Büro und haben ein bisschen Spaß mit ihr.“
    „Abgemacht.“ Gresa lachte und ließ seinen Fuß aufs Gaspedal fallen, jagte den Lieferwagen unter einer Autobahnbrücke hindurch und in den dichten Nachmittagsverkehr.
    Oh Gott!
    Jennas mulmiges Gefühl im Magen wurde schlagartig zu eiskalter Angst.
    Durch die plötzliche Beschleunigung wurde sie auf den Wagenboden zurückgeworfen. Sie hielt sich mit Müh und Not an den Kistenstapeln fest und wusste, dass sie keine Chance hatte, aus dem fahrenden Lieferwagen zu entkommen. Wenn der Sprung auf die Straße sie nicht tötete, dann mit Sicherheit die Autos und Laster, die rechts und links an ihnen vorbeidröhnten.
    Und jetzt begann sich ihr auch noch der Kopf zu drehen vom Sperrfeuer aus Lichtern und Lärm, das sie von außerhalb des Lieferwagens bombardierte. Die Autoabgase und der Mief im Wagen vermischten sich zu einem so ekelerregenden Gestank, dass sich ihr fast der Magen umdrehte. Ihre ganze Umgebung schien verstärkt und viel zu intensiv, als wäre die Welt irgendwie greller, detailüberladener geworden.
    Verlor sie etwa gerade den Verstand?
    Nach allem, was sie in der letzten Zeit durchgemacht, gesehen und gehört hatte, wäre das weiß Gott kein Wunder.
    Und als sie sich zurücksetzte, sich elend gegen Kisten und Kartons lehnte und den beiden Männern zuhörte, die gerade gierig und bis in die brutalsten Details miteinander diskutierten, was sie mit ihr anstellen wollten, bekam sie das Gefühl, dass ihr Verstand nicht das Einzige war, was hier auf dem Spiel stand. Denn Nassi und sein Freund Gresa hatten in ihrem Büro so allerhand mit ihr vor. Wenn Jenna ihren neugewonnenen Sprachkenntnissen trauen konnte, war da von Messern und Ketten die Rede und von schalldichten Wänden, sodass niemand sie schreien hören würde.
    Eben stritten sie sich darüber, welcher von ihnen zuerst zum Zug kommen würde, als sie von der Hauptstraße in eine heruntergekommene Gegend der Stadt abbogen. Die Straße wurde immer schmaler, die Straßenbeleuchtung immer spärlicher, je weiter sie kamen. Offenbar handelte es sich um ein Industriegebiet, Lagerhäuser und lange rote Ziegelgebäude säumten die Straßen und Gassen.
    Der Lieferwagen holperte über riesige Schlaglöcher und unebenen Asphalt, die Reifen knirschten über den angefrorenen braunen Schneematsch, der sich auf beiden Seiten der Straße zu Haufen angesammelt hatte.
    „Trautes Heim, Glück allein“, sagte Nassi, dieses Mal auf Englisch, und grinste sie vom Beifahrersitz aus an. „Die Fahrt ist vorbei, jetzt wird abkassiert.“
    Die beiden Männer lachten, und der Fahrer parkte den Lieferwagen und stellte den Motor ab. Nassi stand von seinem Sitz auf und kam nach hinten. Jenna wusste, dass ihr jetzt nur noch Sekunden blieben – wertvolle Sekunden, um einen oder beide Männer außer Gefecht zu setzen und zu fliehen.
    Sie brachte sich unauffällig in eine stabile Position, in Vorbereitung auf das, was da unweigerlich auf sie zukam.
    Mit einem breiten Grinsen kam Nassi weiter in den Wagen. „Was hast du uns denn anzubieten, hmmm? Lass mich mal sehen.“
    „Nein“, sagte Jenna, schüttelte den Kopf und spielte das hilflose Frauchen. „Bitte nicht!“
    Er stieß ein lüsternes Kichern aus. „Ich mag es, wenn Frauen mich anbetteln. Wenn eine Frau ihren Platz kennt.“
    „Bitte, tun Sie das nicht!“, sagte Jenna, als er noch näher kam. Sein Gestank brachte sie fast zum Würgen, aber sie behielt ihn starr im Blick. Als er bis auf Armeslänge an sie herangekommen war, streckte sie hastig die linke Hand vor, mit der Handfläche voran, als wollte sie ihn abwehren.
    Sie wusste, dass er sie packen würde.
    Sie rechnete damit und konnte das Triumphgefühl kaum verbergen, das ihr durch die Adern schoss, als er sie am Handgelenk packte und vom Wagenboden hochriss.
    Sie legte ihr Gewicht in die Bewegung und nutzte den Schwung seiner eigenen rohen Gewalt aus, um ihn anzugreifen. Mit der rechten Handkante traf sie ihn hart unter der Nase, rammte weiche Knorpelmasse und brach ihm mit einem splitternden Knirschen das Nasenbein.
    Nassi heulte vor Schmerz auf. „

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