08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
welchen Preis sie wohl dafür zahlen würde.
„Immer noch geschlagene zwei Stunden bis Sonnenuntergang“, sagte Brock mit einem Blick auf die Wanduhr des Techniklabors, als könnte er die Nacht mit bloßer Willenskraft herbeizwingen. Er stieß sich vom Konferenztisch ab, an den er sich gelehnt hatte, seine Beine rastlos, sein Körper voller Bewegungsdrang. „So kurz die Tage um diese Jahreszeit in Neuengland sind, sie vergehen echt im Schneckentempo.“
Er spürte die Blicke der anderen auf sich, als er begann, angespannt im Raum auf und ab zu gehen. Jetzt waren nur noch er, Kade und Gideon im Techniklabor. Lucan war losgezogen, um Gabrielle zu suchen, und Hunter und Rio waren gegangen, um vor der Nachtpatrouille noch ein paar Trainingsrunden mit Renata, Nikolai und Tegan im Waffenraum zu machen. Er hätte mit ihnen gehen sollen. Stattdessen war er im Labor geblieben, weil er neugierig war, wie Gideons letzte Testergebnisse von Jennas Blutproben ausgefallen waren.
Er blieb hinter dem Computermonitor stehen und sah zu, wie eine lange Datenliste durchlief. „Wie lange dauert das noch, Gid?“
Einige Sekunden lang war nur das hektische Klappern der Tastatur zu hören. „Ich lasse noch eine letzte DNA -Analyse durchlaufen, dann sollten wir ein paar Ergebnisse haben.“
Mit einem ungeduldigen Knurrlaut verschränkte Brock die Arme über der Brust und fuhr fort, eine Spur in den Boden zu laufen.
„Fehlt dir was?“
Als er sich zu Kade umsah, musterte der ihn mit schmalen Augen.
Brock machte ein finsteres Gesicht. „Mir? Wieso?“
Kade zuckte die Schultern. „Ich habe dich noch nie so zappelig gesehen, Mann.“
„Zappelig?“ Er wiederholte das Wort wie eine Beleidigung. „Scheiße, keine Ahnung, was du meinst. Ich bin nicht zappelig.“
„Doch, bist du“, bemerkte Gideon am Computer über das Klappern seiner Tastatur. „Die letzten paar Stunden bist du sichtlich abwesend. Seit Alex’ Freundin aufgewacht ist.“
Brock spürte, wie sich sein Gesicht weiter verfinsterte, und er tigerte noch schneller auf und ab. Okay, vielleicht war er unruhig, aber doch nur, weil er wollte, dass es dunkel wurde, damit er endlich auf Patrouille losziehen und seinen Job machen konnte. Das war wirklich alles, verdammt noch mal! Mit Jenna Tucker-Darrow hatte das nichts zu tun.
Wenn sie ihn ablenkte, dann nur deshalb, weil ihre Anwesenheit im Hauptquartier gegen alle Regeln des Ordens verstieß. Sie hatten noch nie einen Normalsterblichen in ihr Hauptquartier gelassen. Dass auch alle anderen Krieger sich dieser Tatsache nur zu deutlich bewusst waren, hatte man vorhin, als sie und Alex am Techniklabor vorbeigekommen waren, deutlich gemerkt. Und dass diese Frau unbestimmbare außerirdische Materie in sich trug, die womöglich den Orden und seine Mission gegen Dragos gefährden konnte, machte ihre Anwesenheit nur umso beunruhigender.
Bis zu einem gewissen Grad hatte Jenna sie alle nervös gemacht, und Brock war keine Ausnahme. Zumindest war es das, was er sich selbst sagte, als er ein letztes Mal hinter Gideons Computerarbeitsplatz vorbeiging. Dann stieß er einen wüsten Fluch aus.
„Scheiße, ich bin hier raus! Falls vor Sonnenuntergang irgendwas Interessantes rauskommt, ich bin im Waffenraum.“
Er stapfte zur Tür des Techniklabors und wartete, bis die große Glastür vor ihm aufglitt. Kaum war er über die Schwelle, als Alex auf das Labor zugerannt kam, aus dem Korridor, in dem ihr und Kades Quartier lag.
„Sie ist weg!“, stieß Alex hervor, als sie völlig aufgelöst den Raum betrat. „Jenna … sie ist weg!“
Brock wusste nicht, warum diese Neuigkeit ihn traf wie ein körperlicher Schlag in die Nieren. „Wo ist sie?“
„Keine Ahnung“, antwortete Alex unglücklich.
Im nächsten Sekundenbruchteil war Kade an ihrer Seite. „Was ist passiert?“
Alex schüttelte den Kopf. „Sie hat geduscht und sich angezogen. Als sie aus dem Badezimmer kam, hat sie gesagt, dass sie müde ist, und mich gefragt, ob sie sich ein Weilchen aufs Sofa legen kann. Ich habe mich umgedreht, um ihr ein Kissen und eine Decke aus dem Schrank zu holen, und da war sie plötzlich … einfach weg. Unsere Wohnungstür stand sperrangelweit auf, und von Jenna keine Spur. Ich hab sie die letzten paar Minuten gesucht, aber ich kann sie nirgends finden. Ich mache mir Sorgen um sie. Tut mir leid, Kade. Ich hätte vorsichtiger sein sollen. Ich hätte …“
„Ist schon okay“, sagte er und streichelte sanft ihren Arm. „Du hast nichts
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