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08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Lara
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war nicht das erste Mal, dass sich Sterling Chase so feindselig und aggressiv zeigte, und Brock grübelte darüber nach, was es war, das diesen ansonsten so fähigen, einst sogar brillanten Mann so unberechenbar machte.
    Wenn der Orden sich um eine Zeitbombe in seiner Mitte Sorgen machen musste, dachte Brock, dann sah er sie vermutlich gerade vor sich.
    „Warum zur Hölle brauchen die so lange?“
    Jenna hatte nicht gemerkt, dass sie ihren Frust laut geäußert hatte, bis Alex beruhigend ihre Hand nahm. „Gideon hat gesagt, er wollte noch ein paar zusätzliche Tests mit deinen Proben machen. Wir hören sicher bald von ihnen.“
    Jenna stieß einen verärgerten Seufzer aus. Auf ihren Stock gestützt, obwohl sie ihn eigentlich gar nicht brauchte, stand sie von dem Sofa auf, wo sie gesessen hatte, und humpelte zur anderen Seite des Wohnzimmers. Nach der Blutentnahme in der Krankenstation vor ein paar Stunden hatten Alex und Tess sie in diese Wohnung gebracht und ihr gesagt, dass sie das Privatquartier für die Dauer ihres Aufenthalts im Hauptquartier nutzen dürfte.
    Nach ihrem Zimmer auf der Krankenstation war die Wohnung eine große Verbesserung. Sie war geräumig und bequem, mit übergroßen Ledermöbeln und akribisch polierten dunklen Holztischen, alles ordentlich und aufgeräumt. In den hohen hölzernen Bücherregalen stand eine Sammlung von Klassikern und Standardwerken der Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte, die jeder Bibliothek Ehre gemacht hätte. In sichtlichem Kontrast zu dieser ernsten Lektüre enthielt das Regal daneben peinlich geordnete – lieber Himmel, alphabetisch geordnete – populäre Unterhaltungsliteratur.
    Jenna ließ ihren Blick über Buchtitel und Autorennamen wandern, auch die kleinste Ablenkung kam ihr gelegen, um nicht ständig darüber nachgrübeln zu müssen, was wohl der Grund dafür war, dass Gideon und die anderen sie so lange warten ließen.
    „Tess ist schon über eine Stunde da unten“, bemerkte sie und zog müßig einen Band über Jazzsängerinnen aus seinem Platz bei den Geschichtsbüchern. Sie blätterte darin herum, mehr um ihre Hände zu beschäftigen als aus wirklichem Interesse an dem Buch.
    Als sie gerade bei den Nachtclubs der 20er Jahre war, fiel ein vergilbtes altes Foto heraus, und Jenna fing es auf, bevor es auf dem Boden landete. Das strahlende Gesicht einer hübschen jungen Frau blickte sie aus dem Bild an, in schimmernde Seide und glänzende Pelze gekleidet. Mit ihren riesigen mandelförmigen Augen und der porzellanweißen Haut, die gegen ihr langes tiefschwarzes Haar zu leuchten schien, wirkte sie wunderschön und exotisch, besonders in der Kulisse des Jazzclubs hinter ihr.
    Jenna, deren Leben sich derzeit in einer stetigen Abwärtsspirale von Verwirrung und Sorgen befand, war einen Augenblick lang betroffen vom schieren Jubel im Lächeln der jungen Frau. Sie lächelte mit einer so überschäumenden, ehrlichen Freude, dass es Jenna fast schmerzte, sie anzusehen. Diese Art von Glück hatte sie auch einmal gespürt, nicht wahr? Gott, wie lange war es her, dass sie sich auch nur halb so lebendig gefühlt hatte wie die junge Frau auf diesem Bild?
    Ärgerlich über ihr Selbstmitleid steckte Jenna das Bild wieder zwischen die Buchseiten und schob das Buch auf seinen Platz im Regal zurück. „Ich halte diese Ungewissheit nicht aus, sie macht mich wahnsinnig.“
    „Ich weiß, Jen, aber …“
    „Ach, Scheiße. Ich warte nicht länger hier“, sagte sie und sah sich nach ihrer Freundin um. Die Spitze ihres Gehstocks hallte dumpf auf dem Teppichboden, als sie auf die Tür zuging. „Ein paar Teilergebnisse müssten sie inzwischen doch schon haben. Und ich muss wissen, was da los ist. Ich gehe hin.“
    „Jenna, warte“, warnte Alex hinter ihr.
    Aber sie war schon draußen auf dem Korridor, ging so schnell, wie der lästige Gehstock und der stechende Schmerz, der ihr bei jedem hastigen Schritt ins rechte Bein fuhr, ihr erlaubten.
    „Jenna!“, rief Alex ihr nach, und ihre eigenen Schritte holten im leeren Korridor schnell zu Jenna auf.
    Jenna ging weiter, von einem gewundenen Korridorabschnitt aus poliertem weißem Marmor zum nächsten. Ihr Bein pulsierte jetzt heftig, aber das war ihr egal. Sie warf den Gehstock weg, der sie nur behinderte, und rannte förmlich auf die gedämpften Männerstimmen zu, die von vorne kamen. Als sie an der Glaswand des Techniklabors ankam, keuchte sie, und auf ihren Lippen und auf ihrer Stirn hatte sich vor Schmerzen ein

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