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08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Lara
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ihn einzuschätzen. „Warum?“
    Es wäre einfach gewesen, ihr eine charmante, nichtssagende Antwort zu geben, ihr den üblichen schlagfertigen Blödsinn zu erzählen, mit dem er Kade und die anderen Jungs immer abspeiste, sobald das Thema Stammesgefährtinnen und emotionale Verstrickungen aufkam. Aber als er Jenna jetzt in die Augen sah, konnte er nur ehrlich sein, egal, was sie danach von ihm halten würde. „Langzeitbeziehungen bedeuten zu viele Gelegenheiten, jemanden zu enttäuschen. Also versuche ich, ihnen aus dem Weg zu gehen.“
    Eine oder zwei Minuten lang sagte sie gar nichts. Sah ihn einfach nur schweigend an, ihre Arme immer noch um sich selbst geschlungen, ihre Augen dunkel von unausgesprochenen Gefühlen. „Ich weiß genau, was du meinst“, sagte sie schließlich, und ihre Stimme war ein wenig heiser geworden, kaum mehr als ein Flüstern. „Ich bin selber Spezialistin dafür, andere zu enttäuschen.“
    „Das glaub ich dir nicht.“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese kompetente, selbstbewusste Frau bei irgendetwas versagte, was sie sich vorgenommen hatte.
    „Glaub mir“, sagte sie nüchtern, dann drehte sie sich von ihm fort und ging zur anderen Wand hinüber, wo neben den Notizen und ausgedruckten Karten auch einige Zeichnungen angepinnt waren. Als sie wieder sprach, lag eine Lässigkeit in ihrer Stimme, die gezwungen klang. „Also, ist diese Allergie gegen Langzeitbeziehungen was Neues bei dir, oder bist du Bindungen schon immer aus dem Weg gegangen?“
    Sofort sah er funkelnde dunkle Augen vor sich und hatte ein schelmisches, melodiöses Lachen im Ohr, das ihn immer noch verfolgte wie ein Geist, der sich in den entlegenen Ecken seiner Erinnerung versteckte. „Vor langer Zeit gab es da mal jemanden. Oder vielmehr hätte es jemanden geben können. Sie ist lange tot.“
    Schlagartig war Jenna zerknirscht. „Brock, das tut mir leid. Ich wollte nicht …“
    Er zuckte die Schultern. „Du brauchst dich nicht entschuldigen. Es ist ewig her.“ Fast im wörtlichen Sinn, wie er erkannte, verblüfft von der Tatsache, dass tatsächlich schon fast hundert Jahre vergangen waren, seit seine Nachlässigkeit jemanden das Leben gekostet hatte, den er eigentlich hätte beschützen sollen.
    Langsam kam Jenna zu ihm herüber und setzte sich in seiner Nähe auf die Kante des langen Konferenztisches. „Was ist mit ihr passiert?“
    „Sie wurde ermordet. Ich war damals Leibwächter im Dunklen Hafen ihrer Familie in Detroit. Ich war dafür verantwortlich, sie zu beschützen, aber ich habe versagt, sie ist während meiner Schicht verschwunden. Ihre Leiche ist erst Monate später in einem verdreckten Flussabschnitt aufgetaucht, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.“
    „Oh mein Gott!“ Jennas Stimme war leise, ihre Augenbrauen gerunzelt vor Mitgefühl. „Das ist ja furchtbar.“
    „War es allerdings“, sagte er und erinnerte sich nur allzu gut daran, was man ihr Entsetzliches angetan hatte, vor ihrem grausamen Tod und danach. Und nach drei Monaten im Wasser war der Anblick ihrer Überreste auch nicht leichter zu ertragen gewesen.
    „Tut mir leid“, sagte Jenna wieder, streckte die Hand aus und legte sie auf seinen muskulösen Oberarm.
    Er versuchte, das Begehren zu ignorieren, das bei der Berührung in ihm aufflammte. Er versuchte, sich aus ihrer Anziehungskraft zu lösen, aber genauso gut konnte man dem Feuer befehlen, nicht heiß zu sein – man fasste es an und verbrannte sich. So, wie er jetzt brannte, als er auf Jennas blasse Hand hinuntersah, die auf seiner dunkleren Haut ruhte.
    Als er wieder den Blick zu ihr hob, merkte er daran, wie ihr der Atem stockte, dass in seinen Augen bernsteinfarbene Lichtfunken tanzten, ihre Transformation sein Verlangen nach ihr verriet. Sie schluckte, sah aber nicht weg.
    Oh Gott, und sie zog auch ihre weiche Hand nicht weg, nicht mal, als ihm ein tiefes, lüsternes Knurren in der Kehle aufstieg.
    Die Erinnerung daran, was erst vor wenigen Stunden in seinem Quartier zwischen ihnen passiert war, überflutete ihn wieder wie eine heiße Welle. Nur wenige Zentimeter hatten sie dort voneinander getrennt, genau wie jetzt. Vorhin hatte er sich gefragt, ob Jenna gewollt hatte, dass er sie küsste. Er war sich unklar über ihre Gefühle gewesen – ob es sein konnte, dass sie ihn genauso heftig begehrte wie er sie. Jetzt musste er es wissen, und zwar mit einer Wildheit, die ihn erschütterte.
    Um sicherzugehen, dass er die Lage nicht falsch interpretierte, hob er

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