08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
eine tröstliche Wärme.
„Er hat mich wählen lassen“, sagte sie und erinnerte sich an jede unerträgliche Minute ihres Martyriums.
Aber schlimmer als die endlosen Stunden ihrer Gefangenschaft, in denen sich der Älteste von ihr genährt hatte, schlimmer als der Schrecken zu erkennen, dass ihr Peiniger eine Kreatur aus einer anderen Welt war, war der schreckliche Augenblick gewesen, als sie ihre eigene heisere Stimme die Worte hatte sagen hören, die aus den schändlichsten Untiefen ihrer Seele zu kommen schienen.
Ich will leben.
Oh Gott … bitte, lass mich leben.
Ich will nicht sterben!
Jenna schluckte an dem Kloß in ihrem Hals. „Ich denke nur immer, dass ich sie nicht genug geliebt habe“, flüsterte sie, ganz elend beim Gedanken daran. „Ich muss nur immer denken, wenn ich sie wirklich geliebt hätte, wäre ich mit ihnen gestorben. Und als der Älteste mich gezwungen hat zu wählen, ob ich leben wollte oder nicht, hätte ich mich anders entscheiden sollen.“
Als ihr Atem in ein Schluchzen überging, glitten Brocks Finger unter ihr Kinn und hoben es an, bis sie ihm in die Augen sah. „Du hast überlebt“, sagte er ernst, und doch klang seine Stimme unendlich sanft. „Das ist alles, was du getan hast. Niemand würde dir daraus einen Vorwurf machen, sie am allerwenigsten.“
Sie schloss die Augen, spürte, wie sich das schwere Gewicht ihrer Reue bei seinen tröstlichen Worten etwas von ihr hob. Aber in ihrem Herzen war nichts als ein kalter, leerer Abgrund, der nur noch weiter aufklaffte, als Brock sie fest an sich zog und tröstete. Seine Wärme und Fürsorglichkeit drangen in ihre Haut wie Balsam und weckten tiefere Emotionen als ihr Begehren, das auch nicht nachlassen wollte, so nah, wie sein Körper ihr war.
Sie kuschelte sich in die Geborgenheit seiner Arme und legte die Wange an seine feste, starke Brust.
„Ich kann es dir abnehmen, Jenna.“ Sie spürte den warmen Druck seines Mundes, und wie sein Atem über ihr Haar strich, als er sie oben auf den gesenkten Kopf küsste. „Ich kann dir den Kummer abnehmen, wenn du willst.“
Ein Teil von ihr rebellierte bei dem Gedanken. Die unabhängige Frau, die erfahrene Polizistin, die immer in vorderster Front stand, sobald es irgendwo ein Problem gab, zuckte zusammen beim Gedanken, dass ihr Kummer zu groß war, als dass sie ihn alleine tragen könnte. Sie hatte nie eine helfende Hand gebraucht, noch würde sie jemals darum bitten – niemals. Diese Art von Schwäche konnte sie sich nicht erlauben.
Sie zog sich zurück und wollte schon etwas Entsprechendes sagen. Aber als sie den Mund öffnete, kam kein Wort heraus. Sie starrte auf Brocks gut aussehendes Gesicht, in seine durchdringenden dunklen Augen, die so tief in sie hineinzusehen schienen.
„Wann hast du dir das letzte Mal ein bisschen Glück gegönnt, Jenna?“ Er streichelte ihre Wange so leicht, so andächtig, dass sie unter seiner Berührung erzitterte. „Wann war es das letzte Mal, dass du dir erlaubt hast, so richtig scharf zu sein?“
Seine riesige Hand fuhr ihr seitlich den Hals hinunter, die breite Handfläche und die langen Finger strahlten Hitze aus. Ihr Puls beschleunigte sich, als er ihren Nacken umfasste und mit dem Daumen über die empfindliche Haut unter ihrem Ohr strich.
Dann zog er sie an sich, hob ihr Kinn und küsste sie, langsam und tief. Als sein Mund so gemächlich mit ihrem verschmolz, schoss ihr flüssige Hitze durch die Adern. Das Feuer sammelte sich zwischen ihren Beinen und erfüllte sie mit hellem, wildem Verlangen.
„Wenn du das nicht willst“, murmelte er an ihren Lippen, „dann brauchst du mir’s bloß zu sagen. Ich kann jederzeit aufhö…“
„Nein“, sagte sie und schüttelte den Kopf, hob die Hand und berührte sein starkes Kinn. „Ich will es auch. Ich will dich gerade so sehr, es macht mir eine Heidenangst.“
Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, seine sinnlichen Lippen öffneten sich und enthüllten seine blitzenden weißen Zähne – und Fänge, die sich gerade weit ausfuhren. Jenna starrte auf seinen Mund. Eigentlich hätten ihre Überlebensinstinkte gerade wild Alarm schlagen sollen, sie warnen, dass es tödlich sein konnte, diesen scharfen Fängen zu nahe zu kommen.
Aber sie hatte keine Angst. Ihr war unerklärlich, wie fraglos ihr Verstand seine Transformation akzeptierte. Sie fand es sogar aufregend, als in seinen faszinierenden braunen Augen feurige Lichtfunken zu tanzen begannen.
Über dem Halsausschnitt seines
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